Einkaufstaschen endlich mal richtig voll: Wer wenig Geld hat, kann im Tafelladen "Carisatt" Lebensmittel zu geringem Preis einkaufen. Doch die Koordinatoren kommen immer schwerer an Obst und Gemüse. Foto: Hopp

Zahl der Einkaufsberechtigten nimmt zu. Viele Rentner kommen finanziell nicht über die Runden.

Horb - Der Tafelladen in Horb versorgt derzeit fast 1000 Personen mit zusätzlichen günstigen Lebensmitteln. Der regionale Koordinator der Caritas, Rüdiger Holderried, rechnet weiter mit einem leichten Anstieg der Einkaufsberechtigten.

Der Tafelladen hat derzeit 313 Einkaufsberechtigungskarten ausgegeben (Stand September). Weil die Karten für Haushalte ausgegeben werden, ist die Personenzahl, die dahinter steckt, viel höher: 690 Erwachsene und 273 Kinder aus Horb und Umgebung sind auf das günstige Lebensmittelangebot angewiesen. Das teilte der Koordinator der Caritas Horb/Freudenstadt, die den Laden betreibt, Rüdiger Holderried, im Aktionszeitraum "Wochen gegen die Armut" auf Anfrage des Schwarzwälder Boten mit.

Und ihre Zahl steigt: Im vergangenen Jahr hat die Zahl der Bezugsberechtigten zugenommen, so Holderried, was er unter anderem auf den Familiennachzug von Geflüchteten zurückführt. Auch Altersarmut sei ein anhaltend starkes Thema. Immer wieder habe er Anfragen von Rentnern, die sich um eine Einkaufsberechtigung im Tafelladen bemühen. Wer finanziell nicht über die Runden kommt, kann mit Einkommensnachweisen bei der Caritas eine Berichtigungskarte für den Tafelladen beantragen.

Ein aktuelles Problem bei der Belieferung des Ladens: Bei den Supermärkten geht der Trend nach Holderrieds Beobachtung dazu, dass frische Ware nicht mehr bis zum Ladenschluss aufgefüllt wird und somit am Abend die Gemüse- und Obsttheke teilweise leer sind. Dadurch bleibe auch weniger Ware übrig, die an den Tafelladen gehen könnte.

Holderried betont in dem Zusammenhang auch: "Der Tafelladen ist kein Vollversorger, sondern nur ein Zusatzangebot."

Der Platz im Tafelladen am Fuß der Bildechinger Steige ist schon lange knapp und wird mit den zusätzlichen Kunden immer knapper. Holderried sagt, dass er derzeit an einer Lösung für das Platzproblem "dran rumüberlegt". "Mir schwebt eine gute Lösung für den ländlichen Raum vor, die möglicherweise dezentraler ist als jetzt", sagt er. Auch aus den Teilorten und Gemeinden müssen die Leute für ihren Einkauf im Tafelladen zum Teil lange Wege auf sich nehmen.

Wer einkaufen will, muss eine Nummer ziehen, die die Reihenfolge bestimmt, in der die Kunden in den Laden gelassen werden. "Beim Nummernziehen werden schon von vielen die Ellenbogen ausgefahren", berichtet Holderried. "Manche denken, sie kommen zu kurz", sagt Holderried. Es sei schwierig, ein anderes Grundverständnis unter der Kundschaft zu verbreiten. Vielfach sei der Umgang der Einkaufsberechtigten miteinander aber auch freundschaftlich.

Die Spendenbereitschaft der Bürger für den Tafelladen sei weiterhin enorm, lobt Holderried. Die Tafelladenkisten in den Supermärkten würden gut angenommen und mit gespendeten Lebensmitteln gefüllt. Wenn irgendwo bei einem Fest Reste übrig sind, werde von den Verantwortlichen oft der Tafelladen kontaktiert. "Es ist schön, dass wir bei den Menschen im Kopf sind", sagt Holderried.

Die Mitarbeiter des Tafelladens sammeln die Ware bei mehreren Märkte und ab und an auch beim Zentrallager der Tafeln in Sindelfingen ein.