Peter und Janet Rosenberger können trotz Wahlniederlage in Mannheim lachen. Foto: Lück

Zurück in die Horber Zukunft: Peter Rosenberger verliert OB-Wahl in Mannheim und bekommt schon einige Hausaufgaben gestellt. Mit Kommentar.

Mannheim/Horb - Peter Rosenberger hat die Oberbürgermeisterwahl in Mannheim knapp verloren. Horber Politiker sind über das gute Abschneiden überrascht, doch es werden auch die ersten Forderungen laut, dass Rosenberger nun wichtige Aufgaben anpacken muss.

Der Horber Oberbürgermeister konnte den Amtsinhaber Peter Kurz (SPD) im zweiten Wahlgang nicht schlagen. Rosenberger erreichte 44,9 Prozent der Stimmen, Gewinner Kurz 52 Prozent. Die Wahlbeteiligung war mit unter 28,7 Prozent sehr gering – wohl auch aufgrund der hohen Temperaturen. Dabei waren sogar mehr Briefwahlstimmen als im ersten Wahlgang abgegeben worden.

Der Abstand beider Kontrahenten wurde am Wahlabend immer größer, je mehr Stimmbezirke dazukamen. Schon frühzeitig war eine Tendenz für den Amtsinhaber zu erkennen. Auch die Stimmen des dritten Kandidaten Christian Sommer von "Die Partei" (2,9 Prozent) waren kein Zünglein an der Waage, wie manche politischen Beobachter im Vorfeld vielleicht befürchtet hatten.

Rosenberger, der sich zuvor seines Jackett und seiner Krawatte entledigt hatte, gratulierte seinem Kontrahenten im ersten Interview. "Ich bin stolz auf das Ergebnis und kann erhobenen Hauptes in den Schwarzwald zurückkehren", erklärte er um 18.50 Uhr. Der 43-Jährige hatte gegenüber dem ersten Wahlgang kräftig an Stimmen zugelegt. Dort hatte er 33,9 Prozent erreicht, Kurz 46,8 Prozent. Beide Kandidaten rangen um das Stimmenpotenzial des im zweiten Wahlgang nicht mehr angetretenen Christopher Probst von der Mannheimer Liste (15,9 Prozent).

Rosenberger machte gleich deutlich, dass er zu seinen Äußerungen im Vorfeld der Wahl stehe, bei einer Wahlniederlage nach Horb zurückzukehren und weiter Oberbürgermeister in der Großen Kreisstadt sein zu wollen. "Morgen Abend fahre ich zurück, am Dienstagmorgen sitze ich wieder im Rathaus. Ich habe immer gesagt, dass ich dann weitermache."

Auch andere Ambitionen bezüglich eines Bundestagsmandats verneinte er gestern Abend. "Ich bin Kommunalpolitiker durch und durch. Ich habe es in meiner Heimatstadt Mannheim versucht, aber ich bin mit ganzem Herzen in Horb OB." Dann scherzte er sogar noch im Fernseh-Interview: Er hoffe, dass bei der Wahl 2017 in Horb niemand so einen engagierten Wahlkampf gegen ihn führen werde wie er es in Mannheim als Gegenkandidat des Amtsinhabers getan habe.

Rosenberger erhielt viel Lob für den engagierten Wahlkampf. "Ich glaube, er hat halb Mannheim die Hand geschüttelt", sagte der Moderator des Rhein-Neckar-Fernsehens in der Wahlsendung. Rosenberger dankte zunächst seinen Wahlhelfern und seiner Familie für die tatkräftige Unterstützung. Ob ihn die Horber wieder freudig empfangen werden? "Ich habe so viele Nachrichten bekommen, die so oder so ähnlich lauteten: ›Viel, viel Glück. Aber wenn sie es nicht schaffen, dann freuen wir uns, das wir bleiben.‹"

Stimmen aus den Fraktionen

Doch was sagen die Vertreter der Horber Fraktionen zum Wahlausgang? "Fast 45 Prozent sind ein gutes Ergebnis. Er kann wirklich erhobenen Hauptes zurückkehren", sagt Gerhard Munding, CDU-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat. "Ich bin überzeugt, dass er weiterhin OB in Horb bleiben wird." Auch für eine Wiederwahl im Jahr 2017 sieht er keine Probleme.

Mit spitzer Zunge reagiert SPD-Fraktionschef Thomas Mattes auf den Wahlausgang: "Ich hatte keine Angst, dass wir unseren OB verlieren werden." Die Wahlniederlage sei keine Überraschung gewesen. Mattes sieht in der Horber Bürgerschaft zwei Lager: Die einen, die Verständnis dafür hätten, dass Rosenberger es in seiner Heimatstadt probiert habe. Die anderen, die vermuten, dass er mittel- oder langfristig auf dem Absprung sei. Hat die Stadt aufgrund der Abwesenheit des OB gelitten? "Teils-teils", antwortet der SPD-Mann. "Wir hatten mit Jan Zeitler einen guten Stellvertreter, auf der anderen Seite hat man schon mitbekommen, dass im Rathaus wohl Entscheidungen auf den Juli verschoben werden mussten." Die SPD-Anfrage nach der OB-Präsenz sei berechtigt gewesen. Nun sei Rosenberger wieder gefordert, mit vollem Einsatz die Horber Amtsgeschäfte auszuführen.

Kritische Töne äußert auch FD/FW-Fraktionsvorsitzender Alfred Seifriz, der dem Horber OB ein gutes Wahlergebnis attestiert. Rosenbergers Bekenntnis "kann man glauben oder auch nicht. Ich kann das nicht beurteilen, das müssen wir dann erleben", sagt Seifriz. In den vergangenen Wochen seien in Horb wichtige Themen liegen geblieben. "Beim Horber Einkaufszentrum muss nun etwas geschehen. Da eiern wir schon wieder herum." Der Kaufvertrag sei immer noch nicht abgeschlossen, man bewege sich auf die Ferien zu.

"Das ist ein überraschend gutes Ergebnis", sagt Markus Pagel, Fraktionsvorsitzender der Offenen Grünen Liste. "Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Mannheim ist ja eine SPD-Hochburg. Auch habe ich die Stimmungslage dort anders eingeschätzt." Er sehe keine Probleme, weiter mit dem Horber OB zusammenzuarbeiten. Welche Auswirkungen das Ergebnis habe, sei schwer einschätzbar: "Innerhalb der CDU geht er sicherlich gestärkt raus, es gibt aber sicher auch manche in Horb, die ihm die Kandidatur krumm nehmen."

Silke Wüstholz von der FD/FW-Fraktion hatte mit ihrer Unterschriften-Unterstützung von Peter Kurz für Aufsehen gesorgt. Ihre ungewöhnliche Begründung: Sie wolle Rosenberger gerne in Horb als OB behalten. Rosenberger hatte sich zunächst über dieses Vorgehen geärgert. Viel Lob bekommt er nun von ihr für das Abschneiden: "Das ist ein sensationelles Ergebnis." Sie habe Rosenberger nie schaden wollen "Er ist ein sehr guter OB. Wir arbeiten gut zusammen."

Kommentar: Hoher Einsatz

Von Florian Ganswind

Ein achtbares Ergebnis, aber doch eine Niederlage: Peter Rosenberger hat es bei der Oberbürgermeister-Wahl in seiner Heimatstadt Mannheim versucht, aber in der SPD-Hochburg war nicht mehr zu holen. Der Wahlkampf, den er abgeliefert hat, war ein Meisterstück. Doch nun holt ihn der Alltag in Horb wieder ein. Einerseits hat er sich mit diesem guten Wahlergebnis eine politische Aufwertung verschafft, die auch für die Horber ein Signal sein kann: "Seht her, ich werde auch woanders positiv bewertet." Andererseits ist in den vergangenen Wochen in der Stadt einiges liegen geblieben. Der Wahlkampf hat seine Spuren hinterlassen – gerade beim geplanten Einkaufszentrum ist jetzt eine starke Hand mehr als nötig. Rosenberger muss jetzt zeigen, dass er wirklich mit Herzblut OB in Horb ist. Die Horber Bürger werden jetzt noch genauer hinschauen.