Fast wie in Horb an der Sommerhalde: Monika Golla und Frank Fierke im Garten des künftigen Künstlerhauses Foto: Lück

Horberin Monika Golla nutzt Chance in Starzach. Werk- und Wohnräume für Nachwuchs-Künstler.

Horb/Starzach-Börstingen. Eigener Weinberg, kleines Amphitheater, ein Ton-Brennofen und jede Menge Werkstatträume. Monika Golla hat ihr neues Künstlerhaus gefunden. Und auch Starzachs Bürgermeister Thomas Noé ist glücklich.

Die ehemalige Werkrealschule in Börstingen. Im Juli 2014 verließen hier die letzten gut 20 Schüler den Klassenraum. Starzachs Bürgermeister Thomas Noé: "Wir haben uns viele Gedanken um die Nachnutzung gemacht. Als ich in der Zeitung (Schwarzwälder Bote, Anm. d. Red.) gelesen habe, dass es mit Monika Golla und Beuron nicht geklappt hatte, habe ich mir gedacht, das könnte eine Chance sein."

Golla, die in Horb unter anderem den Medienkunstpreis gemacht hatte und zuletzt mit dem "Klingenden Tannenbaum" auf dem Marktplatz für Schlagzeilen sorgte, musste Ende April das Künstlerhaus verlassen. Ihre nächste Station sollte eigentlich Beuron sein. Doch das klappte nicht.

"Das ist keine Konkurrenz zu Horb. Das Konzept ist völlig anders"

Der Schwarzwälder Bote hatte darüber berichtet und geschrieben: "Das könnte die Chance für einen cleveren Bürgermeister sein." Noé fühlte sich angesprochen, um seine Kommune kreativ voranzubringen...

Kurz nach diesem Artikel nahm er mit Monika Golla Kontakt auf. Die Idee der Beiden: Wir versuchen, hier ein Künstlerzentrum zu etablieren. Und weil die Schule so groß ist, fragte Golla gleich ihren Künstlerkollegen Frank Fierke (den Luftikus-Künstler), ob er mitgeht.

Doch klar, ein cleverer Bürgermeister sichert sich ab. Ließ Monika Golla und Frank Fierke im nicht-öffentlichen Teil des Gemeinderates ihr Konzept vorstellen. Noé: "Nicht, um irgend etwas zu verheimlichen. Sondern um die beiden zu schützen, falls es nicht klappt."

Die Sorge war unbegründet: Der Gemeinderat stimmte einstimmig dafür, dass die Golla und der Fierke gut 400 Quadratmeter in der 50 Jahre alten Schule bekommen sollen. Noé: "Wir haben einen Mietvertrag auf ein Jahr geschlossen mit Verlängerungsoption. Das entlastet auch die Gemeinde, weil wir jetzt einen Teil der Nebenkosten durch die Künstler bezahlt bekommen. Und weil die beiden vor Ort sind, tut das auch dem Gebäude gut, weil eine gewisse Kontrolle da ist."

Und nicht nur Kontrolle: Stolz zeigen Monika Golla und Frank Fierke ihren "eigenen Weinberg". Die Künstlerin: "Den haben Schüler angelegt. Ich habe schon Kontakt zu einem Weinbauern. Wir wollen versuchen, ihn wieder zu aktivieren. Damit die Arbeit der Schüler nicht umsonst war." Daneben hat sie die Horb-Samen gepflanzt. Und auch die weiteren Außenanlagen, so versprechen die beiden, sollen noch bepflanzt werden.

Denn Golla und Fierke wollen hier nicht nur Kunst für sich machen, sondern planen hier ein "neues Künstlerhaus". Golla: "Es ist alles da: Werkräume mit Ton-Brennofen, ein kleines Amphitheater und Möglichkeiten, hier zu wohnen. Wir planen hier gemeinsam mit der Kommune, eine Residency für internationale Künstler zu machen." Das Konzept: Während in Horb nur bildende Künstler ein Stipendium bekommen, sollen hier in der Schule internationale Künstler für drei Monate schaffen. Golla: "Egal ob Bildhauer, Literaten, Theater oder Medienkünstler - sie sind eingeladen, zu uns zu kommen."

Einen Namen für das Künstlerhaus gibt es auch schon: StarzachEleven. Nicht elf auf Englisch, sondern Eleven wie Schüler.

Monika Golla stellt aber klar: "Das ist keine Konkurrenz zu Horb. Das Konzept ist völlig anders. Ich hoffe, dass sich die Künstler von Börstingen und Horb gegenseitig befruchten. Und auch die Nähe zu Stuttgart oder Tübingen kann kein Fehler sein."

Die Ausschreibung für die Residency, so ist die Planung, soll vielleicht im Winter stehen. Golla: "Ich hoffe, dass wir im Frühjahr hier drei bis vier Künstler haben. Wenn es schneller gehen sollte - auch gerne. Aber ich bin da lieber vorsichtig."

Denn: Zunächst gilt es für die Künstler, sich einzurichten. Sie wollen den Kontakt zu den Starzachern vertiefen, die Möglichkeiten ausloten, die Räumlichkeiten ausbauen und umgestalten. Klar ist nur: Die bisherigen Klassenzimmer sind ein bisschen Loft-mäßig eingerichtet. Im ehemaligen Musikzimmer steht das berühmte "Rote Sofa". Dahinter ein Luft-Objekt von Frank Fierke. Monika Golla: "Ich denke, dort werden sich ab Sommer wieder interessante Gäste sozusagen quetschen."

Sieht also so aus, als ob der Plan der Gemeinde Starzach und der Künstler aufgehen könnte. Aber jetzt heißt es erst mal, in die Hände spucken. Monika Golla: "Jetzt kommt gleich Doro Jakubowski, wir machen die Klänge für Jedermann." Und Frank Fierke hat schon die Nähmaschine aufgebaut: "Für das Starzach-Fest im Juli stelle ich jetzt die ersten Objekte zusammen."