Die Protagonisten des Abends waren (von links) Timm Kern, Margot Borrmann, Ernst Wolf, Jörg Unsöld, Alfred Seifriz und Lutz Hermann.   Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunalpolitik: Traditionelles Aschermittwochstreffen der FDP im Nordstetter Schützenhaus

In allen Orten sind seit Dienstagabend die Konfettikanonen eingemottet, dafür wurden zu den politischen Aschermittwochsveranstaltungen die Wortkanonen herausgeholt. So auch beim inzwischen fast schon traditionellen Treffen der Freien Demokraten in Horb.

Horb-Nordstetten. Beim inzwischen fast schon traditionellen Treffen im Nordstetter Schützenhaus begrüßte Timm Kern: "In einer Welt, die sich immer schneller dreht, die aus den Fugen gerät, da ist der politische Aschermittwoch des Kreisverbands Freudenstadt eine verlässliche Konstante." Und das stimmte! Auf Backsteinkäs, Hering und Kartoffeln kann man sich, ebenso wie auf die Schützen als Bewirtungsteam, verlassen. Ein Umstand, der jedoch nicht immer auf die Qualität der Wortbeiträge eins zu eins adaptierbar war.

D enn in diesem Jahr wurde nicht mit scharfer Wort-Munition geschossen, sondern eher Platzpatronen verwendet. Nicht alle Protagonisten des Abends verfügen eben über die geschliffene Rhetorik eines Michael Theurers, der aus dem Stand und ohne Manuskript eloquente Reden halten kann. Als Spitzenkandidat der baden-württembergischen Liberalen für die anstehende Bundestagswahl war sein Platz in diesem Jahr jedoch in einer der großen Hallen und nicht bei der Basis in Horb.

Seinen Part nahm in diesem Jahr der Baiersbronner Zahnarzt Lutz Hermann ein, der für die Kreis-FDP um einen Sitz in Berlin kandidieren möchte. Den Zahn, dass er mit innovativen Gedanken etwas frischen Wind auf die seit nahezu fünf Jahren leergebliebenen FDP-Plätze im Bundestag bringen wird, den zog er den Parteifreunden gleich bei dieser Antrittsrede. Er streifte bei seinem Rundumschlag so ziemlich alle Themen, ohne auch nur im Ansatz konkret zu werden. Bei seinem gedanklichen Rundgang über den Globus traf er nur auf furchterregende Diktaturen, sah eine immense Gefahr auf Europa durch die 20 Millionen Menschen zukommen, die die Grenzen zur EU belagern, spürte einen Rechtsruck durch alle Staaten – auch durch Bayern – und knallte sinngemäß solch knackige Thesen raus wie: "Wenn wir Themen wie Arbeitslosigkeit aufgreifen, dann betrifft das vielleicht Einzelschicksale – doch kann das nicht die Hauptbeschäftigung des Bundestags sein. Es gibt Wichtigeres."

Für ihn ist klar, wenn man Deutschland anschaut, dann blickt man auf ein Desaster. Berliner Flughafen, Stuttgart 21, Flüchtlingskrise, zu viel Bürokratie und Sachorientierungslosigkeit – alles in einen Topf, umrühren, fertig ist das Dilemma. Für Lutz Hermann war es der erste Auftritt als Bundestagskandidat.

Sätze wie: "Dem, der nichts tut (arbeitet), will man immer mehr geben", tragen sicher nicht wirklich liberale Grundzüge und wären so nicht gesagt worden, hätte er seine Rede vorbereitet und sie nicht aus dem hohlen Bauch heraus gehalten, wie er gleich anfangs seiner Ausführungen betonte. Und doch prägte er ganz aus Versehen den Spruch des Tages: "Nur sachorientierte Zusammenarbeit, weit weg von parteipolitischen Zwängen, bringt uns weiter – und dies unter der Führung der FDP."

Weitere Redner des Abends waren Alfred Seifriz, als Fraktionsvorsitzender der FD/FW im Horber Gemeinderat, der sich Gedanken rund ums Städtle machte, Ernst Wolf als Vertreter der FDP-Fraktion im Kreistag und der Landtagsabgeordnete Timm Kern, der in diesem Jahr auf das feine Florett verzichtete und ebenfalls mit lautem Trara und Säbelrasseln auf das Totalversagen der Union in Bezug auf die Zuwanderungsgesetzte eindrosch, die AfD im Landtag als Brüder im Geiste vom Pappkameraden Donald Trump sah und sich nicht wirklich ganz begeistert über die Komplementär-Fraktion im Landtag äußerte.