Die Nummer 3 ist noch im Rennen: Victoria Bosio gab sich bisher keine Blöße. Foto: Wagner

Tennis: Das Südamerika-Duo im Einzel am Freitag gesprengt.

Für südamerikanisches Feuer sorgen dieser Tage in Bildechingen Victoria Bosio und Beatriz Haddad Maia, die als "Latina-Connection" beim BMW-AHG-Cup auftrumpfen. Brasilien und Argentinien – was beim Fußball Rivalität bedeutet, harmoniert beim Tennis auffallend gut.

Sprachprobleme? Davon merkt man rein gar nichts, wenn die Argentinierin Victoria Bosio (19) und die Brasilianerin Beatriz Haddad Maia (18) über die Bildechinger Tennisanlage schlendern. "Ich spreche kein Portugiesisch, sie kein Spanisch, aber trotzdem unterhalten wir uns in unserer jeweiligen Landessprache miteinander und verstehen alles", sagt Beatriz Haddad Maia und Victoria Bosio ergänzt: "Wenn wir südamerikanischen Spielerinnen in Europa sind, fühlen wir uns ein wenig einsam. Da suchen wir die Nähe zu anderen Südamerikanern."

Und in Europa verbringt man als südamerikanische Spielerin für gewöhnlich viel Zeit, denn Damen-Tennis ist in ihren Heimatländern häufig nur eine Randsportart. Turniere gibt es in Argentinien und Brasilien praktisch keine, Spiele finden meist nur am Jahresanfang und -ende statt. Im Sommer fliegen die jungen Talente daher für mehrere Monate nach Europa, touren mit Zug und Flugzeug quer über den Kontinent, spielen möglichst viele Turniere.

Heimweh? Durchaus ein Problem. "Ich will wirklich wieder nach Hause", gibt Beatriz Bosio in Bildechingen ehrlich zu. Sie nimmt diesen Sommer an mehreren Turnieren in Deutschland, Italien und den Niederlanden teil, ihre brasilianische Freundin, die sie schon vor sieben Jahren bei einem Turnier in Venezuela kennengelernt hat, zudem in Frankreich. Via Internet versuchen sie von ihren Hotelzimmern aus möglichst viel Kontakt zu Familie und Freunden zu halten, doch gerade für die temperamentvollen Südamerikanerinnen, die nur mit ihrem jeweiligen Trainer hierher gekommen sind, ist das kein wirklicher Ersatz. Victoria Bosio: "Das ist ganz schwierig für den Kopf."

Aber beide wissen: An Europa führt kein Weg vorbei. "Wenn man die Nummer eins werden will, muss man hier bestehen", verdeutlicht Beatriz Haddad Maia und Victoria Bosio unterstreicht: "Hier wird das beste Tennis der Welt gespielt." Ihr großer Traum: Einmal an den French Open teilnehmen.

Bildechingen? Ein echter Härtetest für die "Latina-Connection", die im Doppel selbstverständlich gemeinsam antritt. Beatriz Haddad Maia: "Das ist ein ganz anderes Tennis als in Südamerika. Viel aggressiver, viel schneller." Dazu sei die Atmosphäre in Deutschland kühler, hier gehen fremde Menschen nicht so schnell aufeinander zu. Und trotzdem genießen sie den BMW-AHG-Cup. Alles sei sehr geordnet, es gibt sogar einen Shuttle-Service, der die Spielerinnen zu ihrem Hotel in Glatt bringt. "In Südamerika haben wir so etwas noch nie erlebt", sagen die beiden Latinas, die schon im Alter von vier Jahren mit dem Tennisspielen anfingen.

Das Ziel? Natürlich gewinnen. Beatriz Haddad Maia ist an sechster Stelle gesetzt, Victoria Bosio sogar an Rang drei. "Wir wollen das Finale gegeneinander spielen", machte das Duo unmissverständlich klar. Wer dann gewinne, sei eher nebensächlich. "Wir gönnen uns gegenseitig den Sieg", meint Beatriz Haddad Maia, für die der Traum vom Erfolg im Einzel seit gestern aber ausgeträumt ist. Nach einem 4:1-Vorsprung im ersten Satz gab sie gegen Petra Krejsova fünf Spiele in Folge ab und den Durchgang noch her. Danach fand sie den Faden und ihren anfangs noch guten ersten Aufschlag nicht mehr und gab das Spiel in zwei Sätzen aus der Hand. Bleibt noch die Chance für Victoria Bosio, - und das gemeinsame Doppel.