Blumen vor dem Real-Markt bezeugen die Trauer und Anteilnahme: Am Donnerstag wurde ein 33-jähriger Familienvater erstochen. Foto: Hopp

Gebet für Opfer mit 1000 Gästen in Nagolder Moschee. Beklommenheit im Real. Stand Verdächtiger unter Drogen?

Horb/Nagold - Noch immer ist die Betroffenheit im Real-Markt zu spüren. Blumen liegen vor dem Markt und erinnern, dass am vergangenen Donnerstag ein 33-jähriger Mann nach einer Messerattacke starb. Unterdessen verdichten sich die Hinweise, dass der mutmaßliche Täter (30) aus Horb Kokain genommen haben soll.

Das berichteten mehrere Informanten. Der Albaner, der in der Kernstadt in Horb wohnen soll, hatte bei einem Streit vor dem Döner-Laden einen 33-jährigen Türken aus Nagold-Schietingen mit mehreren Messerstichen in der Zone zwischen den Kassen und dem Döner-Imbiss mit dem Namen "Family und Feinkost" getötet. Ist der Tatverdächtige im Drogenrausch durchgeknallt? Frank Grundke, Sprecher der Staatsanwaltschaft Rottweil: "Das wird ermittelt. Nach dem derzeitigen Stand gehen wir nicht von einer Rauschtat aus. Sondern davon, dass ein kurzfristiger Streit ein paar Minuten vorher der Auslöser war. Wir warten allerdings noch auf die Auswertung der vielen Zeugenaussagen durch die Polizei."

Staatsanwaltschaft gibt keine Informationen über Tathergang heraus

Diese seien auch wichtig, weil der mutmaßliche Täter bisher lediglich in einem Verfahren wegen weicher Drogen aufgefallen sei. Man hoffe, so hatte die Staatsanwaltschaft am Freitag gesagt, dass man durch Zeugenaussagen möglicherweise auch etwas zu einem etwaigen Drogenkonsum des 30-Jährigen erfahren könne. Fakt ist jedenfalls, dass ein Kokain-Rausch unter anderem zu Gereiztheit und zu erhöhter Aggressivität führen kann. Insider berichten, dass inzwischen immer mehr harte Drogen wie Kokain oder Heroin in Horb verkauft werden. Einer sagt: "Inzwischen ist auch Heroin wieder in Horb angekommen."

Die Gerüchteküche brodelt. Ein Informant berichtet unserer Zeitung, dass der vermeintliche Täter mit einem Messer fünf bis sechs Mal in die Herzgegend des Opfers gestochen und sich nach der Tat regungslos auf den Boden gesetzt habe. Dort soll er sich mit dem Smartphone beschäftigt haben, bis er festgenommen wurde. Die Polizei-Pressestelle verweist auf die Staatsanwaltschaft, die wiederum noch keine weiteren Informationen über den Tathergang herausgibt.

Die Leiche des Opfers aus Schietingen sollte am Montag in die Türkei nach Trabzon überführt werden. Das bestätigen Angehörige in Schietingen. Die Behörden scheinen den Leichnam schneller freigegeben zu haben als zunächst angekündigt. Die Obduktion sollte ursprünglich am Montag stattfinden.

Am Sonntag hatte es um 13.30 Uhr ein Verstorbenengebet in der Moschee in Nagold gegeben. Der Sarg des Mordopfers – der Vater von drei Kinder sein soll – war unter einem grünen Tuch am Eingang der Moschee aufgebahrt. Damit ihn jeder Trauergast sehen und betend von ihm Abschied nehmen konnte. Schätzungsweise 1000 Gäste waren bei der Trauerfeier.

Erschütternde Szenen vor Supermarkt

Nach der Bluttat hatte es tumultartige und erschütternde Szenen vor dem Supermarkt gegeben. Angehörige und Bekannte reagierten in ihrer Trauer voller Verzweiflung.

Auch der Besitzer des Döner-Stands im Real war auf der Trauerfeier, wie dem Schwarzwälder Boten berichtet wurde. Er musste sich harte Vorwürfe anhören, so Trauergäste. Einer sagt: "Er soll den Messerstecher schon einmal entlassen haben."

Im Real selbst ist der Döner-Imbiss verbarrikadiert. Teilweise mit Euro-Paletten, teilweise mit einer dunkelgrünen Plastikfolie. Vor dem Real hat die Marktleitung jetzt Sicherheitsleute postiert. Links neben dem Eingang ist ein Bereich unter den Säulen abgesperrt. Hier liegen Blumen und ein Herz aus Kerzen. Den Mitarbeitern merkt man immer noch an, wie sie unter Schock stehen. Eine Angestellte erzählt: "Wir hoffen sehr, dass wir bald den Schritt in die Normalität finden." Auch einige Kunden tun sich noch schwer, den Real-Markt zu betreten. Die Angestellte erzählt: "Wir sorgen uns um unseren Markt. Wir wünschen uns sehr, dass die Kunden wieder zu uns kommen."