"Die Bürger wollen den Dialog mit den Verantwortlichen führen. Und diese Sehnsucht befriedige ich": Peter Rosenberger ist noch lange nicht wahlkampfmüde. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

In drei Wochen entscheidet sich, ob Peter Rosenberger Chancen hat, in Mannheim OB zu werden / Berlin-Gerücht ist "lächerlich"

Horb. OB Peter Rosenberger wagt seinen bisher größten Schritt: In drei Wochen stellt er sich zur OB-Wahl in Mannheim. Der Schwarzwälder Bote sprach mit ihm über seinen bisherigen Wahlkampf, seine eigene Einschätzung und sein Wahlziel.

Sonntag sind es noch drei Wochen bis zur OB-Wahl in Mannheim. Wie ist Ihr Gefühl?

Gut. Ich bin hoch motiviert und freudig erregt. Es ist Endspurt. Obwohl ich mir den Wahlkampf anders vorgestellt hatte im Vorfeld. Er ist sehr zeitintensiv – besonders abends und am Wochenende. Deshalb schaffe ich es, tagsüber fast jeden Tag in Horb zu sein.

Laut dem "rheinneckarblog" munkeln CDU-Mitglieder, dass Sie unter 30 Prozent in den Umfragen liegen. Es werden Zahlen zwischen 26 und 28 Prozent genannt.

Ich kommentier den Rheinneckarblog eigentlich nicht. Fakt ist aber: Es gibt im Moment keine Umfragen.

Verschiedene Medien – auch die Stuttgarter Zeitung – berichten kritisch über den Konflikt zwischen Schatzmeister Hermann Braun und Kreisvorstand Nikolas Löbel. Dabei geht es um die Solidität der Kreisfinanzen. Schadet der Skandal Ihrem Wahlkampf?

Erst einmal stelle ich fest, dass sich durch meine Person die Partei eher vereinigt. Das gibt Rückenwind und tut auch gut. Die Affäre um die Person Braun wird völlig überschätzt. Das ist ein kleiner Ortsverband von vielen in Mannheim. Der weigert sich meines Wissens nach, einen Rechenschaftsbericht abzugeben. Da geht es um 35 Euro. Das mit dem OB-Wahlkampf zu verquicken, passt an der Stelle auch gar nicht. Selbst ein Herr Braun hat mir gesagt, dass er mich unterstützt.

Merken Sie die Affäre an den Reaktionen der Leute in Mannheim, die sie treffen?

In dem Zusammenhang nicht. Man stellt aber öfter die Frage: Glauben Sie, dass Sie auch in Zukunft die CDU so geeint halten können, wie es im Moment der Fall zu sein scheint? Man kennt die CDU aus der Vergangenheit auch anders. Das motiviert mich zusätzlich: Wenn dieser Effekt durch meine Person eintritt, dann ist es doch was Gutes.

Horber Gemeinderäte setzen sich auf der Unterstützer-Liste für Ihren Gegner Peter Kurz eingesetzt. Spielt das eine Rolle im Wahlkampf?

Das ist bei den Wählern vor Ort null Komma null ein Thema.

Wie schätzen Sie das Gefühl der Bürger zur Stadtverwaltung in Mannheim ein?

Bei den Gesprächen mit den Bürgern höre ich die Stimmung heraus: Endlich eine Alternative. Ich sage nicht, dass da eine Wechselstimmung ist. Sondern eine latente Unzufriedenheit, die man nicht unbedingt in Prozenten definieren kann. Wenn man in die Stadtverwaltung reinhört, gibt es viele, die hinter vorgehaltener Hand mir sagen: Herr Rosenberger, es ist gibt wenig Demokratie. Wir sind in einem System, wo sehr viel von oben herab regiert wird. Wenn das ein großes Haus mit mehreren 1000 Mitarbeitern so deutlich formuliert, dann darf das zu denken geben.

Was lernen Sie aus Ihrem Wahlkampf in Mannheim für Ihre mögliche Zukunft in Horb?

Ich lerne gerade unheimlich viel in Mannheim, das tut mir auch gut. Allein, um wieder neue Perspektiven zu bekommen. Ich glaube, dass wir in Horb schon vieles sehr gut machen. Es gibt bestimmt immer Verbesserungspotenzial. Aber wie wir das Thema Teamgedanke verstehen – obwohl wir da wahrscheinlich noch nicht hundert Prozent vorbildlich sind – sind wir deutlich dem voraus, was ich in Mannheim spüre.

Kommt Ihr "Horber Stallgeruch" in Mannheim an?

In Mannheim erwarten die Bürger viel Präsenz vor Ort – da will man ins Gespräch kommen. Nicht jemanden, der Reden schwingt und mit dem Dienstwagen davonrauscht. Die Bürger wollen den Dialog mit den Verantwortlichen führen. Und diese Sehnsucht befriedige ich.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Sie nach einem möglichen Scheitern nach Berlin gehen. Als Bundestagsabgeordneter ist auch die Aufwandsentschädigung höher

Lächerlich. Ich bin ich fest davon überzeugt, dass kein Mensch diese Tätigkeiten allein aufgrund des Geldes macht. Man wird bezahlt, und ich bin auch zufrieden mit meiner Entlohnung. Und wenn es 500 Euro mehr wären, das soll ausschlaggebend sein? Ich habe mich immer als Kommunalen gesehen. Ich genieße es auch. Das ist meine Stärke, mit den Menschen gemeinsam zu diskutieren, mit dabei zu sein, auch gesellig zu sein. Ich hab mich bisher nicht in Berlin gesehen. und wollte es auch deshalb nicht – und deshalb ist das fast schon eine Absage – weil ich drei kleine Kinder hab. Horb-Berlin oder Mannheim-Berlin, die Frage hat sich für mich nie gestellt. Die stellen komischerweise immer andere.

Was ist mit einem Aufstieg in die Landespolitik?

Dann hätte ich auch jetzt schon die Chance ergreifen können. Dann hätte ich nicht den schwierigen Umweg über Mannheim gehen müssen.

Ihr Mannheimer Wahlprogramm wird auch in Horb aufmerksam gelesen. Besonders Ihre Forderung, bei der Kultur zu kürzen, trifft hier auf Kritik. Sind Sie kulturfeindlich?

Lächerlich. Alles andere passt nicht als Wort. Der amtierende OB will Mannheim zur europäischen Kulturhauptstadt machen. Das ist ein finanzielles Debakel. In Stuttgart hat der amtierende OB das auch abgelehnt. Fritz Kuhn sagt: Er treibt seine Stadt nicht in ein Projekt, was schlecht für sie wäre. Und genauso gilt das auch für Mannheim. Die Stadt hat so viele Aufgaben zu lösen, die brauchen zur Zeit keine imagefördernden Pilotprojekte oder Leuchtturmprojekte. Die müssten das machen, was wir in Horb machen: Bodenständiger. Ein Kulturhauptstadtbüro, das seit Jahren brach liegt und jedes Jahr eine halbe Millionen Euro verschlingt, muss man zumachen. Ich weiß nicht, was die Horber Kulturschaffenden sagen würden, wenn es so etwas in Horb geben würde.

Bürgermeister Jan Zeitler versucht gerade, bei den Künstlern mit einer Kultur-AG zu punkten. Er soll schon mehr Geld für die Kultur versprochen haben. Schon ein Vor-Wahlkampf?

Nein. Die ersten Gespräche liefen ja mit mir. Michael Zerhusen, Josef Nadj und Kathrin Kinsler waren bei mir. Ich habe den Kollegen Zeitler gebeten, das zu übernehmen. Es gab jetzt den ersten größeren Termin. Mir war es wichtig, dass wir eine Plattform herstellen, wo sich die Kunstschaffenden besser vernetzen. Da kann die Stadtverwaltung eine geeignete Plattform bieten. Ob wir die machen oder andere, ist meines Wissens nach noch nicht geklärt.

Laufen sich schon Rosenberger-Nachfolger in Horb warm?

Ich sehe noch keinen, der sich warmläuft. Mannheim ist nicht sicher. Wer den Eindruck hat, dass der Rosenberger da ohnehin schon gewählt ist, dem drücke ich die Daumen, dass es so ist. Ganz so einfach ist es leider nicht.

Sonntag in drei Wochen ist der erste Wahlgang. Was erwarten Sie, wie kämpfen Sie?

Ich gehe davon aus, dass die Wahlbeteiligung erschreckend niedrig sein wird. Mein Wahlkampf richtet sich darauf aus, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Wir werden unheimlich viele Stände haben, Haustürbesuche machen – richtig klassischen Straßenwahlkampf. Bodenständig und klassisch.

Was ist Ihr Wahlziel?

Das interne Ziel ist zu gewinnen. Ich will Mannheims Oberbürgermeister werden, sonst würde ich so ein Rennen nicht eingehen. Ich weiß, dass es schwierig ist. Deshalb glaube ich, dass es schon ein großer Erfolg wäre, wenn der zweite Wahlgang erreicht wird. Wenn der amtierende Oberbürgermeister keine absolute Mehrheit hat, ist das ein deutliches Signal. Dann werden es noch einmal drei anstrengende Zusatzwochen bis zur Stichwahl.

Jetzt sind auch noch zwei Wochen Pfingstferien. Macht das Ihren Wahlkampf schwieriger?

Es spitzt sich da in den letzten anderthalb Wochen zu. Dann werden auch die großen Podiumsdiskussionen sein und eine Talkrunde im Fernsehen. Das ist dann der Höhepunkt des Wahlkampfes.

Werden Sie ein TV Training machen?

Nein. Das Wichtigste ist, authentisch zu sein.

Die Fragen stellte Jürgen Lück