Michael Theurer. Foto: dpa

Chef der Landese-FDP aus Horb will sich dort für soziale Marktwirtschaft, Bürgerrechte und Privateigentum einsetzen.

Horb - Der Chef der baden-württembergischen FDP, Michael Theurer aus Horb (Kreis Freudenstadt), will als Spitzenkandidat seines Landesverbands für die Bundestagswahl 2017 sein Gewicht als Europa-Abgeordneter in die Waagschale werfen.

Warum zieht es Sie in den Bundestag?

Die Freien Demokraten sind die Gewinner der Landtagswahl. Mit sensationellen 8,3 Prozent sind wir im Stammland der Liberalen der Motor der Länderwende. Mit diesem Erfolg im Rücken möchte ich meinen persönlichen Beitrag für den Wiedereinzug der FDP in den Bundestag leisten. Dies ist nach der erfolgreichen Landtagswahl der nächste Schritt. Als Landesvorsitzender bin ich bereit, hier Verantwortung zu übernehmen und stehe als Spitzenkandidat zur Verfügung, wenn die Partei dies wünscht.

Warum kündigen Sie die Kandidatur so früh an?

Nach den erfolgreichen Landtagswahlen ist für uns Freie Demokraten der Wiedereinzug in den Bundestag entscheidend, um die parlamentarische Existenz der FDP langfristig zu sichern. Frühzeitige personelle und programmatische Klarheit sind wichtig; sie waren für die Landtagswahl der entscheidende Erfolgsfaktor.

Erwarten Sie, dass es noch Konkurrenz geben könnte?

Der Landesvorstand hat meine Bereitschaft, als Spitzenkandidat zur Verfügung zu stehen, ausdrücklich begrüßt. Als mein Stellvertreter Ulrich Rülke mich als Spitzenkandidat vorgeschlagen hat, gab es großen Applaus. Natürlich wird die Entscheidung von den Delegierten der Landesvertreterversammlung getroffen. Es war jetzt lediglich die Ankündigung, dass ich mich um den Spitzenplatz bewerbe.

Die EU ist in der Krise. Der beste Zeitpunkt, um dem EU-Parlament den Rücken zu kehren?

Wenn ich etwas mache, mache ich es mit vollem Einsatz. Das wissen die Bürger meiner Heimatstadt aus meiner langjährigen Arbeit als Oberbürgermeister und Abgeordneter. Seit 2009 setze ich mich als Europa-Abgeordneter aktiv dafür ein, dass Europa besser funktioniert. Denn trotz aller bekannter Probleme und Unzulänglichkeiten, ist die Europäische Union wichtiger denn je. Ob Flüchtlings- oder Euro-Krise: Wir stehen vor enormen Herausforderungen. Als Mitglied des Wirtschafts- und Währungsausschusses arbeite ich aktiv an konkreten Lösungen, etwa bei der Schaffung der Banken- und Kapitalmarktunionen. So bin ich beispielsweise Schatten-Berichterstatter meiner Fraktion für die Novellierung der Regulierungen für Verbriefungen – eine hochkomplexe Angelegenheit. Diese Expertise kann ich im Bundestag ebenfalls einsetzen.

Welchen Ausschlag hat die erfolgreiche Landtagswahl für Ihre Entscheidung gegeben?

Mein Wunsch ist es, dass es im Bundestag wieder eine starke FDP gibt. Denn die Stimme der sozialen Marktwirtschaft, der Selbstbestimmung, Bürgerrechte und des Privateigentums fehlt. Das Ergebnis sind Fehlentscheidungen zu Lasten des Mittelstands und künftiger Generationen. Mit 8,3 Prozent ist Baden-Württemberg der Motor der Trendwende für die FDP. Diesen Erfolg können sich das Team Theurer/Rülke, der gesamte Landesverband und die unzähligen Helferinnen und Helfer auf die Fahnen schreiben. Dieses positive Momentum gilt es zu nutzen.

Fühlen Sie sich gestärkt durch das FDP-Ergebnis?

Klares Ja! Ich habe seit Wahlkampf-Beginn alle 70 Wahlkreise besucht, gut 240 Termine absolviert und geschätzte 25 000 Kilometer im Auto zurückgelegt – dass dieser Einsatz jetzt belohnt worden ist, freut mich außerordentlich – und dies gilt gleichfalls für den Einsatz des gesamten Landesverbands, der Helfer ebenso wie des Bundesvorsitzenden und Bundesvorstands.

Inwieweit ist die Kandidatur auch ein persönliches Risiko? Denn bei der EU-Wahl gibt es keine Fünf-Prozent-Hürde.

Wer wagt, gewinnt. Wir wollen mehr German Mut. Gerne möchte ich an einer neuen positiven Aufbruchsstimmung in Berlin mitwirken. Deutschland braucht dringend Reformen, kurzum einen Update.

Die SPD lehnt die Deutschland-Koalition ab, die FDP die Ampel – wie wird es weitergehen fürs Land? Ist bei diesen Varianten das letzte Wort gesprochen?

Die Entscheidung der SPD, ein Gespräch über eine Zusammenarbeit mit CDU und FDP von vornherein auszuschließen, halte ich für falsch. Es ist wenig glaubwürdig, dass die SPD im Land die FDP für eine Ampelkoalition umwirbt, aber für ein Bündnis mit der CDU, mit der die SPD in Berlin koaliert, nicht zur Verfügung steht. Diese Nachricht ist in unsere Landesvorstandssitzung hineingeplatzt und hat mit Sicherheit dazu beigetragen, dass wir nochmals ganz eindeutig unsere Position hinsichtlich der Ablehnung einer grüngeführten Ampelkoalition bekräftigt haben. Angesichts unserer diesbezüglichen klaren Aussage vor der Wahl wollen wir auch bei dieser bleiben. Wir sind aber gesprächsbereit und haben für Freitag mit Winfried Kretschmann eine Aussprache über die politische Lage des Landes vereinbart.