Am Buß-und Bettag wurde Anne Frank in einem Gottesdienst gewürdigt

Horb-Mühringen (tb). Zu einem ganz besonderen und berührenden Gottesdienst hieß Pfarrer Johannes Unz die Gemeindemitglieder am evangelischen Feiertag "Buß- und Bettag" in der Friedenskirche in Mühringen willkommen, in der zurzeit die Anne-Frank-Ausstellung zu sehen ist.

Anne Frank wäre in diesem Jahr 85 Jahre alt geworden. Ihr Glaube an das Gute im Menschen, ihre Hoffnung und Vertrauen, ihre Gedanken, die sie ihrem Tagebuch anvertraute, berühren bis heute Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Im Gottesdienst brachten die Konfirmanden ihre Gedanken dazu auf eindrucksvolle Weise zum Ausdruck. Sie hatten sich mit unterschiedlichen Zitaten aus dem Tagebuch der Anne Frank beschäftigt.

Zitate, das sei ihm wichtig gewesen, in denen vor allem ihre Lebenshoffnung zum Ausdruck kommt, so der Pfarrer.

Konfirmanden lasen Textpassagen vor

Zu diesen Zitaten hatten die Jugendlichen Gedichte geschrieben, Bilder gemalt und Collagen geklebt.

Pfarrer Unz hatte auf der Grundlage von Texten von Anne Frank Spielszenen geschrieben, die Reinhold Schiller aus Wachendorf mit der Konfirmandengruppe einstudiert hatte. Dabei lasen sie einzelne Abschnitte aus dem Tagebuch und interpretierten die Worte in kurzen Theatersequenzen.

Ihrem Tagebuch vertraute Anne Frank alles an: Wünsche, Ängste, Sehnsüchte und Enttäuschungen. Es zeigt, sie war ein ganz normales Mädchen mit Freundinnen und einigen Verehrern, wie sie schreibt. Anne beschreibt, wie die Situation für die Juden immer schwieriger wurde. Ihnen war alles verboten. Sie waren ausgeschlossen, durften nicht mit der Straßenbahn oder dem Auto fahren, nicht mehr ins Kino oder Theater gehen, durften nach 20 Uhr nicht mehr auf der Straße sein und mussten den gelben Judenstern an der Kleidung tragen. Anne schreibt von immer mehr deprimierenden Nachrichten, dass Freunde und Bekannte abgeholt und in Judenlager abtransportiert wurden. Im Juli 1942 musste die Familie untertauchen.

Anne beschreibt in ihrem Tagebuch das enge Leben im Hinterhaus; berichtet von ihren Ängsten und von Streit. Hier wohnten acht Personen auf 72 Quadratmetern und mussten miteinander auskommen. "Wer außer mir wird später diese Briefe lesen? Wer kann mir helfen? Oft bin ich schwach und bringe es nicht fertig, das zu sein, was ich gerne sein möchte. Ich weiß es und probiere jeden Tag aufs Neue, mich zu bessern", schreibt sie im November 1944.

Ihre Hoffnungen erfüllen sich nicht. Die Familie wird durch Verrat entdeckt. Anne stirbt kurz vor Ende des Kriegs im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der einzige Überlebende war ihr Vater, Otto Frank. Er fand das Tagebuch seiner Tochter und veröffentlichte es, wie Anne es sich gewünscht hätte. Noch heute ist es auf der ganzen Welt bekannt. Schulen sind nach Anne Frank benannt, und in Amsterdam kann man das Haus, in dem sich die Familie versteckt hielt und das Anne-Frank-Museum besuchen.