Kommunales: Verhältnis Verwaltungskosten/Einwohnerzahl ungünstiger als in Calw oder Tübingen

Horb (jl). Der Schwarzwälder Bote hat die Haushaltsangaben der Landkreise für 2016 und 2017 abgefragt. Dazu wurde die Daten aus dem Prognos-Zukunftsatlas genommen. Er vergleicht alle Landkreise (und die gleichgestellten kreisfreien Städte wie beispielsweise Stuttgart oder München).

Dazu werden 29 makro- und sozialökonomische Indikatoren ausgewertet. Daraus werden aus den 402 untersuchten Gebieten die 10 Regionen mit den besten Zukunftschancen ermittelt. Darunter ist weder der Landkreis Calw, noch Freudenstadt noch Tübingen. Dafür der Landkreis Böblingen auf Platz 4.

Was fällt auf?

Der Landkreis Freudenstadt ist der kleinste Landkreis in Baden-Württemberg. Und er ist einer der strukturschwächsten. Weil der Landkreis im Vergleich zur notwendigen Verwaltung die wenigsten Einwohner hat, schlagen hier die Verwaltungskosten im Verhältnis zu den Einwohnern am höchsten durch. Das hat zwei Konsequenzen: Pro Einwohner liegen die Personalkosten des Landkreises 2017 mit 317 Euro am höchsten. Zum Vergleich: In Calw sind die Kosten pro Einwohner bei 255 Euro, in Tübingen bei 181 Euro, von der Steuerkraftsumme pro Einwohner werden im Landkreis Freudenstadt 22 Prozent gleich für die Verwaltung einbehalten.

Genauso viel braucht der Landkreis Calw von der Steuerkraftsumme pro Einwohner, um seine Verwaltungskosten zu decken. Im Landkreis Tübingen braucht es dafür nur knapp 13,5 Prozent der Steuerkraftsumme pro Einwohner.

Das heißt: Bei einer möglichen Zusammenlegung von zwei Landkreisen könnten auf Dauer die gesamten Verwaltungskosten sinken.

Immerhin: Landrat Klaus Michael Rückert und der Kreistag verzeichnen mit einer Personalkostensteigerung von 600 000 Euro den geringsten Anstieg zwischen 2016 und 2017. Calw hat im selben Zeitraum ein Mehr an knapp 3,1 Millionen Euro an Personalkosten, Tübingen verzeichnet eine Steigerung von 1 Millionen Euro.

Auch die Kritik an der hohen Kreisumlage scheint berechtigt: Im Landkreis Freudenstadt sind es 406 Euro pro Einwohner, in Tübingen 372 Euro und im Landkreis Calw 329 Euro. Eine Absenkung auf das Calwer Niveau würde für den städtischen Haushalt in Horb ein Plus von circa 2 Millionen Euro jährlich bedeuten.

Wie steht es um die Zukunft?

Wie steht es um die Zukunftsfähigkeit des Landkreises Freudenstadt? Im Vergleich zu Calw und Tübingen am Schlechtesten. Im Gesamtranking von Prognos landet Freudenstadt auf Platz 201. Schlechter liegen im Ländle nur noch Zollernalb (Platz 202) und Sigmaringen (Platz 262).

Im Dynamikrang liegt Freudenstadt erfreulicherweise auf Platz 72. Das dürfte auch den "Hidden Champions" wie Fischer, Schmalz oder Arburg zu verdanken sein, die den Landkreis bei "Wettbewerb und Innovation" deutschlandweit auf Platz 91 hieven. Bei den Faktoren "Wirtschaft und Arbeit" ist Freudenstadt allerdings hinten – Platz 279! Auch beim Wohlstand und der sozialen Lage sieht es nicht gut aus – im Vergleich der schlechteste Platz auf Rang Nummer 280!

Klartext: Die Bewohner sind relativ arm. Der Landkreis Tübingen ist hier deutlich stärker. Bei Wirtschaft und Arbeit liegt der Nachbar auf Rang 32 deutschlandweit, im Dynamikranking sogar auf Platz 28 in Deutschland. Auch der Bevölkerung geht es gut – Platz 69 bei Wohlstand und soziale Lage.

Auch die Altersverteilung der Bevölkerung ist im Landkreis Freudenstadt am schlechtesten – Platz 303 bei Demografie in Deutschland. Auch bei der Digitalisierung liegt der Landkreis Freudenstadt mit zwei Sternen im "Digitalisierungskompass" hinten. Calw und Tübingen sind weiter. Gut, dass der Kreistag jetzt 600 000 Euro in den Ausbau des Breitbandes stecken will.

Fazit

Wenig Bevölkerung, relativ wenig Wohlstand – nur bei Dynamik und "Wettbewerb und Innovation" kann sich der Landkreis Freudenstadt sehen lassen. Die Personalkosten scheinen im Moment im Griff zu sein.