Elmar Nothhelfer (links) und Hans-Jürgen Birk standen für die Activ-Group im Gemeinderat Rede und Antwort. Foto: Lück

Wie lange war schon bekannt, dass Planung nicht zu verwirklichen war? Einige Räte fühlen sich "enttäuscht".

Horb - Einige Stadträte fühlten sich "enttäuscht". Wie lange hat der Investor gewusst, dass das Projekt in der "Groß-Planung" nicht zu verwirklichen sein würde? Und wie realistisch sind die Pläne jetzt? Stadtrat Fridolin Weckerle (CDU) erklärte: "Ich weiß nicht mehr, was ich noch glauben soll." Und damit sprach er wohl vielen aus der Seele.

Im Mai hatte der Gemeinderat noch den Weg freigemacht für eine 10 000-Quadratmeter große Shopping-Mall. OB Peter Rosenberger hatte noch kräftig Werbung gemacht. Doch in der aktuellen Sitzung über das nur noch 5000 Quadratmeter große "Schrumpf-Shopping-Center" sagte Activ-Geschäftsführer Hans-Jürgen Birk: "Schon vor der Insolvenz von Sepa haben wir mit der Stadtverwaltung diskutiert, wie wir den Standort anpassen können." Ende März wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Anfang Mai wurde es auch in der Öffentlichkeit publik.

Wie lange wusste das Rathaus schon von den neuen Gedankenspielen? Auch OB Rosenberger wurde bei den Worten des Investors am Dienstagabend hellhörig. "Da mir schon klar ist, dass es politische Kräfte gibt, die das Ganze für sich auszuschlachten versuchen, habe ich noch einmal alles genau nachgeprüft. Anfang Mai, während des Kommunalwahlkampfs, war der Stadtverwaltung noch nichts bekannt. Da hat uns sogar die Sepa gedrängt, vertraglich voranzukommen, da sie dieses Signal für die Interessenten benötigen würden. Am 30. Juni waren Jan Zeitler, Peter Klein, Axel Blochwitz und ich in der Zentrale der Activ-Group. Dort hieß es, dass es gerade nicht einfach sei, Mieter zu finden. Es wurde eine Deadline im September/Oktober vereinbart. Bis dahin sollte der Investor erklären, wie der Stand der Dinge ist. Das ist nun erfolgt, und der Investor hatte sogar schon einen Alternativplan dabei."

Im Blickpunkt steht aber auch die Kreissparkasse, deren Gebäude für das Shopping-Mall abgerissen werden sollte. Haben die schwierigen Verhandlungen die Entwicklung verzögert? Birk sagte im Gremium: "Nach Verhandlungen mit der Kreissparkasse war uns klar, dass die Verlagerung, der Neubau und der Umzug eine Fertigstellung erst 2018 zu realisieren war. Die Mietinteressenten waren weniger bereit, sich so lange zu binden." Die Kreissparkasse weist diese Vorwürfe energisch zurück. Sprecher Jochen Gaiser: "Sollte Herr Birk eine solche Aussage in der Sitzung tatsächlich getätigt haben, können wir diese nicht nachvollziehen. Basis der Verhandlungen im Frühjahr diesen Jahres war stets eine, der eine Fertigstellung im November 2016 vorsah."

Hat der Investor zu lange mit den neuen Informationen gewartet und versucht nun, den schwarzen Peter woanders hinzuschieben? Fakt ist, dass es am 4. Februar im Gemeinderat eine Präsentation gab. Anwesend waren unter anderem Sepa-Activ Projektentwickler Thomas Weinig und Hans-Jürgen Birk. Die Pläne zeigten die 10 000 Quadratmeter Shopping Mall. Auf der Präsentationsfolie zu lesen: 10 000 Quadratmeter Verkaufsfläche und darunter: "Bonitätsstärke bekannter Ankermieter H&M, C&A Esprit".

Nach Informationen des Schwarzwälder Boten sollen aber die Absagen schon zum Jahreswechsel 2013/14 bekannt gewesen sein. Birk dazu: "Die Sepa hat oftmals Bilder an die Wand geworfen. Wir mussten im Zuge der Verhandlungen feststellen, welche Partner sich an Zusagen halten und welche bereit sind, sich an Zusagen zu halten." Und er sagte auch, dass man für das Obergeschoss der geplanten Shopping-Mall nach zwölf Monaten Verhandlungen keinen einzigen Vertrag habe abschließen können. Birk betont, dass vor dem Wechsel von Sepa-Activ hin zu Activ als Verantwortlicher für Horb seine Gruppe lediglich für den technischen Teil, die Bauten und das Investment zuständig gewesen sei. Man habe aber, so bestätigt Birk dem Schwarzwälder Boten, die Mails der Mieter an die Sepa-Activ in Kopie erhalten.

Übrigens nennt der Investor nun auch einen neuen Zeitrahmen: Die Neckar-Galerie könne in zwei bis zweieinhalb Jahren stehen, vielleicht schon zum Weihnachtsgeschäft 2016. Zur Erinnerung: Im Vorfeld der Gartenschau 2011 gab es die Debatte, ob der Spatenstich erst vor oder nach dem Event erfolgen sollte.