Einen Kretschmann-Kaktus pflanzte der Regierungschef selbst im Kakteengarten. Foto: Thomas Fritsch

Ministerpräsident besucht Kakteengarten in Horb, um Arbeit von Holger Dopp zu würdigen. Mit Video

Horb - 1980 zogen die Grünen in den baden-württembergischen Landtag ein, um erklärtermaßen ein Stachel im Politikbetrieb zu sein. Heute sind sie nicht mehr ganz so stachelig – aber dem Kaktus fühlt sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach wie vor besonders verbunden.

Kretschmann forderte gestern alle Baden-Württemberger auf, sich einen neuen Namen für die Gäubahn auszudenken. Das sagte er beim Besuch im Kakteengarten von Horb. "Die Gäubahn ist ein ganz überragendes, wichtiges Projekt. Wir sollten uns aber einen anderen Namen für die Strecke ausdenken. Das ist ja nicht irgendeine Gäubahn, von der die in Berlin denken, das ist eine Provinzbahn. Es ist eine Zugverbindung, die zwei Hochtechnologie-Regionen in der Schweiz und Baden-Württemberg miteinander verbindet."

Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU) hatte das Thema beim Eintrag Winfried Kretschmanns ins Goldene Buch der Stadt vorgebracht. Kretschmann betonte, dass sowohl Justizminister Guido Wolf (CDU, Tuttlingen) als Vorsitzender der Interessengemeinschaft Gäubahn und Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) einen Brief an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) geschrieben haben. Mit der Bitte, die Gäubahn im Bundesverkehrswegeplan in den vordringlichen Bedarf aufzunehmen. Das war der politische Teil des ersten Besuchs Kretschmanns in Horb. Eigentlich sollte er 2013 die Heimattage hier eröffnen, schickte aber seinen damaligen Vize-Regierungschef Nils Schmid (SPD). Mit dem jetzigen Besuch Horbs wollte der Ministerpräsident vor allem die ehrenamtliche Arbeit Holger Dopps loben.

Der Kakteenspezialist aus Empfingen (Kreis Freudenstadt) hat gemeinsam mit seiner Ehefrau Gudrun zur Gartenschau "Neckarblühen" 2011 den Kakteengarten in Horb angelegt. Vor drei Jahren schrieb Dopp einen Brief an Kretschmann mit der Bitte um einen Besuch. Jetzt hat der Kakteen-Experte ein ganz besonderes Exemplar für den Landesvater: Cylindropuntia imbricata "Winfried Kretschmann".

Kretschmann scherzte: "Nach meiner Ehefrau wurde eine Orchidee benannt, nach mir ein Kaktus. Was soll ich dazu sagen?" Er erinnerte daran, dass die Grünen nach dem Einzug 1980 in den Landtag dem damaligen Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) einen Kaktus überreicht hatten. Kretschmann: "Wir haben uns damals politisch als Stachel im Fleisch der etablierten Parteien verstanden. Heute sind wir selbst etabliert. Deshalb werde ich eine Pflanze an die Grüne Jugend verschenken, die sich auch so versteht."

Der Kretschmann-Kaktus ist laut Experten Dopp eine besondere Auslese. Kretschmann: "Das ist ein sehr schönes Geschenk. Es zeigt ein bisschen unsere Geschichte. Man braucht lang, bis man wächst. Es hat über 30 Jahre gedauert, bis wir als Grüne geblüht haben und an die Regierung gekommen sind."

Auch Baden-Württembergs First Lady Gerlinde Kretschmann freut sich über die neue Pflanze im heimischen Laiz (Kreis Sigmaringen): "Winterharte Kakteen – das können wir auf der Schwäbischen Alb gut gebrauchen."

Kretschmann lehnte es aber ab, einen Kaktus für Vize-Regierungschef Thomas Strobl (CDU) mitzunehmen. Denn so ein Geschenk könnte auch missverstanden werden, gab er zu bedenken. "Es gibt vielleicht andere Pflanzen, die keine Symbolik beinhalten, die falsch interpretiert werden könnte."