Fällt die Horber Portalfunktion weg, könnte auch das Freudenstädter Krankenhaus unter den Auswirkungen leiden. Foto: Hopp

Kreistag berät über Empfehlung des KLF-Aufsichtsrats und damit über die Zukunft der Standorte.

Kreis Freudenstadt - Heute tagt ab 15 Uhr der Kreistag. Erst zwei eher unbedeutende Tagesordnungspunkte, dann kommt die nichtöffentliche Sitzung. Hier soll diskutiert werden, wie es mit den stark defizitären Krankenhäusern in Freudenstadt und Horb weitergeht.

Wird Horb zum Zentrum für Altersmedizin und die Akut-Klinik (das Krankenhaus im klassischen Sinne) für immer geschlossen? Während einer gut zehnstündigen Aufsichtsratsklausur am Freitag wurden alle Mitglieder noch einmal darauf hingewiesen, dass absolute Vertraulichkeit gilt. Ihnen wurden Gutachten zur Wirtschaftlichkeit und zu den kommenden Investitionskosten vorgelegt, von KLF-Geschäftsführer Peter Mast erläutert. Schon vor der Sitzung hatte Mast mehrmals die Zukunftschancen der Altersmedizin betont und von einem Wachstum zwischen 15 und 18 Prozent gesprochen. Erste Tendenzen nach der Aufsichtsratssitzung: Das Gremium könnte Mast mehrheitlich folgen.

Die Struktur in Horb würde dazu passen. Das Haus wird gerade für gut zwölf Millionen Euro umgebaut, ist damit fertig saniert. Horb hat gut 100 Betten. 25 werden derzeit von der geriatrischen Reha belegt, die durch zwei TÜV-Zertifikate eine exzellente Qualität bescheinigt bekommen haben. Dazu kommen frisch eingebaute OP-Räume mit 25 Betten, die ab Januar fertig sind. Klinikverbund-Südwest- Geschäftsführerin Elke Frank hatte dem Schwarzwälder Boten bestätigt, dass sie Horb als Kooperationspartner für diesen Bereich sehe. In Böblingen wurden 60 Betten der geriatrischen Reha geschlossen – Belegung: gut 80 Prozent. Hier sind für Horb also aktuell 40 Betten drin.

Altersmedizin lukrativ genug?

Der weitere Vorteil: Viele Operationen der Altersmedizin wie künstliche Hüften sind planbar. So könnten die OP-Räume tageweise belegt werden. Die teuren sogenannten Hintergrundkosten für eine tägliche Bereitschaft von Anästhesisten und OP-Schwestern für akute Notfälle könnten so deutlich reduziert werden. Klartext: Mit einem Zentrum für Altersmedizin in Horb können 90 Betten gut belegt werden. Bei den von Mast angekündigten Wachstumserwartungen sogar alle Betten. Aber ist die Altersmedizin trotzdem lukrativ genug?

Ganz klar ist dagegen der Nachteil für die Bürger vor Ort: Bei Notfällen und auch einfacheren Operationen müssten »normale Kranke« dann nach Freudenstadt gebracht werden beziehungsweise fahren. Und das kann im Winter heikel werden.

Dazu erhöht sich weiter der Druck auf das Krankenhaus in Freudenstadt, denn die Portalfunktion von Horb fällt weg. Ohnehin hat dieser Standort bereits unter der Patientenabwanderung zu leiden. Wenn die Notfälle aus Horb aufgrund der besseren Verkehrsverbindungen bequemer nach Nagold gebracht werden und auch der hausärztliche Notdienst in Horb wegfällt, der auch potenzielle Patienten für Horb und Freudenstadt gebracht hat, könnte Freudenstadt eine noch geringere Marktdurchdringung haben. Würden also mit der Schließung der Akut-Klinik den anderen Kliniken für immer die Patientenströme aus Horb und dem großen Einzusgebiet überlassen? Schon das damalige CMK-Gutachten, das die Stadt Horb in Auftrag gegeben hatte und vom Kreistag nie gehört wurde, hatte festgestellt, dass die Horber Patienten wohl kaum nach Freudenstadt fahren würden, sondern andere Krankenhäuser in der Umgebung ansteuern würden.

Ein weiterer Kritikpunkt: Der Standort Horb konnte noch gar nicht beweisen, dass er sich entwickeln kann. Die KLF steckt noch mitten im Umbau. Der sowieso schon geringe Betrieb wurde dadurch noch einmal runtergeschraubt. Der Motor ist abgewürgt, der Neuanfang beginnt erst nach dem Umbau. Müsste das den Kreistagsmitgliedern nicht bewusst gewesen sein, als sie Ende 2009 für den Erhalt des Akut-Krankenhauses stimmten? Wurde eine Entscheidung getroffen, die heute nicht mehr zu verantworten ist? Und war ein Umbau in dieser Form dann überhaupt notwendig; wurden also vielleicht sogar kommunale Gelder verschwendet?

Diese und viele andere Fragen müssen sich die Kreisräte ab heute anhören. Übrigens: Die Gutachten bekommen sie wohl erst am Tag der Sitzung. Auch diese kurzfristige Information wird intern von einigen Kreisräten kritisiert.