Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Liebfrauenkirche gedachten Einsatzkräfte, Pfarrer und Geistliche den Unfallopfern und deren Angehörigen. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedenkgottesdienst für Unfallopfer und deren Angehörige gibt Gelegenheit, mit Leid und Schwäche offen umzugehen

Von Tina Eberhardt

Horb. Sonst kümmern sich Rettungskräfte um andere, dieses Mal standen sie im Mittelpunkt. In der Liebfrauenkirche in Horb hatte die Notfallseelsorge im Landkreis Freudenstadt am Sonntag wieder zum jährlichen ökumenischen Gottesdienst für Einsatzkräfte und Angehörige der Unfallopfer eingeladen.

Wo sonst Bürger und Gemeindemitglieder Platz nehmen, reihten sich am frühen Sonntagabend Zuhörer in Uniformen und Einsatzkleidung auf den Kirchenbänken.

Feuerwehr und Rotes Kreuz, Rettungsdienst und Leitstelle, Polizei und DLRG, Bergwacht und Malteser-Hilfsdienst, das Technische Hilfswerk und die Mitarbeitenden der Notfallseelsorge, aber auch Angehörige der Unfallopfer waren in der Liebfrauenkirche zusammengekommen, um gemeinsam der Opfer im vergangenen Jahr zu gedenken.

Geleitet wurde der Gottesdienst von Pfarrern und Priestern der ehrenamtlichen Notfallseelsorge. Darunter Markus Ziegler vom katholischen Dekanat Freudenstadt und Dekan Ulrich Vallon vom evangelischen Kirchenbezirk Sulz sowie Pfarrer Matthias Schmidt aus Wittlensweiler und Pfarrerin Iris Sönning aus Röt. Musikalisch bereichert wurde die Feier nicht nur durch das traditionelle Orgelspiel, sondern auch von Claudia Pontes, Sängerin des Polizei-Musikkorps, die eigens aus Karlsruhe nach Horb gekommen war.

Nach der Begrüßung, begleitet von einem ersten Liedbeitrag von Claudia Pontes, sprachen Dekan Markus Ziegler und Kreisbrandmeister Frank Jahraus die Verse "Dennoch bleibe ich stets an Dir" aus Psalm 73, bevor Heinz Benten vom Roten Kreuz die Schriftlesung aus dem Matthäus-Evangelium mit den berühmten Worten "Seelig sind", verlas. "Es gibt Zeiten, da bleibt auch mir das Wort im Halse stecken", erklärte Pfarrerin Iris Sönning, als sie in der Predigt die Lebensgeschichte des Asaf heranzog. Der Chorführer König Davids hatte Höhen und Tiefen hinter sich gebracht und schlussendlich die Psalmverse "Gott nahe zu sein, ist mein Glück", gesprochen. "Wir haben das Glück nicht gepachtet", meinte Sönning. Es sei schön, wenn jemand voller Vertrauen auf Gott sei. Doch mancher sei davon angesichts von Katastrophen und Leid weniger überzeugt. Es scheine, als ob es oft die Guten trifft. "Die Schlechten, die sich nicht einbringen und nicht kümmern, denen geht es hingegen gut." Sönning machte angesichts dieser Gefühle Mut, mit Schwächen, Zweifel und Bitterkeit angesichts von Katastrophen und Leid offen umzugehen. "Grübeln und zweifeln macht es nicht besser", betonte die Pfarrerin, "es macht kaputt." Loswerden was kränkt, um nach vorne zu schauen, ermunterte Sönning die Anwesenden. "Nicht resignieren und von Gott abwenden. Auch mit dem letzten Fünkchen noch trotzig an der Hoffnung festhalten."

Im Gedenken an die Unfallopfer zündeten Markus Ziegler und Ulrich Vallon im Anschluss Kerzen auf einem Kreuzbalken an und beteten für die Rettungskräfte und Angehörigen: "Viele warten auf einen Engel, der ihnen beisteht."

Ein emotionaler Moment folgte, als Sängerin Claudia Pontes die Ballade "I will always love you" anstimmte, bevor Vertreter der Einsatzkräfte zum Altar traten und dort im Wechsel die Fürbittengebete verlasen.

Im Anschluss an den Gottesdienst hatte die Feuerwehr Horb einen Empfang für Kollegen und Gäste im Steinhaus vorbereitet, zu dem Pfarrer Markus Schmidt einlud. "Nehmen Sie sich die Zeit zur Begegnung", ermutigte Schmidt, bevor der Gottesdienst mit Segen, Gesang und Orgelnachspiel ausklang.