Kann sich Horb finanziell mit Stuttgart messen? Sicher nicht – ein Vergleich ist dennoch interessant. Foto: Hopp

Selbst im Vergleich zum Großraum Stuttgart schlägt sich Horb nicht schlecht. Pro-Kopf-Verschuldung von 285 Euro.

Horb - Das ist der jährliche Knauser-Check: Die IHK der Region Stuttgart prüft jedes Jahr, wie gut die Kommunen haushalten. 26 Städte werden verglichen. Doch wie steht es eigentlich um Horb?

Eines ist natürlich klar: Zumindest vom Haushaltsvolumen spielt Horb im Gegensatz zur Region Stuttgart eindeutig in der zweiten Liga. Während die Landeshauptstadt in diesem Jahr 2,9 Milliarden Euro hat – und Remseck als bescheidenste Kommune in der Region Stuttgart 61 Millionen Euro – schafft es Horb auf 50,5 Millionen Euro.

Doch was kommt überhaupt in die Kasse?

In der Region Stuttgart stechen hier die reichen Städte Böblingen, Sindelfingen und Ditzingen hervor – sie kassieren pro Einwohner über 2000 Euro an Gesamtsteuereinnahmen.

In Horb sind es 992 Euro. Im IHK-Regionsvergleich würde sich Horb damit auf Platz 24 hinter Remseck (1042 Euro) einreihen – in der Region Stuttgart haben nur Geislingen (628 Euro) und Kornwestheim (628 Euro) klar weniger.

Wie potent sind die Arbeitgeber vor Ort?

Das kann man klar an den Gewerbesteuereinnahmen sehen. Und weil der Sparkurs bei Bosch-Rexroth als größter Arbeitgeber zwar angekündigt, aber noch nicht umgesetzt ist, könnten hier schwere Zeiten auf die Stadtkasse zukommen.

In der Region Stuttgart kommt in Ditzingen allein an Gewerbesteuer pro Einwohner 1131 Euro in die Kasse. Sindelfingen hat 1129 Euro, Böblingen 1104 Euro. In Horb rechnet man in diesem Jahr mit insgesamt 6,7 Millionen Euro an Gewerbesteuer – das sind 276 Euro pro Kopf.

Im IHK-Check würde Horb hier auf Platz 25 landen – Vaihingen an der Enz ist knapp davor mit 283 Euro, dann kommt Remseck mit 221,27 Euro und Kornwestheim mit einem Minus von 155 Euro. Vergleichsweise wenig Kohle in der Kasse.

Aber natürlich ist der Vergleich von Horb gerade mit Ditzingen oder Sindelfingen ein wenig unlauter – haben dort doch einer der weltweit größten Anbieter von Werkzeugmaschinen (Trumpf, Ditzingen) und einer der renommiertesten Autobauer (Mercedes, Sindelfingen) ihren Sitz.

Und wie sieht es mit der Pro-Kopf-Verschuldung in Horb aus?

Hier spielt Horb im Vergleich zum Großraum Stuttgart auf einmal nicht mehr in der zweiten Liga. Mit 285 Euro pro Einwohner steht die Große Kreisstadt dabei auf Platz 14. Das so reiche Ditzingen hat 304 Euro, Nürtingen 277 Euro und Ludwigsburg 120 Euro Pro-Kopf-Verschuldung.

Das Problem für Horb: Als kleine Kommune mit vielen Ortsteilen sind die Infrastrukturkosten für Straßen, Leitungen bei wenigen Einwohnern sehr hoch. Aber so lange die Lage nicht so krass ist wie in Leonberg, welches eine Pro-Kopf-Verschuldung von 2138 Euro pro Einwohner hingelegt hat, (Platz 2: Esslingen mit 921 Euro), dürfte der Spardruck weiter anhalten.

"Bei 50:50-Entscheidungen wird nie für uns gepfiffen"

Und überhaupt: Verglichen mit der durchschnittlichen kommunalen Pro-Kopf-Verschuldung in ganz Baden-Württemberg steht Horb ohnehin da wie eine eins: 2856 Euro Schulden hat jeder Bürger des Landes im Durchschnitt laut einer Erhebung des statistischen Bundesamtes im Jahr 2012. Noch besser sieht es übrigens im Vergleich zu anderen Flächen-Bundesländern aus: Negativer Spitzenreiter ist hier das Saarland mit 6220 pro Kopf.

Doch wie ist das Schuldenmanagement der Stadt Horb? Wie viel Zinsen zahlt unsere Kommune rechnerisch pro Einwohner?

Hier schlagen 11,11 Euro pro Kopf zu Buche. Eigentlich kein schlechtes Ergebnis, verglichen mit den Letztplatzierten in der Region Stuttgart Leonberg (45,56 Euro) und Esslingen (40,49 Euro). Selbst im landesweiten Vergleich schlägt sich Horb ziemlich gut: Nach Angaben des Statistischen Landesamtes lagen die Zinsausgaben im Baden-Württemberg-weiten Durchschnitt 2013 bei rund 24 Euro.

Wie stehen die Politiker und das Rathaus nun also insgesamt im Vergleich zur Region Stuttgart da?

Joachim Patig, Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung in Horb, weist in dieser Frage zunächst darauf hin: "Der Haushalt von Großstädten wie Stuttgart ist nicht mit dem Haushalt der Stadt Horb vergleichbar. Dies liegt unter anderem auch daran, dass Stuttgart als Stadtkreis auch die Aufgaben mit erledigt, die beispielsweise im Landkreis Freudenstadt auf die Kreisverwaltung delegiert sind." Damit hat Patig natürlich recht. Ein Vergleich mit den Kommunen rund um die Landeshauptstadt ist natürlich dennoch möglich. Wie sieht es dabei aus?

Der Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung: "Insgesamt gesehen wäre es auch sinnvoll, den Parameter für eine nachhaltige Haushaltswirtschaft zu vergleichen. Das ist im Neuen Kommunalen Haushaltsrecht (NKHR) das sogenannte ›Ordentliche Ergebnis‹, also der Überschuss der Erträge über die Aufwendungen unter Einschluss der Abschreibungen auf das Vermögen. In Horb verbinden wir mit diesem Parameter das Ziel eines generationengerechten Haushalts. Im Jahr 2015 wird ein ordentliches Ergebnis von 1,2 Mio. Euro veranschlagt. Das sind 51 Euro pro Kopf." Okay, machen wir den "Liga-Vergleich". Und, Respekt, hat Patig recht: Mit einem ordentlichen Ergebnis von 1,5 Millionen Euro ist Horb im Vergleich mit der Region Stuttgart auf dem zweiten Platz. Nur noch die Landeshauptstadt mit 96 Millionen Euro ist besser!

Fazit: Horb spielt, verglichen mit dem Großraum Stuttgart, finanziell insgesamt eher in der zweiten Liga. Wie der Lieblingsverein des Artikel-Autors Jürgen Lück Eintracht Braunschweig. Trainer Torsten Lieberknecht hat mal gesagt: "Bei 50:50-Entscheidungen wird nie für uns gepfiffen. Weil wir halt nur der kleine Pissverein sind." Seitdem er das Ruder übernommen hat, ist das Eintracht-Stadion (egal, ob dritte, zweite oder erste Liga) immer ausverkauft. Der Verein wurde finanziell konsolidiert. Die Fans fühlen sich sauwohl.

Wenn Horb das auch für seine Bürger schafft, kann auch die zweite Liga richtig Spaß machen. Es muss ja nicht immer Stuttgart sein.