Unterhalb des Wehres waren die Fischer des Regierungspräsidiums Tübingen mit ihrem Gerät unterwegs. Foto: Hopp

Forscher des Regierungspräsidiums Tübingen können auch auf Wasserqualität schließen.

Horb - Andreas Becker legt den Fisch am Neckarufer ins Zentimetermaß: "Gründling, 17,1 cm. 51 Gramm." Hier fischt das Regierungspräsidium Tübingen.

Freitagnachmittag. Mit drei Autos sind die Profi-Fischer und Biologen von Hydra in Horb angerückt. Das Forschungsnetzwerk für Gewässerqualität und Umwelt ist im Auftrag des Regierungspräsidiums Tübingen unterwegs. Es lässt hier im Hoheitsgebiet des RP Karlsruhe sozusagen "in fremden Gewässern" fischen. Werner Häußler, erster Vorsitzender des Fischereivereins Horbs, schaut neugierig, was die Kollegen so machen: "Das Regierungspräsidium Tübingen ist seit zwei Jahren dabei, den Fischbestand im gesamten Neckar zu kontrollieren. Daraus kann auch auf die Gewässerqualität schließen."

Und diesmal ist auch Horb – direkt unterhalb des Wehres – dran. Die Hydra-Experten ziehen Elektrokabel ins Wasser, lassen Strom rein. Häußler: "Weil das Wasser so flach ist, ist das die schonendste Methode, die Fische einzufangen. In Netzen ist das Risiko natürlich höher, dass sie dann verenden." Die Fische werden dann mit Keschern rausgeholt und in eine Art Waschmaschinentrommel gepackt. Becker: "Das wirkt wie ein Faradayscher Käfig – die Stromschläge können hier den Fischen nichts mehr antun."

Morgens waren die Hydra-Experten noch in Neckartenzlingen – und da mssten sie nach Horb auch wieder hin. Dort ging es nur mit Netzen. Auch die Mündung der Eyach hinter der Autobahnbrücke wurde schon auf den Fischbestand gecheckt.

Häußler: "Forellen beispielsweise sind sehr empfindlich. Wo sie vorkommen, ist das Wasser sehr sauerstoffreich. Karpfen dagegen sind im trüben Wasser zu finden." Klar, dass die Hydra-Experten am letzten Tag ihrer Frühjahrs-Analyse Fisch für Fisch in Horb genau messen und wiesen. Becker: "Ade. Im Herbst sehen wir uns wieder!"

Und was kann man über den Neckar vor der Turnierwiese sagen? Die Hydra-Experten haben jede Menge Forellen gefischt. Wäre ja verwunderlich, wenn direkt hinter dem Wehr die Wasserqualität nicht gut und sauerstoffreich ist.

Und warum fischt das RP Tübingen "in fremden Gewässern"? "Wir wollen umfassende und gesicherte Informationen über die Fischartenzusammensetzung und Fischdichten des Oberen Neckars sowie über seine fischereiliche Nutzung ermitteln", so Tübingens Regierungspräsident Klaus Tappeser.

In einer Pressemitteilung heißt es: "Großräumige Renaturierungen sind heutzutage kaum mehr möglich." Laut Tappeser seien Maßnahmen, die als "Trittsteine" zu einer positiven Entwicklung der Fischbestände beitragen können umso wichtiger.

Solche Trittsteine könnten jedoch nur dann erfolgreich geplant und angelegt werden, wenn man die aktuelle Situation der Fischbestände und deren Veränderungen verstehe und bewerten könne. Die hierfür erforderliche belastbare Datengrundlage soll durch das Projekt "Fischfauna und Fischerei im Oberen Neckar" geschaffen werden.

Das RP Tübingen hat dafür die Federführung übernommen.