Auch der Verkehrsclub fordert, den Ausbau der Gäubahn in den "Vordringlichen Bedarf" aufzunehmen. Foto: Hopp

VCD-Kritik an fehlendem Interesse des Bundes an leistungsfähigem Schienenverkehrskonzept im Südwesten.

Horb. Der ökologische Verkehrsclub VCD unterstützt die Forderung des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg und der Anrainerkommunen, den Ausbau der internationalen Bahnlinie Stuttgart – Zürich – Mailand (Gäubahn) durch die Aufnahme in den "Vordringlichen Bedarf" des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) 2030 endlich voranzubringen.

Seit nunmehr zwei Jahrzehnten warten die betroffenen Gemeinden und die Schweiz darauf, dass der Vertrag von Lugano umgesetzt werde, kritisiert Matthias Lieb, VCD-Landesvorsitzender.

Matthias Lieb: Es sei bezeichnend für die Verkehrspolitik des Bundes, dass 20 Jahre nach dem Vertrag von Lugano, in dem sich die Schweiz und Deutschland zum Ausbau der Zubringerstrecken zum Gotthardtunnel verständigt hätten, in Deutschland noch nicht einmal Klarheit bestünde, wie die damals vereinbarten Fahrzeiten auf der Gäubahn überhaupt erreicht werden könnten.

"Zwei Jahrzehnte später und auf Veranlassung nicht des zuständigen Bundes, sondern des Landes Baden-Württemberg, soll ein Gutachten die Ausbauerfordernisse für die Gäubahn aufzeigen", beklagt der VCD-Landesvorsitzende das Desinteresse des Bundes an einer leistungsfähigen Schieneninfrastruktur im Südwesten. Auch der Ausbau der Rheintalbahn – der ebenso im Vertrag von Lugano festgehalten ist – sei vom Bund in den vergangenen Jahren stiefmütterlich behandelt worden, so der VCD.

Zu Zeiten des Vertragsschlusses 1996 konnte man von Stuttgart aus umsteigefrei ins Tessin, nach Mailand und zur italienischen Riviera per Bahn gelangen, blickt der VCD zurück. Heute müsse man dafür mehrfach Umsteigen und sei nicht schneller unterwegs.

"Im Dezember dieses Jahres werden die Fernzüge planmäßig durch den Gotthard-Basistunnel fahren – doch von Stuttgart aus sind die Zugverbindungen nach Italien so schlecht wie nie", kritisiert Matthias Lieb das Fehlen eines internationalen Verkehrskonzeptes auf der Schiene.

Deshalb begrüße der VCD die Überlegungen der Schweizerischen Bundesbahn zum Einsatz von Neigetechnik-Zügen auf der Gäubahn.