Lesung: Weinhändler Georg Djuga liest Geschichten vom Jakobsweg vor und reicht dazu passenden Wein

Den größten Herzenswunsch in Frankreich verwehrt, verwirrt von den Wegweisern am Pilgerweg nach Santiago de Compostela und doch glücklich vom Pilgern – so gab Weinhändler Georg Djuga Einblicke in seine Erlebnisse auf dem Jakobsweg.

Horb. Passend zu den Erzählungen erhielten die Gäste in der Weinflaschnerei am Marktplatz in Horb die Weine, die den vier Geschichten Leben einhauchten. Ein Wein des französischen Weinguts Domaine Romanée Conti war nicht dabei, was Djuga mit einer lustigen Geschichte erklärte: Sein Herzenswunsch sei es gewesen, dieses Weingut einmal zu besuchen und den Wein dort zu verkosten – ein Privileg, das nur wenigen gegönnt sei. Für den Erwerb einer Flasche Romanée Conti gebe es zwei Wege. Entweder man stehe auf der Liste der ungefähr 200 registrierten Privatkunden des Guts, oder man kaufe ihn im Handel. Dort könne man dann auch eine einzelne Flasche kaufen. Die Zuteilungen an den Handel seien jedoch sehr begrenzt, jedes Land, das würdig sei, einen Romanée-Conti-Händler zu haben – und das seien nicht sehr viele –, habe nur einen Importeur. Den Zuhörern wurde klar, wieso sich der Horber Weinhändler einen genauen Schlachtplan ausdenken musste, immerhin war er bereits beim ersten Besuch abgeblitzt. Beim zweiten Mal wollte er sich als Pilger, der seine Wasserflasche auffüllen wolle, ausgeben. Doch eingelassen wurde er deswegen noch lange nicht, die Flasche dafür mit Wasser gefüllt und die Tore anschließend schnell verschlossen.

Die Zuhörer erfuhren mehr über die Gedanken auf dem Jakobsweg, den Ausschilderungen und den Begegnungen. In der französischen Gemeinde Pommiers, am äußersten Südrand des Cevennengebirges, traf er auf ältere Herren beim Boule spielen. Kurzerhand luden sie ihn ein und brachten ihn sogar zum Essen mit. "Und schon hatte jeder von uns ein Glas Weißwein als Aperitif in der Hand – ein Chardonnay aus dem Beaujolais, wie ich erfuhr", fand Georg Djuga den Übergang. Länger als geplant blieb er in der netten Gesellschaft, tauschte sich aus, ließ sich das Essen und den dazu passenden Wein schmecken und vergas die Zeit. Nach dem Kaffee wollte er aufbrechen, doch erst nach einer Einigung konnte er sich auf den Weg machen. Der Kompromiss war: Er wurde gefahren, weshalb Georg Djuga lachend meinte: "Jetzt hat mein Jakobsweg ein fußläufiges Loch von zehn Kilometern."

Neben solch freudigen Treffen verarbeitete der Horber auch seine Begegnungen mit der Tierwelt in der Geschichte "Der Jakobspilger und der Hund". Im tiefsten Beaujolais zwischen Julienas und Morgon traf er auf so einen nicht vom Pilgerweg zu trennenden Hund. Vorher noch die angstumschreibende Ausführung im Kopf, waren die Zuhörer gespannt, was dem Weinhändler passiert war. "So ein Pilger muss für einen Hund ein wunderbares Erlebnis sein: Wo sonst findet er solch herrlich von Duftwolken umwaberte Socken?", scherzte er und meinte: "Nachdem er sich offensichtlich high geschnüffelt hatte, blickte er mir jetzt doch in die Augen, und zwar mit dem sprichwörtlichen treuen Hundeblick." Der Hund ließ sich nicht mehr abhängen und folgte dem Pilger. Selbst der Hundeeigentümer konnte ihn nicht davon abbringen. Ein Jahr zuvor habe er bereits eine Begegnung mit einem Hund in Cluny gehabt, wobei dieser ihm gefolgt sei, bis eine Dame mit ihrem Fahrrad die Aufmerksamkeit auf sich gezogen habe.

Die Zuhörer erfuhren damit bildlich von den Hunden am Pilgerweg und dass diese gar nicht so ohne seien: "Ein Bild des Friedens und der unverbrüchlichen Freundschaft zwischen Mensch und Hund, als er mich unversehens aus meinen Gedanken riss, die gerade von meinem rechten Knöchel besetzt waren. Er hatte sich mit einem leichten Schmerz gemeldet. Im Prinzip war das nicht weiter besorgniserregend – ich meine den Schmerz und nicht den Hund – jetzt war es der Knöchel, bald konnte es das Knie sein, irgendetwas von den Lendenwirbeln abwärts tut beim Pilgern immer weh."

Immer wieder brachte der Geschichtenerzähler die Zuhörer zum Lachen. Märchenhafte Beschreibungen über die Austernbrüder im Bassin de Thau ließen die Besucher durch die Schönheiten der Küstenregion ziehen, passend dazu der richtige Schluck Wein.

Fazit: Eine Reise der 1000 Sinneseindrücken erlebten die Teilnehmer, die von den zahlreichen Eindrücken von Georg Djuga angetan waren.