Horbs Bürgermeister Jan Zeitler ist seit gestern OB-Kandidat in Überlingen. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunalpolitik: Horb muss sich vielleicht bald einen neuen Bürgermeister suchen / Wahl am 6. November

Jan Zeitler will es wissen: Der Horber Bürgermeister warf gestern seinen Hut in den Ring für das Amt des Oberbürgermeisters in Überlingen am Bodensee.

Horb. "Das ist kein Bekenntnis gegen Horb, sondern mein Wunsch nach dem nächsten Karriereschritt", sagt Zeitler im Redaktionsgespräch mit unserer Zeitung. Es soll von der einen Großen Kreisstadt in die nächste gehen. "Ich liebe solche Städte in dieser Größenordnung", sagt der Horber Bürgermeister. Mit OB Peter Rosenberger sei alles abgesprochen. Er habe seine Unterstützung. Auf Kosten von Horb solle es nicht gehen. "Ich habe noch meinen gesamten Jahresurlaub, den ich für den Wahlkampf verwende. Außerdem habe ich meine Kandidatur spät erklärt, ein zu langer Wahlkampf ist eher kontraproduktiv."

Am 6. November wird in Überlingen gewählt. Und Zeitler muss sich einigen Kontrahenten stellen. Doch der Sieg scheint möglich, denn die politische Lage ist in der beliebten Touristen-Stadt am Bodensee unübersichtlich. Amtsinhaberin Sabine Becker hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur Freunde gemacht. 15 Jahre lang war sie Mitglied der CDU und deren Kandidatin, doch 2014 brach sie mit ihrer Partei. Becker hatte damals vor der Kommunalwahl erwartet, dass ihre Partei sie auf Listenplatz eins setzt, doch sie ging leer aus. Sie kam doch noch auf die Liste, aber sie schnitt nicht so ab, wie sie es sich erhoffte. Daraufhin erklärte sie, dass sie sich in der Partei unerwünscht fühle.

Auch ein weiterer OB-Kandidat steht mit seiner früheren Partei auf Kriegsfuß. Lehrer Georg Müller aus dem Rhein-Neckar-Kreis, früher auch Pädagoge in Hechingen, ist ebenfalls aus der CDU ausgetreten, weil dort zu wenig innerparteiliche Demokratie herrsche. Bei seiner OB-Kandidatur 2015 in Filderstadt, damals noch als CDUler, scheiterte er gerade mal mit 13,9 Prozent der Stimmen.

Der vierte Kandidat ist Klaus Kirchmann, der damit wirbt, aus Überlingen eine klimaneutrale Kommune machen zu wollen. Er ist in Überlingen geboren, aber lebt seit 30 Jahren nicht mehr in der Stadt. Zuletzt war er als Entwicklungsexperte in Myanmar für die Weltbank aktiv.

Ob die Fraktionen in Überlingen noch andere Kandidaten ins Rennen schicken, ist mehr als fraglich. Am 10. Oktober ist Bewerbungsschluss. LBU/Die Grünen und FDP haben bereits durchklingen lassen, dass sie das wohl nicht vorhaben. Und auch die CDU, heißt es in politischen Kreisen in Überlingen, könnte darauf verzichten, da sie keinen geeigneten Kandidaten finden.

Ob Zeitler da die "große Koalition" in Horb (er mit CDU-Mann Rosenberger) in die Karten spielt? "Natürlich bringe ich Erfahrungen mit. Ich sehe mich aber sowieso als unabhängigen Kandidaten. Aber natürlich stehe ich zu meinem Parteibuch." Punkten könnte er auch mit seinen Erfahrungen bei der Horber Gartenschau. Denn in Überlingen steht die Landesgartenschau im Jahr 2020 an. Auch seine Frau Annette Stoll-Zeitler ist Expertin auf diesem Gebiet. Schon auf der Horber Gartenschau war sie als Projektleiterin im Einsatz, bei der Landesgartenschau in Öhringen in diesem Jahr war sie die Geschäftsführerin.

Für Zeitler würde die berufliche Reise in Baden-Württemberg weitergehen. Aufgewachsen in Ludwigsburg, führte ihn sein Werdegang zum Studium der Rechts- und Verwaltungswissenschaften neben Bayreuth auch nach Konstanz. Also hat er schon Bodensee-Erfahrung. Anschließend war der Diplom- Verwaltungswissenschaftler acht Jahre lang für das internationale Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers am Standort Stuttgart im Bereich "Public Services" tätig. Im März 2010 folgte die Wahl zum Bürgermeister und hauptamtlichen Stellvertreter des Oberbürgermeisters der Großen Kreisstadt Horb a. N.ckar, zuständig für die Fachbereiche "Recht und Ordnung" und "Technische Betriebe".

Aber ist Zeitler auch ein Mann für den Bodensee? "Ich habe das goldene Schwimmabzeichen und bin Rettungsschwimmer. Und seekrank werde ich auch nicht", antwortet er schmunzelnd.