Der frühere Talheimer Steinbruch ist heute ein Naturidyll – ob das Gelände mit Aushub aufgefüllt werden darf? Foto: Hopp

Indizien verdichten sich: Ehemaliger Steinbruch soll mit Aushub von Stuttgart 21 gefüllt werden.

Horb - Kommt Talheim 21 oder nicht? Inzwischen mehren sich die Indizien, dass der 2002 stillgelegte Steinbruch mit Abraum aus der Mega-Baustelle von Stuttgart 21 verfüllt werden konnte.

Zwar hatte die Stadt bestritten, selbst Verhandlungen mit der Deutschen Bahn zu führen. Auf erneute Nachfrage des Schwarzwälder Boten wird aber deutlich, dass offenbar ein privater "Investor" diese Maßnahme im Auge hat. Eine Mitarbeiterin aus der Stadtentwicklung schreibt: "Wie bereits gestern mitgeteilt, gibt es Anfragen. Allerdings gehört es zur guten politischen Kultur, dass sich zunächst der neue Ortschaftsrat Talheim damit befasst.

Dem möchten wir nicht vorgreifen." Aus diesen Worten kann man lesen: Der Antrag ist da, wird geprüft und dann zunächst dem Ortschaftsrat vorgelegt. Dieser Termin soll schon im September in nicht-öffentlicher Sitzung sein. Wie der Schwarzwälder Bote ferner erfuhr, heißt es in Rathauskreisen beim Thema "Talheim 21", dass da etwas "vorbereitet" werde. Dem Schwarzwälder Boten gelang es, mit dem möglichen "Investor" zu sprechen. Er möchte "dazu nichts sagen. Auch nicht zu den angeblich genannten Menge". Dabei verweist er auf die Aussage der Stadt. Falls das Projekt konkret wird, könnte Talheim ein neuer politischer Streit drohen. Streitpunkt eins: Welches Konzept legt der Investor vor? Nützt es dem Naturschutz oder ist es kontraproduktiv?

Der Steinbruch wurde im Jahr 2002 stillgelegt. Inzwischen ist er wohl zum Rückzugsort für die Natur geworden. Der ehemalige Betreiber des Steinbruchs in Untertalheim schreibt unter dem Stichwort "Rekultivierung": "Heute strebt man mehr eine Renaturierung der dafür geeigneten Steinbrüche oder Steinbruchsflächen an, um zusätzliche ungestörte Lebensräume für Fauna und Flora zu schaffen. Meist ist unbekannt, wie vielfältig sich die Flora auf nicht bewirtschafteten Flächen alter Steinbrüche entwickeln kann." Bilder sind zu sehen über seltene Pflanzen, dazu heißt es: "Pionierpflanzen als die Lebenskünstler besiedeln Felsspalten und Klüfte der Bruchwand wo anspruchsvollere Pflanzen sie nicht verdrängen können. Durch Windflug, Insekten, Vögel erobern sich Pionierpflanzen den neuen Lebensraum. Besonders warme und geschützte Standorte bieten Halden an ihrem Wandfuß, dort setzt die erste Begrünung ein. Aber auch die Fauna kann sich ungestört entwickeln. Wände und Sohlen sowie Dickungen werden von Vögeln als Brutplätze angenommen. Amphibien und Reptilien finden sich zum Laichen und Legen ein. Insekten finden reichlich Nahrung."

Hört sich idyllisch an. Was passiert, wenn hier der Abraum aus den Tunneln von Stuttgart 21 landet? Oder hat der Investor ein Konzept, welches den Lebensraum für Vögel, Amphibien und Reptilien sogar noch verbessert?

Darum kümmert sich auch das Landratsamt in Freudenstadt. Laut einem Sprecher des Regierungspräsidiums Karlsruhe sei dies zunächst die zuständige "Genehmigungsbehörde. Erst wenn es um konkrete Naturschutzfragen geht, sind wir am Zuge. Bei uns liegt bezüglich des Steinbruchs in Talheim kein Antrag vor."

Möglicher Streitpunkt zwei: Die zu erwartende Verkehrsbelastung. Herbert Walz, frisch gewählter Gemeinderat der Unabhängigen Liste Horb aus Talheim, äußert seine Bedenken: "Ich habe ausgerechnet, dass 1,5 Millionen Tonnen täglich zwischen 50 und 70 Lkw-Fahrten bedeuten würden. Dazu steht mein Haus an der Schietinger Straße und hat jetzt schon Risse. Ich will nicht wissen, was passiert, wenn hier die Lkws täglich vorbeifahren."