Gerne geht Siegfried Scheffold in die Minnesängerstube im ehemaligen Pulverturm, welche heute Trauzimmer ist. Der Nachbau einer Harfe hat es ihm angetan. Foto: Gräff

Bürgermeisterwahl: Siegfried Scheffold spricht über Hornberg als "Stadt für alle Generationen".

Der Schlossberg ist der Lieblingsort von Siegfried Scheffold. Zwischen den altehrwürdigen Mauern fühlt sich der amtierende Bürgermeister wohl. Gerne geht er in die Minnesängerstube im ehemaligen Pulverturm, welche heute Trauzimmer ist. Vom Schlossturm aus ist die Aussicht auf Hornberg und das Gutachtal einmalig.

"Heimat hat viel mit Gefühl zu tun", sagt der 59-Jährige. Geografisch gesehen ist Heimat für ihn übrigens der Mittlere Schwarzwald: "Ich bin ein Heimatmensch, hier bin ich aufgewachsen und hier lebe ich." Heimat hat aber auch mit Menschen zu tun, die ihm lieb sind. Und dem vertrauten Dialekt. "Heimat sind für mich aber auch die regionalen Spezialitäten, das heimische Bier, die Weine", erzählt er und fasst zusammen: "Ich fühle mich unglaublich wohl hier."

Dritte Amtszeit angestrebt

Scheffold hat sich für eine dritte Amtszeit als Bürgermeister in Hornberg beworben. Einen kleinen Teil seines Privatlebens genießt er nach wie vor in Wolfach. Seit 15 Jahren haben er und seine Frau Elfie eine Eigentumswohnung in Hornberg, dort leben sie die meiste Zeit.

"Da fühlen wir uns sehr wohl, und das ist bei meinem 50- bis manchmal 70-Stundenjob in der Woche auch gut so", sagt Scheffold.

Hornberg sieht er als "liebenswertes Städtchen mit großem Potenzial: "Darum möchte ich auch gerne als Bürgermeister hier weitermachen."

Eine der großen Herausforderungen in der Zukunft wird der demografische Wandel sein, der auch vor Hornberg nicht Halt macht. "Bei uns ist die Situation so, dass wir in den vergangenen Jahrzehnten an Bevölkerung verloren haben", zieht er Bilanz. Darum will er erreichen, dass auch junge Familien künftig eine Lebensperspektive auf dem Land – sprich in Hornberg – haben.

Ganztagsschule einmalig

"Und das haben wir schon unter Beweis gestellt", sagt Scheffold: "Die 2008 bei uns eingeführte Ganztagesschule war einmalig im ganzen Kinzigtal und ist heute noch für viele vorbildlich."

Ausgebaut wurden Angebote in Kindergärten, Krippe: "Für junge Familien gibt es genügend Angebote mit kurzen Wegen und günstigen Preisen zum rundherum wohlfühlen."

Auch die 1750 Arbeitsplätze stellen Scheffold zufrieden. Darum ist eins seiner wichtigen Ziele in den kommenden Jahren, diese zu sichern und dafür zu sorgen, dass weitere entstehen.

Nicht ganz leicht wird es sein, für junge Familien Bauplätze zu schaffen. Scheffold zeigt auf Hornberg: "Sie sehen unsere topografische Situation, wir können keine topfebenen Bauplätze anbieten." Deswegen wird seit 30 Jahren konsequent Stadtsanierung betrieben.

Vom Turm aus kann man die Ergebnisse sehen. "Mehr als 100 Gebäude sind in meiner bisherigen Amtszeit saniert worden mit dem Ergebnis, dass wir jetzt 250 modernisierte und zeitgemäße Wohnungen haben", sagt Scheffold.

Jugendhaus sinnvoll?

Und wo bleibt die Jugend, wäre da nicht ein Jugendhaus sinnvoll? "Wir haben in Hornberg für Kinder und Jugendliche ein unglaublich breites Spektrum an Angeboten und städtischen Räumlichkeiten in unterschiedlichster Form", entgegnet Scheffold.

Für sein Verständnis lässt das kaum einen Wunsch offen: vielseitigste Sportangebote wie beispielsweise Fussball, Handball, Tennis, Motorsport, Turnen oder Leichtathletik: "Da sollte wirklich für jeden was dabei sein".

Viele Angebote

Scheffold zählt die ganzen musischen und kulturellen Angebote, Musikvereine, Musikschule, Mediathek, Wandervereine, Feuerwehr, DRK, die Fasnachtsvereine und die Kirchen auf.

Viele haben spezielle Abteilungen und sogar Räumlichkeiten, die oft auch von der Stadt gestellt werden. Und ein Jugendzentrum?

"Das halte ich für unser kleines Städtle für eine Nummer zu groß und auch nicht für finanzierbar. Es müssten eigene Räume geschaffen werden, die von hauptamtlichen Kräften betreut werden. Sonst kann man mit gutem Gewissens eine solche Einrichtung nicht anbieten", sagt Scheffold. Die zur Verfügung stehenden Gelder will er lieber den Vereinen und Organisationen zugute kommen lassen, die sich mit ehrenamtlichen Betreuern und Trainern um die Jugend kümmern.

Mischung Jung und Alt

Wie sieht es aber mit dem Zusammenleben von Jung und Alt aus? Auf die Frage, ob er sich Mehrgenerationenhäuser vorstellen könnte, muss Scheffold schmunzeln. "Das eigentliche Mehrgenerationenhaus finden wir ja in Niederwasser und Reichenbach", sagt er: "Der Schwarzwaldhof beispielsweise ist das typische Mehrgenerationenhaus, was man sich idealer nicht vorstellen kann, da wird das Modell noch gut gelebt."

Dann kommt er wieder auf die Frage zurück: "Das sind Wohnformen, mit denen man sich durchaus befassen kann." In der Prioritätenliste ganz oben sieht Scheffold allerdings derzeit noch mehr seniorengerechte Wohnungen mit Betreuungsangeboten. "Wenn solch ein neues Projekt entsteht, kann man durchaus überlegen, mit jungen Familien auch eine gute Mischung Jung und Alt hinzubekommen.

In den vergangenen 15 Jahren hat Hornberg ein "Rundum-Sorglos-Paket für Senioren schnüren können", sagt Scheffold: "Da sind die ganzen ambulanten Dienste, ärztliche Angebote, das Pflegeheim, der Seniorentreff, aber auch die kurzen Wege zum Einkaufen sowie ein gutes Vereinsleben und kirchliche Angebote.

Ist Hornberg mit seinen Teilorten also ein Stück Lebensqualität? "Das kann ich so sagen, da können wir schon punkten damit, die Vereine sowie Gemeinderat und Verwaltung haben da in den vergangenen Jahren einen sehr guten Job gemacht", sagt Scheffold.