Die alte Marktsteige bietet einen herrlichen Blick auf Horb. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Bunte Gruppe unternimmt Stadtrundgang mit City-Manager / Startschuss für Arbeitskreis "Aufenthaltsqualität"

Von Peter Morlok

Horb hat ohne Zweifel viele schöne Plätze und Stellen – doch auch einige dunkle oder zumindest weniger genutzte Ecken. Nicht zuletzt um letztere will sich der Arbeitskreis "Aufenthaltsqualität" kümmern.

H orb. Horb bietet viel Sehenswertes und die Aufenthaltsqualität wurde in den vergangenen Jahren an einigen Quartieren verbessert. Doch es ist sicher noch ein langer Weg, um aus der Horber Kernstadt die Erlebnis-Stadt zu machen, die nicht nur zu den Ritterspielen oder zum Fasnetsumzug die Leute anlockt.

Thomas Kreidler, rühriger City-Manager in Warteposition, hatte deshalb interessierte Bürger und Mitglieder des Arbeitskreises "Aufenthaltsqualität" von "Horb Aktiv" – oder alle, die es noch werden wollen – zu einem Kick-off Termin für diesen Arbeitskreis eingeladen.

Treffpunkt am Montagabend war die gute Stube von Horb, der obere Marktplatz. Tatsächlich fand sich eine gut gemischte Gruppe ein, die sich von Stadtführerin Janet Rosenberger bei einem Rundgang durchs Städtle einige historische Perlen, aber auch Orte mit Entwicklungspotenzial zeigen ließen.

Bevor man losging, verteilte Kreidler noch ein paar Besen. Für ihn ein Symbol, dass die Horber eher vor ihrer eigenen Tür kehren sollen und die Probleme, die man im Ort anpacken kann, auch dort erledigen. Er wolle damit nicht unbedingt klarmachen, dass neue Besen gut kehren, zumal die alten Besen meist besser wüssten, wo der Dreck liege, betonte er.

"Die Stadtverwaltung, die Händlervereinigung ›Horb Aktiv‹ und die Bürger müssen gemeinsam was tun", ist sich Kreidler sicher. "Wir wollen deshalb weder einen Forderungskatalog aufstellen oder über irgend einen, gefühlt schlechten Zustand jammern, sondern unsere Netzwerke nutzen und mit Kreativität und einem gesunden Miteinander zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität von Horb beitragen."

Dass Horb schon lange nicht mehr von den Vorderösterreichern regiert, sondern von reinrassigen Schwaben bewohnt wird, sah man gleich ganz praktisch am Beispiel Besen und Helmut Kipp. Bevor man sich gemeinsam auf die "Tour de Städtle" machte, brachte der Konditormeister sein Präsent vorsichtshalber schon mal in Sicherheit, anstatt es werbewirksam mit durch die Stadt zu schleifen und an einige Stellen den Muff der Vergangenheit wegzufegen.

Ganz viel Wissenswertes, ein paar Histörchen und zudem einige Anregungen gab es dann auf dem knapp zweistündigen Rundgang durch die Stadt. Klar, wenn man schon auf dem nahezu autofreien Marktplatz steht, dann ist das "Horber Bilderbuch" an der Rathausfassade geradezu eine Einladung, um über die Geschichte von Horb, dem Ort, der im Jahr 1090 erstmals urkundlich unter dem Namen horv oder horva, was im Althochdeutschen Sumpf bedeutet, erwähnt wurde, zu informieren.

Vom Marktplatz, der eigentlich eine Marktstraße ist, ging es dann Richtung Marktsteige, mit der wunderbaren Aussicht über den gesamten Talkessel. Von dort die vielen Stufen hoch zum höchsten Punkt des Felssporns, auf dem die Stadt errichtet wurde. Die Obermateigasse, mit Schurkenturm, Stiftskirche und den beiden Klöstern, von denen eines heute Finanzamt, Standesamt und im Innenraum den weißen Garten beherbergt, sind markante Punkte im Horber Stadtbild.

Vorbei am Kloster, ein Stopp beim Antoine-Leins-Künstlerhaus mit Blick auf das ehemalige Gefängnis, dann ging es für die Gruppe runter zum unteren Markt mit dem ehemaligen Kornhaus, dem Replikat des historischen Brunnens und den gegenüberliegenden Fachwerkhäusern.

Aus der Historie raus, direkt rein in die Neuzeit. Das ist in Horb durch Hochsteigen von ein paar Treppen möglich, denn schon steht man im Burgstall vor dem postmodernen Eingang des ehemaligen Krankenhauses. Ein leerer, wasserloser Franziskusbrunnen vermittelt dort jedoch eher einen Hauch von Tristesse statt verhaltener Lebensfreude.

Dies kann man auch mit Fug und Recht vom "Meintelschen Höfle" behaupten, dass auf der Rückseite des Parkhauses Kaiser auf Höhe des "Bermudadreieckes", wie die Lokale dort im Volksmund genannt werden, liegt. Eigentlich ein schöner Fleck, der für einige Ideen gut wäre, der aber schon seit Jahren sein tristes Hinterhofimage nicht los wird. Leere Schnapsflaschen lagen herum und zwei der Besen kamen sofort zum Einsatz.

Dass man den "Fruchtkasten", das Gebäude, in dem derzeit noch die Polizei untergebracht ist, ab

2019 mit in die Innerortsgestaltung einbezieht, steht für die Teilnehmer des Arbeitskreises eindeutig fest.

Der Siegervorschlag des Ideenwettbewerbs zur Stadtoptimierung sieht einen Abriss dieses stadtbildprägenden Gebäudes vor. Helmut Kipp riss bei dieser Gelegenheit gleich noch die Apotheken samt des Volksbankgebäudes, wenn auch nur gedanklich, mit ab.

Über die Leerstandsproblematik der Neckarstraße braucht man nicht viel zu sagen, und dass die Geschäftsleute, die ihre Läden oben am Marktplatz haben, nicht wirklich glücklich über die Entwicklung des Flößerwasens als neues Event-Zentrum sind, ist auch kein Geheimnis. Besonders ärgert sie die große Menge an schönen Blumenkübeln, die dort überall stehen, während der Marktplatz aus ihrer Sicht doch etwas stiefmütterlich behandelt wird. Da der Uferweg überschwemmt war, marschierte man auf einer Alternativroute vor zum Marmorwerk. Dort informierte Janet Rosenberger über die Pläne der DHBW und der Auswirkung auf dieses Areal.

Einige Horber haben ihr Städtle nun noch besser kennengelernt und was die Besenschwingerei bringt, wird man vielleicht irgendwann sehen.

Genug zum symbolischen Fegen gibt es auf jeden Fall und der Großteil der Rundgangsteilnehmer prägte sich die Details bei einem abschließenden Dämmerschoppen im "Goldenen Adler" ein.