Kinder vom Haugenstein: Sie trifft es am härtesten, wenn demnächst mit Beginn der Heizsaison einige Wohnungen kalt bleiben, weil die Warmwasserlieferung zum unlösbaren Konfliktfall zu werden droht. Foto: Hopp

Fachleute von Haus & Grund warnen vor Risiken, die auf Mieter und Eigentümer zukommen.

Horb - Die Chancen, den Haugenstein-Konflikt zu bereinigen, stehen derzeit schlecht. Immobilien-Fachleute von Haus & Grund Horb warnen vor weiteren großen Schwierigkeiten, die auf Mieter und Wohnungseigentümer zukommen. Allein schon die Heizsaison könnte problematisch werden.

Die Eigentumsverhältnisse auf dem Haugenstein sind – vorsichtig ausgedrückt – unübersichtlich, um die Warmwasserversorgung streiten sich die Bewohner mit dem Wärmelieferanten, und wo das Geld für Instandhaltung von Straßen und Kanalisation herkommen soll, scheint schleierhaft.

Brenzlige Situation betrifft vor allem Familien mit Kindern

Kurz: Auf dem Haugenstein bahnt sich eine brenzlige Situation an, die vor allem Familien mit Kindern betrifft. Denn ohne massive Investitionen und klare Konzepte droht der Haugenstein über kurz oder lang zu einer Wohnwüste zu verkommen, in der es kein Warmwasser gibt und in der niemand mehr Miete bezahlt oder Schäden repariert. Aktuell steht die Heizsaison vor der Tür, und allein das dürfte viele Bewohner, vor allem Familien mit Kindern, vor große Probleme stellen.

Das alles lässt sich aus einer Reihe von Informationen und Einschätzungen ableiten, die drei Fachleute des Vereins Haus & Grund Horb auf Anfrage unserer Zeitung äußerten: Rechtsanwalt Michael Langner, Steuerberater Tilman Stroh und Immobilienkaufmann Manfred Bok. Was allen dreien wichtig ist: Es gibt im Haugenstein-Streit nicht den einen großen Schuldigen.

Vielmehr habe sich hier ein Drama angebahnt – und alle Handlungsoptionen, die man einmal hatte, seien dahin. Michael Langner beschreibt die heutige Lage so: "Eigentlich haben alle auf ihre Art Recht." Ein Dilemma, das seinen Lauf nimmt.

Manfred Bok hat schon vor Jahren bemerkt, dass auf dem Haugenstein etwas gründlich falsch läuft: "Ich habe allen Interessenten, die mich danach fragten, gesagt: Finger weg! Doch einige waren beratungsresistent. Sie wollten einfach ein Geschäft machen."

Hier die kritischen Punkte aus Sicht der Haus & Grund-Experten:

Die Wohnungsaufteilung

"Die Art, wie man den Haugenstein in Eigentumswohnungen zerlegt hat, war vorhersehbar schlecht", sagt Langner. Besonders für Mieter sei die Situation schwierig gewesen. Die Zukunftsunsicherheit habe viele bewogen, ihre Mietwohnung zu kaufen, um in der gewohnten Umgebung zu bleiben. Wer seine Wohnung nicht gekauft hat, der hat es jetzt mit neuen Vermietern zu tun, die zum Teil im Ausland leben. Versammlungen der Eigentümergemeinschaften seien wegen fehlender Personen oft nicht beschlussfähig. Die Folge: Wenn es um Reparaturen von Schäden oder Behebung anderer Missstände geht, bleiben die Mieter sich selbst überlassen.

Straßen und Kanalisation

Die Kanalisation und die Straßen sind kein Eigentum der Stadt Horb – und das wirft einige brenzlige Fragen auf. Denn wer bezahlt künftig die Sanierungen? Es ist so geregelt, dass die Infrastruktur von einem Unternehmen bewirtschaftet wird, das monatliche Abschlagszahlungen von den Hauseigentümern kassiert. Diese fließen allerdings in die laufenden Kosten. Rücklagen werden keine gebildet. Bei defekter Kanalisation, kaputten Straßenleuchten, Wasserrohrbrüchen oder Schlaglöchern muss die Firma tätig werden und das Geld von den Wohnungseigentümern holen. Ob diese bereit und in der Lage sind, zu bezahlen, scheint zweifelhaft. Das Unternehmen, dem die Infrastruktur gehört, darf damit andererseits keinen Gewinn erzielen. Alles in allem für Langner und seine Kollegen "nicht schlüssig".

Heizung und Warmwasser

Noch viel weniger schlüssig ist die gesamte Warmwasserwirtschaft des Haugensteins. Denn hier treffen ungenaue Mess- und Regeltechnik mit veraltetem Ein-Rohr-Heizungssystem auf eine vertraglich geregelte Versorgung, bei der sich Zahlungsrückstände aufhäufen. Das führte zum Abdrehen der Warmwasserversorgung in einzelnen Häusern (wir berichteten). Langner befürchtet, dass der Wohnraum Schaden nimmt, weil unregelmäßig geheizt wird. "Hier bahnt sich die Situation an, dass Menschen ihren Wohnraum verlieren." Eine Lösung sei denkbar, wenn die Eigentümer aus ihren Verträgen mit dem bisherigen Versorger herauskämen: "Sie könnten sich dann einen neuen Vertragspartner suchen und in neue Messtechnik investieren."    Auch Tilman Stroh warnt vor Risiken für die Haugenstein-Bewohner. "Die dortigen Mieter können nicht einfach mal schnell umziehen. Dazu fehlt im Stadtgebiet der Wohnraum."

Was also tun?

Auswege aus dem Haugenstein-Dilemma sehen die drei Haus & Grund-Experten nur in massiven Investitionen in die Wohnsiedlung – woher auch immer. "Es soll nicht darauf hinauslaufen, dass Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden", sagt Stroh, "doch im Fall Haugenstein kann man die Eigentümer und Mieter nicht einfach im Regen stehen lassen." Langner sieht noch die Möglichkeit, dass sich die Wohnungseigentümer mit dem Warmwasserlieferanten einigen und dieser auf seine Forderungen verzichtet. Dann sollten einheitliche moderne Wärmemessgeräte eingebaut werden. Dazu müssten allerdings alle Eigentümer mit einer Stimme sprechen, was derzeit nicht der Fall ist. "Wichtige Akteure werden nicht da sein", befürchtet Stroh. "Und kein Akteur kann momentan aus meiner Sicht den gordischen Knoten lösen."