Die Neckartalbrücke ächzt unter dem ständig zunehmenden Schwerlastverkehr. Foto: Hopp

Neckartalbrücke leidet unter Schwerverkehr. Bundesverkehrsministerium lässt Zustand nachberechnen.

Horb/Eutingen-Weitingen - Droht bald ein ganz neuer Stau-Gau für die Region? Bis Mitte nächsten Jahres könnte sich entscheiden, ob die Autobahnbrücke bei Weitingen abgerissen werden muss.

Wie der Schwarzwälder Bote erfuhr, soll es unter den Bauarbeitern, die derzeit die Sanierung machen, folgendes Gerücht umgehen: "Das Regierungspräsidium überlegt, ob die Brücke abgerissen werden soll."

Ist da was dran? Fakt ist, so bestätigt Julie Heinl vom Bundesverkehrsministerium: "Bei der Talbrücke Weitingen hat die letzte Hauptprüfung im Jahr 2009 einen ausreichenden Bauwerkszustand ergeben. Ungeachtet dessen werden bei der Talbrücke Weitingen seit 2009 notwendige Bauwerksinstandsetzungen durchgeführt. Vor dem Hintergrund der starken Zunahme des Schwerverkehrs wurde zwischenzeitlich für das Bauwerk auch eine Nachrechnung gemäß der ›Richtlinie zur Nachrechnung von Straßenbrücken im Bestand (Nachrechnungsrichtlinie)‹ beauftragt. Die Ergebnisse der Nachrechnung sollen im 1. Halbjahr 2015 vorliegen."

Auch das zuständige Regierungspräsidium in Freiburg bestätigt: "Da das Verkehrsaufkommen seit dem Bau der Brücke in den 70er-Jahren deutlich zugenommen hat, wird derzeit überprüft, ob sie im heutigen Zustand den gestiegenen Anforderungen weiter genügt. Erst nach Auswertung dieser Untersuchungen kann über eventuelle weitere Maßnahmen entschieden werden."

Und das könnte wirklich den Abriss der Autobahnbrücke bedeuten.

Edgar Neumann, Sprecher des Landesverkehrsministeriums: "Es kann im Ergebnis von Nachrechnungen tatsächlich zum Abriss einer Brücke kommen." Die Wahrscheinlichkeit dafür könne derzeit nicht genannt werden.

Edgar Neumann erklärt: "Die Bandbreite möglicher Folgewirkungen einer Nachrechnung ist sehr groß. Im Idealfall kommt die Nachrechnung zum Ergebnis, dass das Bauwerk ausreichend tragfähig ist und auch die künftigen Verkehre problemlos aufnehmen kann. In diesem Fall sind keine baulichen Maßnahmen erforderlich. Zeigen sich im Rahmen der Nachrechnung Tragfähigkeitsdefizite, so besteht in den überwiegenden Fällen die Möglichkeit, diese Defizite durch bauliche Maßnahmen zu heilen. An einer der Talbrücke Weitingen vergleichbaren Brücke – der Rheinbrücke Maxau im Zuge der B 10 – hat die Nachrechnung beispielsweise zu der Notwendigkeit geführt, die sehr weiche Fahrbahntafel aus Stahl durch eine dünne Schicht aus ultrahochfestem Beton zu verstärken, um eine ausreichende Steifigkeit herzustellen. Sind solche Ertüchtigungsmaßnahmen technisch nicht möglich oder im Vergleich zu einem Ersatzneubau unwirtschaftlich, wird im Extremfall das Bestandsbauwerk abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Prominentestes Beispiel für diesen Extremfall ist in Baden-Württemberg derzeit der Neckartalübergang im Zuge der A 6 bei Heilbronn. Allein dieser Ersatzneubau hat ein Volumen von rund 160 Mio. Euro."

Konkret auf die Autobahnbrücke bei Horb angesprochen, sagt Neumann: "Bei der Talbrücke Weitingen wäre es für den Fall, dass sich die in Bezug auf das anzusetzende Lastmodell nach DIN-Fachbericht ergebenden Tragfähigkeitsdefizite nur schwer kompensieren lassen, auch denkbar, dass die Bestandsbrücke nur noch für eine Fahrtrichtung genutzt wird und für die Gegenrichtung ein Parallelbauwerk erstellt wird. Es handelt sich hierbei jedoch nur um eine grundsätzliche Überlegung, die wie allen anderen Überlegungen auch unter dem Vorbehalt der Ergebnisse der laufenden Nachrechnung stehen."

Ein möglicher Abriss der Weitinger Brücke wäre fatal. Derzeit liegt die Sanierung der 900 Meter langen Brücke und 31,50 Meter breiten Brücke, die sich in 127 Metern über das Tal bei Mühlen erstreckt, in den letzten Zügen. Sie wurde zwischen 1975 und 1978 gebaut, seit 2009 wird sie saniert.

Jochen Müller-Bremberger, Sprecher des Regierungspräsidiums gibt hierzu Auskunft: "Zurzeit wird der Korrosionsschutz an der Außen- und Innenseite der Stahlbrücke erneuert. Außerdem werden die Kappen der Brücke saniert, auf denen sich die Schutzplanke, ein Notgehweg und das Geländer befinden. Schließlich wird der noch fehlende Übersteigschutz bei den Geländern montiert. Diese Arbeiten werden Ende Oktober 2014 abgeschlossen sein. Bis Mitte November 2014 sind noch Reparaturarbeiten an den Fahrbahnübergangskonstruktionen geplant. Damit werden die aktuellen Instandsetzungsarbeiten an der Neckartalbrücke Weitingen abgeschlossen. Die Kosten werden sich auf 26,5 Millionen Euro belaufen."

Wenn jetzt die Autobahnbrücke abgerissen werden sollte, dann dürfte wohl in der ganzen Region und vor allem in Horb ein neuer Stau-Gau entstehen.

Weil alle Autos vor der Autobahnbrücke, die kurz hinter Horb Richtung Stuttgart startet, wohl durch Horb, Bildechingen und Eutingen geleitet werden müssen.