Mit Haras Fyre erlebten die Besucher am Alten Freibad einen großen Entertainer. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Pianist, Entertainer und Wahlhorber Haras Fyre behauptet bei Konzert am Alten Freibad "Ich war noch niemals in New York"

Von Peter Morlok

Horb. Der Georg Harrison Song: "Here Comes the Sun" wurde am Sonntagnachmittag zur Frage der Stunde. Kommt sie oder kommt sie nicht – hält das Wetter oder fängt es wie prognostiziert an zu regnen?

Obwohl der eine oder andere Blick beim Konzert des seit April 2014 in Horb lebenden Pianisten, Sängers und Entertainers Haras Fyre immer mal wieder nach oben zu den Wetterwolken ging, blieb es überwiegend trocken. Anstatt der angekündigten Magie lag dafür ein gewisses Regen-Restrisiko in der Luft.

Aber die treuen Fans des sonntäglichen Musikcocktails am Alten Freibad wollten sich den Auftritt des Alt-New-Yorkers und Neu-Horbers nicht entgehen lassen. Sogar einen zusammenklappbaren Konzertflügel hatte man extra dafür auftreiben können, freute sich Claudia Beuter vom Stadtmarketing, die sich in die zweite Reihe setzte, um dem Charmeur hinter den Tasten zuzuhören.

Von vorneweg gab sich der Mann, der schon in großen Hallen vor 3000 Leuten auftrat, von starkem Lampenfieber umweht. Er scherzte aber, dass er dies "verhorbern" würde. "Ich bin ich and everybody muss mitsingen", radebrechte er munter drauf los. Dass er er ist und die Songs bekannter Künstler hernimmt, um sie in seiner ganz eigenen Manier zu Gehör zu bringen, sie tatsächlich neu zu interpretieren, das bekamen die gut 150 Personen, die sich auf dem weiten Freibadrund verteilten, relativ schnell mit.

Gleich im ersten offiziellen Lied spannte er die "Sweet Caroline" ihrem Dauerfreund Neil Diamond aus und machte sie zu seiner Süßen. Er riet dem "Seemann, lass das träumen" und spätestens ab diesem alten Schlager wurden die Besucher zum großen Horber Massenchor, die alle zumindest annähernd so was ähnliches wie das mitsangen, was der Komponist einst aufs Notenpapier brachte.

Okay, einige Sangesfreunde wählten für ihren Einsatz die zweite Strophe, während die andere Gruppe gleichzeitig den Text aus der dritten Strophe sang. Aber das war eigentlich völlig Wurst, obwohl ein Herr dazu lauthals anmerkte: "Das kommt erst nachher." Wann welcher Text kommt, ist doch eigentlich egal. Hauptsache ist, dass das Ganze den meisten der Anwesenden Spaß machte. Und dies tat es.

Haras Fyre kann sich auch prima selbst auf die Schippe nehmen. Er regte sich gesanglich mächtig darüber auf, dass im "Ehrenwerten Haus" von Udo Jürgens eine Witwe verhindert hat, dass hier ein Schwarzer einziehen kann und lachte hinterher am allerlautesten über diesen selbst gebastelten Kalauer. Er selbst hat als Schwarzer solche Erfahrungen in Horb noch nie machen müssen und dem Publikum war die Hautfarbe des Sängers sowas von gleichgültig, denn die Stimmfarbe passte.

Haras Fyre, der lustigerweise auch musikalisch behauptete "Ich war noch niemals in New York", obwohl er im Big Apple geboren und aufgewachsen ist, sang gleich anschließend das Liebeslied auf seine Heimatstadt und wenn man schon mal in der Gegend war, ließ er seine Zuhörer mit dem berühmten Fremden durch die Nacht streichen. "Strangers in the Night", ein Lied, das von Frank Sinatra so unnachahmlich gesungen wurde, bekam bei Fyre den besonderen Touch der Melancholie und des Weltschmerzes, wie man ihn wohl nur als Fremder nachts in einer großen Stadt empfinden kann.

Der Künstler unterstrich in den zwei Stunden eindrucksvoll, warum man ihn als Entertainer bezeichnet. Er nahm die Lieder seiner berühmten Kollegen, drückte ihnen den Fyre-Stempel auf. Und wenn er dann auch noch mit seiner elektrischen Orgel auf dem "Fyreboard" steht und dazu den BeeGee-Disco-Hit "Alone" ins Mikro trällert, dann hat das was.

Und da war er dann, der Moment der Magie. Denn Tasteninstrument spielen, singen, mit dem Publikum flirten und dabei auf einem wackeligen Zweirad balancieren, das ist schon ein ordentliches Kunststückchen. Genauso wie den Regen weg zu singen. Haras Fyre hat beides hinbekommen.