Die Akteure des Horber Wandertheaters "Ankommen in Horb" freuen sich über den Pinkus-Preis, der ihnen in Esslingen überreicht wurde. Fotos: Lück Foto: Schwarzwälder-Bote

...geht der Pinkus-Preis zum zweiten Mal nach Horb / Wandertheater "Ankommen in Horb" ist ausgezeichnet

Von Jürgen Lück

Esslingen/Horb. "Porco Dio". Pina Bucci nimmt den Kopf von Ali Polat in beide Hände, schimpft ihn mit italienischem Temperament.

Denn während der Aufführung von "Ankommen in Horb" im Kulturzentrum Dieselstraße Esslingen vor Staatssekretär Jürgen Walter (Wissenschaft und Kultur) und Wolfgang Drexler (SPD, Vize-Präsident des Landtags) klingelte Polats Handy zweimal volle Pulle.

Doch die Amateurschauspieler ließen sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen. Viviana Weschenmoser: "Wir haben kurz gezögert, dann ging es weiter."

Und auch Staatssekretär Walter, der in der Jury der LAKS (Landesarbeitsgemeinschaft Kulturinitiativen und Soziokulturellen Zentren Baden-Württemberg) klar für das Horber Wandertheater gestimmt hatte, war gnädig: "Der Ausschnitt hier live hat mir gezeigt, dass es richtig war, das Stück auszuzeichnen. Es ist authentisch, weil die Menschen sich selbst spielen. Und das klingelnde Handy zeigt, dass nicht alle Menschen perfekt sind." Und wer hat Polat angerufen? Sein Sohn Cihan? Es war ein Kunde, der Fragen hatte, so Polat.

Also alles gut. Die Schauspieler aus Horb könnten ihren "Amalie und Theo-Pinkus Preis in Form einer Stele des Bildhausers Peter Jacobi gebührend feiern.

Nanyongo Harke-Mbella nimmt den doch recht schweren Preis glücklich in die Hand und küsst ihn. Und lässt sich fotografieren.

Schon zum zweiten Mal, dass der Pinkus-Preis nach Horb geht. Vor zwölf Jahren wurde die Horber Initiative für den Frieden ausgezeichnet. Ewald Loschko: "Die Stele steht bei uns im Büro."

Und jetzt holt ihn unser wunderbares Wandertheater. Warum? Ilona Trimborn-Bruns, LAKS-Geschäftsführerin: "Der Preis wird von uns alle zwei bis drei Jahre vergeben. Diesmal haben wir im Herbst letzten Jahres beschlossen, ihn unter ein Thema zu stellen. Angesichts der damaligen Flüchtlingswelle, als Tausende von Flüchtlingen in den Gemeinden angekommen sind, haben wir den Preis unter das Thema ›Freiraum für Flüchtlinge schaffen‹ gestellt. Es gab fünf Einsendungen."

Klar, dass Horbs wunderbares Wandertheater bei der Jury einstimmig gewählt wurde. Wie Trimborn-Bruns gegenüber dem Schwarzwälder Boten erwähnte, haben sich natürlich auch die LAKS-Mitglieder und Preisträger Ewald und Helmut Loschko für das Projekt, welches aus der Projekt-Zukunft Theatergruppe mit entstand, eingesetzt.

Doch vor allem der Zauber und das Konzept konnte bei der Jury punkten.

Staatssekretär Walter: "Es war einfach überzeugend, wie dieses Projekt die Geschichte erlebbar macht und zeigt, wie Menschen unterschiedlichster Nationen zusammenwachsen. Das Stück stellt die Frage: Wie kann man das Bewusstsein für eine Willkommenskultur stärken?" In seiner Rede lobt er die "spannende und unkonventionelle" Darstellung und den "packenden Realismus".

Walter: "Mit dem Wandertheater ist es gelungen, in Horb ein großes Gemeinschaftsgefühl zu erreichen."

Dann überreichte er mit Trimborn-Bruns die Stele und einen Scheck in Höhe von 1500 Euro an Gisela Höpfer. Klar, denn Pina Bucci, Ali Polat und Co. warteten schon in Kostümen auf ihren Einsatz...

Die Ehrenamtsbeauftragte der Stadt Horb stellte die Stele auf den Boden vor dem Rednerpult. Höpfer: "Unter der ebenso charmanten wie energischen Leitung von Pina Bucci entwickelten wir aus den Geschichten der Migranten und der Bevölkerung das Theaterstück und flochten lyrische Texte mit ein. Wir sind sehr glücklich, dass wir in unserer Stadt Menschen aus aller Welt fanden, die Lieder aus ihrer Heimat eingebracht haben."

Und dann bezauberten unsere Horber die zahlreichen Gäste, die sich zum Sommerempfang der LAKS im Kulturzentrum Dieselstraße getroffen hatten.

Als krönenden Abschluss erwies unsere Truppe von "Ankommen in Horb" auch noch dem Namensgeber des Preises auch alle Ehre und zeigten praktische Solidarität. Der Schweizer Theo Pinkus begründete mit seiner Frau Amalie die "Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung". Wurde aus der kommunistischen und der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz hinausgeworfen.

Für die Schauspieler des Horber Wandertheaters heißt das: Das Preisgeld geht komplett – bis auf die Fahrkosten nach Esslingen – an Pina Bucci. Gisela Höpfer: "Das haben alle Mitwirkenden einstimmig so beschlossen."