Hartmut Denn-Neubert, Ewald Loschko und Angelika Recklebe (von links) sind das neu zusammengestellte Vorstandsteam des Projekts Zukunft. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: "Projekt Zukunft" bleibt Konzept treu / 2016 gab es 700 Kloster-Belegungen und 100 Veranstaltungen

Horb. Am Dienstagabend trafen sich die erweiterte Vorstandschaft sowie einige Vereinsmitglieder des Projekts Zukunft im Forum des Horber Klosters zur Hauptversammlung.

Ewald Loschko, der erste Vorsitzender des soziokulturellen Vereins, der in diesem Jahr sein 34-jähriges Bestehen feierte und aktuell 97 Mitglieder hat, streifte in seinem Jahresrückblick die inhaltlichen Schwerpunkte 2016.

Ein Rückblick, der geprägt war von viel Arbeit hinter den Kulissen, denn ein Verein, der ein Programm mit 100 völlig unterschiedlichen Veranstaltungen im Jahr ebenso stemmt wie eine biozertifizierte Gaststätte und zudem ein Haus managt, in dem im Jahr über 700 Belegungen zu verzeichnen sind, der ist ausgelastet.

Hier geht es nicht nur darum ein paar Bilder im Forum aufzuhängen, den Herrn Hämmerle oder Grachmusikoff auftreten zu lassen oder die Horber Friedenstage auszurichten – nein, es geht um viel mehr. In erster Linie geht es für den Verein ums finanzielle Überleben. Ohne Zuschüsse aus unterschiedlichen Fördertöpfen läuft da gar nichts. Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern der Veranstaltungen reichen in der Regel nicht einmal, um die Gagen zu zahlen, geschweige denn ein Plus zu erwirtschaften, da neben dem reinen Künstlerentgelt auch noch Nebenkosten wie GEMA, Künstlersozialkasse, Catering und Unterbringung der Stars mit berücksichtigt werden müssen. "Unser Programm war so bunt und vielfältig wie unser Verein, es ist aber trotzdem nach wie vor ein Drauflegegeschäft", so das Fazit auch des zurückliegenden Vereinsjahres. Und trotzdem freuten sich die Verantwortlichen darüber, dass sie mit Defiziten arbeiten können, nach denen sich staatlich subventionierte Häuser geradezu die Finger lecken würden.

"Wenn die Stadt Horb dieses Kulturangebot in seiner breiten Vielfalt nach Horb holen wollte, dann müssten die Verantwortlichen an unseren Zuschuss in Höhe von derzeit 16 000 Euro, den wir auch noch jedes Jahr gesondert beantragen und begründen, um nicht zu sagen erbetteln müssen, mindestens noch zwei Nullen anhängen", so ein bei diesem Thema nicht mehr so ganz tiefenentspannter Vorsitzender.

Besonders ein Schreiben eines Nordstetter ULH- Stadtrates, der diese Fördersumme öffentlich in Frage stellte, stieß dem Projektteam sauer auf. Erfreulich dagegen die Zusage des Kreistages, die Kulturarbeit des Projekts Zukunft ab sofort mit jeweils 5000 Euro zu unterstützen. "Und dafür müssen wir nicht jedes Jahr einen neuen Antrag stellen", so Loschko, der betonte, dass dies einzig der Hartnäckigkeit von Lizzy Schmid zu verdanken sei, die hier kontinuierlich mit den Kreisvertretern in Kontakt stand.

Das Thema Ritterspiele auf dem Marktplatz, jedoch ohne viel Chancen auf Umsatz für das Kloster, war ebenso eine kritische Betrachtung wert. Pina Bucci schob nach dem Rückblick schon mal den Theatervorhang etwas zur Seite und berichtete, dass sie mit ihrem neuen Theaterprojekt "Die Dreigroschenoper" von Berthold Brecht derzeit in der Probenphase sei, dass man im Juli schon mal eine Kostprobe sehen könnte, doch das ganze Stück erst im Frühjahr 2018 auf die Bühne kommt. Freiluftkino auf dem Oberen Marktplatz und die zweiten "Horber-Körper-Bildertage" wird es auch in diesem Jahr wieder geben. Beim laufenden Programm, das das ganze Jahr über angeboten wird, ist der Verein weiterhin für Neues offen und wird deshalb auch immer mal wieder Veranstaltungs-Experimente wagen und sich in keinem Fall zur Eventagentur verbiegen lassen. "Wir werden nicht dem gängigen Event-Mainstream nachrennen", blieb Ewald Loschko auch in diesem Jahr seiner bisherigen Marschrichtung treu.

Er ging in seinem Rückblick auch auf die vielen Kooperationen ein, mit denen man im Kloster in friedlicher Koexistenz zusammenarbeitet. Eine dieser Kloster-Nutzer, die Salsa-Gruppe, hörte man die ganze Besprechung über. Es ist Leben in den altehrwürdigen Mauern und gerade das bringt das Flair dieser Horber Kultureinrichtung. "Die Menschen machen’s aus", so Ewald Loschko.

Die vereinseigene Klostergaststätte sei inzwischen, nach einigen strukturellen Anpassungen, wieder in ruhigeren Fahrwassern, so ein weiteres Plus im zurückliegenden Geschäftsjahr. Ziel 2017 sei es, auch in diesem Jahr wieder am Ende des Jahres im Gesamtergebnis eine schwarze Null zu erwirtschaften. Kein leichtes Unterfangen, zumal die Fördergelder – außer die des Kreises – nur jeweils für ein Jahr bewilligt werden und sich der Landeszuschuss eben aus diesen Komplementärmitteln errechnet. Im Grunde genommen eine Krux. Fallen Fördermittel von Kommune und Kreis weg oder werden weniger, dann reduziert sich auch der Landeszuschuss.

Soziokulturelle Arbeit ist halt doch nicht so einfach wie sie oftmals erscheint. Ewald Loschko und sein Vorstandsteam leiten – ehrenamtlich und in ihrer Freizeit – ein kleines Unternehmen, in dem alle Mitarbeiter mit Herzblut, viel Eigeninitiative und noch mehr Engagement mitarbeiten. Ein bunter Haufen, ohne den Horb ärmer wäre.

Fürs neue Geschäftsjahr können sie weiterarbeiten. Die Sitzungsteilnehmer entlasteten ihre Vorstandschaft sowie Kassiererin Marion Eberwein einstimmig. Erstmals in der Geschichte des Vereins hatte sogar Kassenprüferin Margaretha Däumler nichts an der Kassenführung auszusetzen.

Mit einem kleinen Abriss über die zukünftigen Programm-Aktivitäten schloss man diese Sitzung nach nicht ganz zwei Stunden.

Bei den turnusgemäßen Neuwahlen gab es im Vorstandsteam eine personelle Umbesetzung. Lizzy Schmid schied aus persönlichen Gründen aus dem Dreierteam aus, und Hartmut Denn-Neubert rückte nach. Ewald Loschko bleibt für weitere zwei Jahre erster Vorsitzender und Angelika Recklebe sowie Denn-Neubert fungieren zukünftig als gleichberechtigte, zweite Vorsitzende.