Oberbürgermeister Peter Rosenberger (links) und Stadtwerke-Leiter Eckhardt Huber sind sich sicher, dass mit dem Kauf des Heizkraftwerkes der größte Teil der Probleme in der Wohnsiedlung Haugenstein gelöst wird. Foto: Hopp

Ab 1. Juli gehört Heizkraftwerk den Stadtwerken. Huber: "Wir drehen niemandem Heizung ab."

Horb - Ab 1. Juli soll es auf dem Haugenstein endlich wieder überall warmes Wasser und Heizung geben. Dann gehört das umstrittene Fernwärmenetz inklusive Heizkraftwerk den Stadtwerken.

Im Streit um die Höhe der Nebenkosten hatte Heizzentralen-Besitzer Andreas Osbelt Häusern mitten im Winter Warmwasser und Heizung abgedreht.

Das ist jetzt vorbei. Denn die Stadt hat die Fernwärme auf dem Haugenstein gekauft. OB Peter Rosenberger: "Summa summarum haben wir einen Kaufpreis in siebenstelliger Höhe hingelegt. Die Stadtwerke übernehmen die Kosten für das Heizkraftwerk, die Leitungen und die Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Häuser. Die Stadt kauft die Grundstücke auf, die Andreas Osbelt bisher noch gehört haben."

Dazu gehören die Wiese vor der gelben Siedlung mit einer Größe von knapp 4000 Quadratmetern, die Garagen hinter dem Heizkraftwerk und das Gelände dahinter vom ehemaligen Schießstand. Rosenberger: "Es gibt für die Wiese noch keinen Bebauungsplan. Mit den Garagen schauen wir, was wir machen. Die sind im Moment ein Schandfleck, weil jeder dort seinen Müll ablädt. Notfalls muss man die abräumen. Der ehemalige Schießstand ist jetzt ein Biotop."

Am 1. Juni startet Lieferung

Am 30. Juni soll die Übergabe mit Andreas Osbelt sein, dem bisherigen Besitzer des Heizkraftewerks und der anderen Grundstücke. Ablesen und Übergabe. Am 1. Juli startet dann die Warmwasser und Wärmelieferung durch die Stadtwerke.

Deren Chef Eckhardt Huber: "Wir werden dann die Ausschreibung für die Umrüstung der einzelnen Gebäude starten und für das Heizkraftwerk."

Sicher schon jetzt: Das Heizkraftwerk wird zum Blockheizkraftwerk umgebaut. Huber: "Wir überlegen noch als Option, die Warmwasserversorgung in einer Kombination von Solar und Erdwärmepumpe im Sommer mit einzubauen."

Dann sollen die einzelnen Gebäude nach und nach umgerüstet werden. Jedes Gebäude bekommt eine neue Art der Übergabestation. Dazu gibt es für jede Wohnung ein automatisches Ventil. Es lässt nur dann Wärme in die Heizkörper, wenn sie wirklich gebraucht wird. Rosenberger: "Bisher lief das Fernwärmewasser im Sommer wie im Winter immer mit der Vorlauftemperatur von 90 Grad durch die Wohnung. In Zukunft – und das regelt das neue Ventil vor jeder Wohnung – nur dann, wenn die Temperatur innen zu tief fällt." Allein diese Regelung, so Stadtwerke-Chef Huber, spart bis zu 15 Prozent an Wärmeverbrauch pro Wohnung.

Die Übergabestation im Haus ist programmierbar. Hier müssen sich allerdings alle Wohnungseigentümer einig sein. Dann kann beispielsweise eine Nachtabsenkung der Heiztemperatur und/oder eine Absenkung der Temperatur des Warmwassers eingestellt werden. Stadtwerke-Chef Huber: "Nach Erfahrungsberichten der Hersteller von Übergabestationen kann allein durch die Nachtabsenkung zehn Prozent Energie eingespart werden."

Das heißt: Beim Arbeitspreis – also beim Verbrauchspreis pro gezählter Wärme und Warmwasser – sind so bis zu 25 Prozent Ersparnis für die Bewohner drin. Und zwar dann, wenn in ihrem Gebäude die Übergabestation und der Wohnungsanschluss umgebaut sind. Huber: "Das kann man bis in den Spätherbst hinein machen."

Eigentümer sollen mitreden können

Huber: "Wohnungseigentümer haben zwei Optionen: Entweder bezahlen sie die Umrüstung des Gebäudes selber oder sie zahlen einen erhöhen Grundpreis pro Quadratmeter." Der beläuft sich dann auf 17,85 Euro (brutto) pro Quadratmeter. Wenn die Umbaukosten durch diesen höheren Grundpreis dann "abgestottert" sind, fällt der Grundpreis dann auf 13,09 Euro pro Quadratmeter.

Der Arbeitspreis – also der Verbrauch an Wärme pro Zähler in jeder Wohnung – liegt bei den Stadtwerken bei 6,90 Euro pro Kilowattstunde. Osbelt hatte 5,70 Euro verlangt. Huber: "Das ist der Arbeitspreis für dieses Jahr. Wir werden im Herbst dann genauer wissen, wenn wir die Gasliefermenge einkaufen, wie sich dieser Arbeitspreis für das Jahr 2018 ergibt."

Rosenberger betont: "Bei der Eigentümerversammlung am 15. Juli werden wir gleich versuchen, einen Beirat zu bilden. Damit die Eigentümer auch Transparenz haben und mitreden können, wie sich die Preise in Zukunft entwickeln."

Nächstes Jahr sollen dann – in der heizungsfreien Periode – die Fernwärmeleitungen auf dem Haugenstein komplett neu gemacht werden. Kosten dafür: Zwischen 700 000 und 800 000 Euro. Huber: "Durch die neuen Leitungen können wir den Wärmeverlust dort um bis zu 20 Prozent senken."

Das heißt: Weil sich der Arbeitspreis vor allem aus der benötigten Gasmenge ergibt, könnten das viel effizientere neue Heizwerk und die neuen Leitungen Spielraum für Preissenkungen des Arbeitspreises ergeben.

Huber erklärt die kaufmännischen Hintergründe: "Den Gas-Einkaufspreis haben wir natürlich nicht an der Hand. Aber wir werden die benötigte Menge so günstig wie möglich beschaffen. Wenn die Netze umgebaut sind, geben wir den geringeren Wärmeverlust natürlich an die Kunden weiter." Dazu kann dann die Vorlauftemperatur in den Fernwärmeleitungen, die bisher 90 Grad beträgt, auf 70 bis 75 Grad gesenkt werden. Spart auch wieder Erdgas.

Sicher ist jedenfalls: Der Umbau des Heizkraftwerks wird von den Stadtwerken auf zehn Jahre abgeschrieben. Rosenberger: "Wir könnten technisch zwar den Haugenstein auch an die bestehende Fernwärmeversorgung hier auf dem Hohenberg anschließen. Aber wir haben uns zunächst für die Stand-Alone-Lösung Haugenstein entschieden. Nicht, dass die Hohenberger denken, sie subventioneren mit ihren Preisen die Fernwärmeversorgung dort. In Zukunft wäre das aber zu prüfen."

Gut für die Stadtwerke: Mit den gleichzeitig gekauften Photovoltaik-Anlagen und der Einspeisevergütung für den Strom, der zukünftig aus dem Blockheizkraftwerk auf dem Haugenstein kommt, stehen dem Kaufpreis auch Einnahmen entgegen. Huber: "Die Kalkulation ist so, dass sie rentierlich ist. Bauchschmerzen habe ich dabei nicht." Rosenberger: "Die Rendite haben wir so gestaltet, dass klar wird, dass Stadt und der Haugenstein eine Solidargemeinschaft bilden. Es trägt sich selbst, und die Expertise tut den Stadtwerken sicherlich gut. Dazu kommt: Die neue Technik wird auch eine deutliche CO2-Einsparung bedeuten."

Allerdings, so Rosenberger: "Die Vergangenheitsbewältigung mit Herrn Osbelt müssen die Besitzer selbst abschließen." Dort gab es teilweise heftige Streits um die Höhe der Nebenkostennachzahlungen. Das Amtsgericht Horb hatte im Oktober die Abrechnungen durch die Hausverwaltung Engelmayr für ungültig erklärt (wir berichteten).

Schon in den Vorverhandlungen hatte OB Rosenberger immer signalisiert, dass man sich in den Eckpunkten mit dem Heizkraftwerkbesitzer einig gewesen sei. Gab es jetzt zum Schluss noch mal Nachforderungen?

Rosenberger: "Osbelt hat sich an alles gehalten. Die gesetzten Eckpunkte wurden bis zum Notartermin nicht verändert."

Bei der Abstimmung im vertraulichen Teil des Gemeinderates gab es eine Mehrheit für den Kauf der Heizzentrale, so Rosenberger: "90 Prozent waren es nicht. Aber die meisten Gemeinderäte waren sich ihrer politischen Verantwortung schon bewusst."

Rosenberger will jetzt die Wärmelieferverträge mit den Stadtwerken, die ihm die Eigentümer geschickt haben, unterschreiben. Huber: "Bis auf einen Besitzer haben alle die neuen Konditionen angenommen."

Huber beruhigt die Anwohner: "Eins ist auch sicher: Wir werden auch bei möglichen Zahlungsschwierigkeiten niemanden Heizung und Warmwasser abdrehen.