Verschneite Wälder – ein schöner Anblick, doch der Horber Stadtwald krankt an zu viel Verbiss-Schäden. Foto: Hopp

Jungplanzen im Stadtwald durch Verbiss gefährdet. Jäger sollen helfen. Bäume mit Zäunen schützen.

Horb - Die Verbiss-Schäden im Stadtwald sind deutlich gestiegen. Deshalb soll die Jagd intensiviert, aber auch mehr Schutzzäune gebaut werden. Das ist das Ergebnis aus dem nächsten Zehn-Jahres-Plan für den Wald im Besitz der Stadt Horb.

Im Gemeinderat wurde die Sitzungsvorlage 194/2012 von Forsteinrichter Andreas Kaphegyi erklärt. Die gute Nachricht: Durch den in den vergangenen zehn Jahren gestiegenen Holzpreis konnte im betriebswirtschaftlichen Ergebnis ein jährliches Plus von gut 127  000 Euro erwirtschaftet werden. In diesem Jahr werden es gut 160 000 Euro sein – gut 20 000 Euro über dem Plan. Aber: Der Ertrag könnte jährlich um 50 000 Euro höher sein, so bestätigen Kaphegyi und Forstdirektor Dieter Zuleger, wenn man den "überhöhten Wildbeständen und damit verbundenen Windschäden" Herr werden würden. Horbs Bürgermeister Jan Zeitler: "Man muss an das Thema nachdenklich herangehen. Unser Ziel ist, in Zusammenarbeit mit der Jägerschaft die Verbiss-Schäden gering zu halten."

Das heißt im Klartext: Die Stadt versucht, die Jäger zu bewegen, mehr Tiere zu schießen. Laut Zuleger fanden auch schon Führungen zu "gefährlichen Stellen" in zwei Jagdrevieren statt.

Forsteinrichter Kaphegi empfiehlt sogar eine "städtische Regiejagd" zumindest auf einer Teilfläche zur Verbesserung der Wildschadenssituation. Weiter schreibt er: "Die jagdlichen Bemühungen sollten hier dringend forciert werden." Außerdem ist auf 8,3 Hektar weiterer Zaunbau gefragt.

Warum gefährdet das Wild den Wald?

Problem 1: Gerade im Schwarzwald in Horb geht der Anteil an Nadelbäumen immer weiter zurück. Lag er vor zehn Jahren noch bei 72 zu 28, gibt es jetzt nur noch 60 Prozent Nadelholz und 40 Prozent Laubholz. Der flächenmäßig größte Anteil im Horber Forst ist Tannenmischwald mit 714 Hektar.

Problem 2: Gerade die Tanne leidet extrem unter dem Wild. Während vor zehn Jahren noch zehn Prozent aller Tannen mittel und 31 Prozent stark "verbissen" waren, sind es jetzt insgesamt 77 Prozent aller Tannenplanzen, die unter dem Wild leiden. Der Anteil der "stark zerbissenen" Tannen hat sich von 31 auf 60 Prozent fast verdoppelt!

Kaphegi: "Vor allem der Schaden an der Tanne ist problematisch. Durch ständiges Zurückbeißen geht die Tanne (gegenüber anderen Pflanzen, d. Red.) bzw. im Unkraut unter oder etabliert sich gar nicht."

Die Folge davon: Junge Tannenbäume, aber auch Esche und Ahorn müssen mit Zäunen vor dem Wild geschützt werden. Kaphegi: "Statt wie geplant 5,3 Hektar mussten wir eine Fläche von 16,5 Hektar mit 12  550 Meter Zaun schützen." Über 30 000 Pflanzen mussten mit Hüllen und anderen mechanischem Schutz vor dem Wild abgeschirmt werden.

Doch nicht nur das Wild macht dem Horber Stadtwald mit seiner Fläche von 1864 Hektar in den letzten zehn Jahren zu schaffen. 30 000 Festmeter waren von Schädlingen befallen, 10 000 Festmeter hatten Pilzbefall. Die Esche leidet nicht nur unter dem Wild (57 Prozent Verbissschäden), sondern unter dem Triebsterben. Kaphegi: "Das ist inzwischen so gravierend, dass wir keine Neupflanzungen mehr machen."

Die befallenen Bäume werden – so bald es möglich ist – abgeholzt. Insgesamt liegt der Anteil der durch Sturm, Käfer, Krankheiten und Dürre geschlagenen Bäume bei 37 Prozent gesamten Holzernte.

Durch den kritischen Zustand des Waldes wollen die Forst-Leute in den nächsten zehn Jahren weniger Bäume fällen. Der sogenannte Hiebsatz soll um 3000 Festmester sinken.

Statt alte Bäume komplett zu fällen, soll ein Teil stehen bleiben, damit darunter junge Tannen ohne Wildschutzzäune durch die sogenannte Naturverjüngung wachsen können.