Foto: Peter Morlok

Aufwändiges Programm gepaart mit kulinarischen Höchstleistungen sorgt für erlebnisreichen Abend.

Horb - Zu einer musikalischen Zeitreise, die in der nahezu ausverkauften Hohenberghalle stattfand, lud die Narrenzunft Horb alle mutigen Bürger vom "demokratischen Todesstern" Horb ein.

Bevor das närrische Publikum, das sich für diese Zeitreise prächtig herausgeputzt hatte, erfuhr, dass es auf jeden Fall besser ist, abgestandenes Zeit-Bräu-Bier, das vom letzten Höfleswetz vom FC noch übrig blieb, nicht zu trinken, war Ober-Brauchtumspfleger Thomas "Metze" Kreidler dran.

"Eine Reise durch die Zeit, des wird spannend, liebe Leut. Musikalisch han is net so, mach lieber Brauchtums-Intermezzo", gab er gleich unumwunden zu und marschierte auf seiner unmusikalischen Zeitreise 29 Jahre zurück.

Damals gründeten einige Möchteauchgern-Narren, die sich in irgendwelchen Warteschlangen befanden, eine neue Gruppe. "Es gab die Hexen, Brecher, Klopfer und auch unsere Stäpfeleshopser. Doch wollte ein neuer so ein Häs, bekam er keins – ja so ein Käs". Heute sind die "Turmschurken" fester Bestandteil der Horber Fasnet.

Den Turmschurken geht ein politisches Schwergewicht ins Netz

Vielleicht ein bisschen derb, wie Hans-Joachim Fuchtel, der Johnny Cash aus Berlin, am eigenen Leib erfuhr. Zielsicher zupften sie ihn vom Promi-Tisch, zerrten ihn auf die Bühne und legten seinen Hals in die Prangerhälfte. "Passet uff, dass des Deng au no zugoht" gab‘s noch einen Tipp vom Hofmarschall, der die Schurken jedoch nicht interessierte. "Passt schon", so ihre Devise und tatsächlich hatte das politische Schwergewicht ruckzuck ein schickes Krägele.

Zunftmeister Eckard Buckenberger und das Grafenpaar steuerten auch noch ihren gereimten Senf zum Eröffnungsblock bei. "Unsere Zeitmaschine läuft rund und schnell, mal macht sie dunkel, mal macht sie hell, doch irgendwie dreht sie alles rum, und das für Sie, liebes Publikum. Singt, tanzt und macht mit, dann wird der Abend mal wieder ein Hit", plärrte Ekki ins Mikro.

Er durfte eine ganz besondere Premiere ansagen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Eröffnungsballs trafen in Horb alemannische Fasnet und linksrheinischer Karneval zusammen. Brauchtum gegen Frohsinn – Jecken gegen Narren. Um es vorweg zu nehmen, Sieger gab es in diesem Vergleich keinen. Die Gäste aus Neuss hatten zu diesem Besuch das Beste mitgebracht, was ihre Gesellschaft, die "Blauen Funken", zu bieten hatte. Und zwar ihre Tanzgarde mit Solo-Mariechen Mandy Giles an der Spitze. Sie konnten auch sonst mit ihrer für Schwaben etwas gewöhnungsbedürftigen Art, Fasnet zu feiern, voll überzeugen. Die Programmpunkte der Narrenzunft Horb begeisterten die Kollegen aus Neuss. "Super Programm, alles anders als bei uns, aber toll – und manches habe ich sogar verstanden", lobte Prinz Dieter der Dritte die Horber "Prunksitzung".

Romantische Spaziergänge am Neckarufer

Klar, da gab es auch nichts zu meckern. Mit einem dreifachen "Narri, Narro und Horrido" stieg man in den Abend ein und freute sich auf Evergreens, Gassenhauer, Schlager, Ohrwürmer, Stars und Sternchen quer durch die bunte und schrille Welt der Musik. Musik stand zwar als Leitmotiv über dem Eröffnungsball, doch die viel zitierte Zeitreise war immer präsent. Man reiste zurück in die Schlagerwelt von gestern, erinnerte sich an romantische Spaziergänge am Neckarufer beim Song "Schön war die Zeit."

"Kein Bus, kein Zug, kein Ruß, kein Staub", hörte man, traf die "Frau im roten Kleid" im Beamtenstädtle Horb vor der Wursttheke vom Thomma und landete nach dieser Idylle auf dem "Todesstern Musikantenstadl".

Dort hatte es das erfolgslose Moderatoren-Paar Marianne und Michael derart verbröselt, dass von "Locke" Guth nur noch Darth Vater übrigblieb und Marianne (Ralf Brakopp) als "Chubakka", der sprechende Affe, über das Schicksal vom "demokratischen Todesstern Horb" lästern konnte. Nicht viel besser ging es auch dem Team vom "Bob Marley" das eigentlich zu den Winterspielen nach Innsbruck wollte und nach Auskunft von Siri in einem völlig bedeutungslosen und rückständigen Ort in Baden-Württemberg gelandet war. Nein, nicht in Freudenstadt, sondern in Horb. Und grad in diesem Freudenstadt wird Peter Rosenberger bald Oberbürgermeister werden. Ein eigenes Kaufhaus hat er dort schon. "Peters Kaufhaus" heißt die Shopping-Mall.

Aber das ist eine andere Geschichte und dafür braucht man vorher einen ordentlichen Schluck aus der "Zeit-Bräu" Pulle. Wohl bekomm‘s.