Nach zwei Schulstunden waren einige Schüler der Gemeinschaftsschule Horb ein kleines Stück klüger. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Berufsinformation: Auszubildende beraten Schüler bei "Azubi-Nachmittag" an Gemeinschaftsschule

Von Peter Morlok

Soll ich die Schule weitermachen, um studieren zu können oder soll ich nach meiner Schulausbildung gleich einen Beruf erlernen? Fragen, mit denen sich die Achtklässler der Gemeinschaftsschule Horb mit auslaufender Werksrealschule so langsam intensiv beschäftigen müssen. Denn wenn sie sich nicht bald entscheiden, verlieren sie schnell ein ganzes Lehrjahr.

Horb. Mit aus diesem Grund findet nun schon zum neunten Mal der "Azubi-Nachmittag" an der Horber Schule statt. Alle teilnehmenden Schüler haben in der siebten Klasse bereits ein Kurzpraktikum hinter sich und können in der achten Klasse nun ein 14-tägiges Praktikum ableisten. Das Berufsinformationszentrum (BIZ) in Nagold besuchten sie ebenfalls schon und von der Raiffeisenbank Horb bekamen sie die Grundlagen einer guten Bewerbung vermittelt. Der Berufswegeplan, in den dieser "Azubi-Nachmittag" mit integriert ist, zieht sich wie in der benachbarten Realschule auch in der Gemeinschaftsschule wie ein roter Faden durch die gesamte Schulzeit.

Doch ab der achten Klasse wird es ernst. Da wird der Schalter umgelegt. Anstatt Theorie heißt es nun die Praxis kennenlernen.

Gestern Nachmittag erfuhren die teilnehmenden Schüler viel Wissenswertes aus erster Hand. Lehrlinge der Unternehmen fischer, Waldachtal, Raiffeisenbank Horb, vom Oberlinhaus Freudenstadt und von der Polizeidirektion Rottweil schauten vorbei und gaben einen Informationsquerschnitt über ihre Ausbildung, stellten die Betriebe vor und standen natürlich auch für Fragen zur Verfügung.

Jasmin Bathe von der Raiba stellte die Ausbildungsberufe Bankkaufmann und Kaufmann für Büromanagement vor. Sie wies auf die Besonderheiten beider Berufsbilder hin und hatte, nur um auch einmal zu zeigen, mit was für Werten so eine Bankkauffrau zu tun hat, einige Münzen und Goldbarren als Schauobjekte dabei.

Der 22-jährige Fischer-Azubi Ali Tat erlernt derzeit den Berufs des Verfahrensmechanikers Kunststoff- und Kautschuktechnik und durfte berichten, dass dies ein Marktsegment ist, dass gerade im Nordschwarzwald boomt. Viele namhafte Firmen dieser Branche haben hier in der Gegend ihren Stammsitz. Die Zukunftsaussichten sind hier also prima und Ali Tat gab den Schülern den guten Rat, die Bewerbungen so ehrlich als möglich abzufassen und falls man tatsächlich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, sich gut darauf vorzubereiten. "Ihr müsst bewusst da sein, selbstbewusst aber keinesfalls überheblich auftreten und euch gut verkaufen – nur so habt ihr Chancen eine guten Ausbildungsplatz zu erhalten."

Die Polizeiberufe, die von Polizei-Meister Anwärter Dennis Marquard vorgestellt wurden, der zusammen mit Kriminalhauptkommissar Lothar Rieger nach Horb kam, der im Polizeipräsidium Tuttlingen für die Einstellungsberatung verantwortlich ist, zeigte auf, dass der Polizeiberuf viel mehr fordert, als nur mit Tatü-Tata durch die Gegend zu brettern und Gangster zu fangen. Von der Psychologie bis zur Verkehrskunde, von der Fremdsprache bis zu vielfältigen sportlichen Herausforderungen stellt der Beruf des Polizeibeamten hohe Ansprüche an die Bewerber.

Der Polizeiberuf wurde gestern zum ersten Mal im Rahmen dieses "Azubi-Nachmittags" vorgestellt, wie der Kooperationsbeauftragte Schule-Wirtschaft der GMS Horb, Eckhard Kiefer anfügte. "Dies war der Wunsch unserer achten Klassen", betonte er.

Bereits zum Stammpersonal dieser Veranstaltung zählen dagegen die Damen und Herren aus dem Oberlinhaus Freudenstadt, die den Beruf des Erziehers vorstellten. Unter anderem stellten sie im Ausbildungsbereich "Kindergarten" solch interessante Gestaltungstechniken wie die "Plupperblasen-Methode" vor.

Ziel dieser Veranstaltung ist es, den Schülern den Arbeitsalltag in den unterschiedlichsten Berufen aus Sicht der Azubis, also fast noch auf Augenhöhe, näher zu bringen und die Bannbreite ihrer Kenntnisse über die Ausbildungsmöglichkeiten in den Berufen zu erweitern. Und wie geht das effektiver und besser, als wenn Lehrlinge in die Schule kommen und von sich und ihrer Ausbildung berichten?