Auf bis zu zwölf Kilometern staute sich gestern der Verkehr auf der A 81. Foto: Symbolfoto: Weigel

Wetter stürzt Reisende ins Chaos: Bergung eines Tiefladers blockiert Autobahn. Auf der Gäubahn kommt es zu Zugausfällen.

Horb/Kreis Rottweil - Wer am Donnerstag unter anderem im Raum Horb unterwegs war, hatte es nicht leicht – egal, ob auf Straße oder Schiene. Denn während umgestürzte Bäume bei der Bahn für Chaos sorgten, blockierte ein Unfall stundenlang die A 81 Richtung Stuttgart.

Diese Bahnfahrt mit dem IC von Stuttgart in Richtung Zürich ist nicht lustig. Sie hört abrupt auf, ohne Vorwarnung, im Bahnhof in Horb. "Alle bitte aussteigen, dieser Zug endet hier", heißt es freundlich, aber bestimmt aus den Lautsprechern. Dutzende Kilometer vor dem eigentlichen Ziel.

Umgestürzte Bäume bei Oberndorf und Epfendorf-Talhausen sollen schuld sein. Er kappte die Oberleitung, sozusagen die Blutader des Zuges. Der derart gestoppte IC fährt zurück nach Stuttgart.

Für rund 50 Bahnreisende geht es erst einmal nicht mehr weiter. Guter Rat ist teuer. Der nächste Zug, eine Regionalbahn, soll eine Stunde später in Horb ankommen und die Passagiere zumindest ein Stück weit näher ans Ziel bringen. Der Plan der Deutschen Bahn: Der Zug befördert die Reisenden von Horb nach Oberndorf. Von dort geht es mit Bussen, so genanntem Ersatzschienenverkehr, weiter nach Rottweil an den Bahnhof. Doch dieses Vorhaben lässt sich nicht umsetzen, denn auch die Regionalbahn schwächelt und wird voraussichtlich mit knapp einer halben Stunde Verspätung durchs Land bummeln. Die Geduld der Reisenden – Pendler, Geschäftsleute, Urlaubsreisende – wird bei winterlichen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt auf die Probe gestellt.

Am Bahnhof Betrieb, Ruhe auf den Schienen

Das Reisezentrum der Deutschen Bahn im Bahnhof in Horb ebenso. Das Bahnbüro ist zu dieser Zeit ein häufig besuchter Ort. Die Mitarbeiterin hat einiges zu tun. Kunden beschwichtigen, alternative Routen heraussuchen, Formulare abstempeln, mit denen die Fahrgäste ihre Rechte wegen Verspätung und Zugausfalls gegenüber der Bahn geltend machen können. Es herrscht Betriebsamkeit. Anders auf den Schienen. Dort ist Ruhe.

Grund für das Chaos beim Transport auf der Gäubahn waren offensichtlich wegen der Schneelast auf die Oberleitung zwischen Rottweil und Oberndorf gestürzte Bäume: Gegen 6.30 Uhr beschädigte nach Angaben der Bahn ein Baum den Oberleitungsmast in Oberndorf.

Gegen 8 Uhr sei dann ein weiterer Baum bei Epfendorf-Talhausen in die Oberleitung gestürzt. Für mehrere Stunden ging in diesem Streckenabschnitt deshalb nichts mehr auf der wichtigen Bahnverbindung zwischen Zürich und Stuttgart.

Die Regionalzüge endeten in Oberndorf und Rottweil und wendeten dort in die entgegengesetzte Richtung. Ein Busnotverkehr zwischen Oberndorf und Rottweil wurde eingerichtet.

Fernverkehr: Die Züge der IC-Linie 87 (Stuttgart - Singen - Schaffhausen - Zürich) mussten vorzeitig enden beziehungsweise beginnen. Die Züge aus Richtung Stuttgart begannen und endeten in Horb, die Züge aus Richtung Zürich begannen und endeten in Rottweil. Zwischen Rottweil und Horb war in beiden Richtungen ein Busersatzverkehr für die Fahrgäste des IC eingerichtet.

Bergung eines Tiefladers blockiert A 81

Um 13.25 Uhr war laut Bahn die Störung beseitigt, alle Züge verkehrten wieder planmäßig. Durch die Streckensperrung seien die Umläufe von Wagenparks und des Zugpersonals gestört worden, es komme dadurch noch zu geringen Folgeverspätungen, teilte die Bahn zu diesem Zeitpunkt mit.

Kunden, deren Bahnreise sich durch die Störung und den Busnotverkehr um mindestens 60 Minuten bei der Ankunft am Zielbahnhof verspätet hat, haben Anrecht auf Entschädigung nach den Fahrgastrechten. Darauf verweist Werner Graf vom DB-Regionalbüro Kommunikation.

Doch nicht nur, wer mit der Bahn reiste, auch Autofahrer hatten es nicht leicht: Ein Unfall kurz vor dem Schönbuchtunnel zwischen den Anschlussstellen Herrenberg und Gärtringen sorgte stundenlang für einen kilometerlangen Stau auf der A 81 in Richtung Stuttgart.

Schuld daran war nach Angaben der Polizei vermutlich ein technischer Defekt, der die Bremsanlage eines Tiefladers gegen 6.30 Uhr gestern morgen in Brand setzte. Durch die Hitze platzte ein Reifen der hinteren Achse. Der 23-jährige Fahrer, dessen Tieflader mit einem 22 Tonnen schweren Betonteil beladen war, hielt daraufhin auf dem Standstreifen an und schaute nach dem Reifen.

Währenddessen kam es zu einer starken Rauchentwicklung und kleine Flammen waren sichtbar, woraufhin der Fahrer die Feuerwehr alarmierte. Nachdem eigene Löschversuche fehlschlugen, trennte der 23-Jährige die Zugmaschine vom Tieflader. Die Freiwilligen Feuerwehren aus Herrenberg und Gültstein kamen mit vier Fahrzeugen und 18 Wehrleuten zum Brandort und hatten die Flammen gegen 7.25 Uhr gelöscht.

Während dieser Zeit musste die rechte Spur gesperrt werden. Für die Bergungsarbeiten lotste eine Polizeistreife einen Bergekran von der Anschlussstelle Rottenburg durch den Stau an die Einsatzstelle. Während das Betonteil auf einen zweiten Tieflader umgeladen wurde, musste die Autobahn in Richtung Stuttgart kurzfristig voll gesperrt werden.

Gegen 12.45 war der Tieflader abgeschleppt und auch der rechte Fahrstreifen konnte wieder frei gegeben werden.

Der Verkehr staute sich zwischenzeitlich auf bis zu 12 Kilometer. Durch den Brand entstand am Tieflader ein Sachschaden von etwa 15 000 Euro.