Rund 200 Bürger kamen zur Windpark-Infoveranstaltung. Einige von ihnen meldeten sich auch zu Wort. Die Vertreter der Stadt und der städtische Gutachter mussten sich einige Vorwürfe anhören. Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Emotionen bei Info-Veranstaltung zum Windpark / OB: "Von einem Gefälligkeits-Gutachten sind wir weit entfernt"

Von Jürgen Lück

Horb. Der Kampf um den Windpark auf dem Großen Hau wird von einigen Betroffenen schon als Krieg empfunden. Das wurde auf der Info-Veranstaltung am Donnerstagabend in der Hohenberghalle deutlich.

Rexingens Ortschaftsrat Wilfried Wüstholz: "Man kann die Situation schon als Krieg unter den Horbern sehen, denn die Rexinger werden als Angeklagte hingestellt." Oberbürgermeister Peter Rosenberger hielt entgegen: "Das Wort Krieg ist nicht gerechtfertigt. Der Windpark ist ein Projekt für ganz Horb."

Die Emotionen kochten hoch in der mit gut 200 Gästen nicht ganz voll besetzten Hohenberghalle. Anke Gunkel hatte der MVV bei der Windpark-Besichtigung im Hunsrück "Manipulation" vorgeworfen: "Wir wurden an ein Windrad am Rand geführt. Auf meine Bitte hin wurden wir zu einer Anlage mitten in den Wald geführt. Der Mann von der MVV sagte uns, dass dort 5000 Quadratmeter gerodet wurden. Ich sagte ihm: Das stimmt nicht. Es sind 8000 Quadratmeter. Er fragte dann nach, woher wir das wüssten. Ich verliere deshalb das Vertrauen in die Aussagen, dass auf dem großen Hau nur 0,6 Hektar pro Windanlage gerodet werden sollen, wenn ich so vor Ort angelogen werde." Stadtplaner Peter Klein entgegnete, dass man zunächst von Durchschnittswerten ausgehe: "In der baurechtlichen Genehmigungsphase muss der Investor dann konkrete Szenarien vorlegen."

Rosenberger: "Wir haben nie versucht, die Auswirkungen von Windkraftanlagen zu verharmlosen. Wenn wir soweit sind, werden wir die konkreten Standorte mit allen Auswirkungen präsentieren."

Dann meldete sich Eckard Göttler zu Wort: "Ich habe das Gefühl, die Stadt Horb versucht, diesen unseren Wald zu zerstören und eine Weltmeisterschaft in der Waldrodung zu veranstalten." Wolfgang Essig warf der Stadt vor, ein "Gefälligkeits-Gutachten" zum Artenschutz in Auftrag gegeben zu haben. Rosenberger: "Davon sind wir weit entfernt. Das sieht man schon daran, dass durch das Gutachten die Potenzialfläche deutlich eingeschränkt wurde."

Auch die Gefahr für die Vögel ist ein großes Thema. Naturschützer Lambert Straub: "Laut aktuellen Untersuchungen aus Brandenburg an 800 Windkraftanlagen sterben 300 rote Milane im Jahr. Mit Brutvögeln sind das 800."

Stadt-Gutachter Thomas Grunwald erwiderte: "Laut einer Studie des Bundes-Umweltministeriums gibt es keine Populationsveränderung von Roten Milanen im Bereich von Windkraftanlagen."

Wolfgang Essig warf der Stadt vor, dass zu wenig Meinungen der Bürger in das Projekt einfließen würden. Rosenberger: "Alle Vorschläge und Argumente, die per Mail, schriftlich oder in Tür-und- Angel-Gesprächen uns zu Ohren kommen, werden wir hinterfragen und aufnehmen. Die Masse des Widerspruchs sagt nichts über die Qualität des Widerspruchs aus. Jeder aus dem Raum hier hat mir gesagt: Ich will Windkraft, nur nicht dort." Und weiter: "Wenn wir die Windräder nicht in den Wald stellen, gefährden wir die Greifvögel noch viel mehr, weil sie dort draußen ihre Nahrung suchen."

Weiteres Thema war die "Eile", mit der die Stadt die Planungen vorantreibe. Matthias Störr wollte wissen, wann die Windräder auf dem großen Hau stehen könnten. Stadtplaner Klein: "Wenn man alle Fristen reinrechnet, könnte es im Jahr 2014 so weit sein." Störr: "Wenn man den Widerstand in der Bevölkerung sieht und weiß, dass viele Windräder still stehen, weil der Strom nicht verwertet werden kann, sollte man das akzeptieren und den Windpark sein lassen. Bis es in ein paar Jahren was besseres gibt."

Reiner Klinger beklagte den Vertrauensverlust in die Planungen der Stadt: "Mein Vertrauen geht verloren, wenn ich merke, dass man bei Abstandregelungen zu Horsten, Siedlungsgebieten oder Landschaftsschutzgebieten ins Minimalste geht. Da wird alles ausgereizt."

Stadtplaner Peter Klein: "Alle Abstandsregelungen sind nur Empfehlungen. Beim Naturschutzgebiet ist konkret die Frage zu stellen: Welchen Schutzzweck hat das?" Werde der durch Windräder nicht tangiert, könne man auch kleinere Abstände wählen.

Um 23.10 Uhr war die letzte Frage gestellt und beantwortet. Trotz einiger Emotionen ging es doch recht sachlich zu. OB Peter Rosenberger: "Vielen Dank, dass es kein Krieg ist."

Wichtig: Zwischen Montag, 12. November, und Mittwoch, 12. Dezember kann die Kritik zum Flächennutzungsplan schriftlich in der Öffentlichkeitsbeteiligung geäußert werden. In der Auslegung können die Anregungen auch im Fachbereich Stadtentwicklung diktiert werden.