OGL will mit Plakat Radfahrer in die Stadt locken / Rosenberger: "Erwarte, dass es über Pfingsten verschwindet"

Von Jürgen Lück

Horb. Da macht die OGL mit einer Guerilla-Aktion das, was viele Horber seit Jahren vermissen. Und schon gibt’s jede Menge Ärger mit dem Rathaus.

Gestern morgen, 10 Uhr. Die OGL-Gemeinderäte Elisabeth Schneiderhan und Markus Pagel stehen am Parkplatz Dammstraße. Die Ur-Grüne Kristina Sauter ist mit ihrem E-Bike gekommen, auch Ulrich Morof – Mitglied in der ADFC-Kreisgruppe Freudenstadt – stehen an der Stelle, wo der Neckartalradweg vorbeiführt.

Pagel reißt die Pappe ab – darunter erscheint ein schwarz-grünes Plakat. Sorgsam festgeschraubt, wetterfest aus Kunststoff.

Pagel: "Wenn man hier auf dem Radweg vorbeifährt, hat Horb verloren. Deshalb haben wir hier dieses Plakat als Denkanstoß aufgehängt."

Auf dem Plakat zeigt ein gelber Pfeil nach rechts. Text: "Lust auf ein historisches Städtchen? Hier rechts abbiegen und über die Fußgängerbrücke."

Liebevoll formulierte Texte in gelb weisen auf die Highlights der Stadt hin. Hunger? Gastro-Adressen mit Öffnungszeiten. Müde? Übernachtung. Planlos und Uninformiert? Buchhandlung Kohler und Stadtinfo. ‘ne Torte angeln? Cafés. Lieber mehr Grün? Porto Neckar und Rauschbart. Stinkig drauf? Neckarbad.

Wirklich lustig, pfiffig und originell. OGL-Fraktionschef Pagel stolz und ein bisschen selbstironisch: "Das war schon fast eine Ingenieurleistung, das Plakat hier sicher anzubringen."

Gemeinderätin Elisabeth Schneiderhan: "Wir haben noch keine Genehmigung für die Aufhängung. Aber wir hoffen, dass die Stadt die Win-Win-Situation erkennt."

Ur-Grüne Sauter: "Das mag zwar ein Verstoß sein. Aber wir wollen stoßen und einen Denkanstoß geben. Weil Fremde die Stadtinfo aufgrund der offiziellen Beschilderung der Stadt sehr schlecht finden, geben wir mit diesem Plakat eine erste Orientierung." Durchdacht: Unter dem gelben Pfeil ist ein Barcode. Smartphone mit Scan-App draufhalten, schon landet man auf der Internetseite der Stadt Horb bei den Sehenswürdigkeiten.

Bei OB Peter Rosenberger (CDU) kommt die Guerilla-Aktion der OGL gar nicht gut an.

Rosenberger: "Unabhängig mal von der rechtlichen Situation fordere ich die OGL auf, dass das Plakat über Pfingsten wieder abmontiert wird. Die OGL betont immer – auch bei der Stadtgestaltungssatzung – dass sie genau auf das Gesetz achtet. Da passen solche Alleingänge nicht ins Bild. Ich gehe davon aus, dass die OGL den ordnungsgemäßen Weg beschreitet: Einen Antrag zu stellen. Wenn die OGL die Kosten übernimmt, kleben wir bei einer Absegnung durch die Gremien gerne einen Sticker drauf: "Sponsored by OGL".

Und was sagen die Horber zu diesem Plakatärger? Morgens gegen 10.40 Uhr kommt Barbara Staudacher mit ihrem E-Bike vorbei. Sie sagt: "Das ist klasse, eine Super-Idee. Das hilft bestimmt vielen Radfahrern. Es gibt viele Leute, die hier rumeiern, weil sie nicht wissen, wie sie in die schöne Stadt kommen."

Wie sieht der städtische Ober-Ordnungshüter Wolfgang Kronenbitter den "Plakatanschlag"? "Pauschal geprüft handelt es sich hier um eine genehmigungspflichtige Tafel, auch wenn es keine Werbetafel, sondern ein Hinweisschild ist." Genehmigungsfähig könnte so etwas grundsätzlich schon sein. "Eigentlich ist ein Hinweisschild eine städtische Aufgabe. Es ist sicherlich nicht in Ordnung, dass es mit einer Parteiwerbung verbunden wird", so Kronenbitters Einschätzung

Die Stadt Horb werde den Vorgang "abschließend prüfen" und der OGL einen Brief schicken.