"Murat Lamm"-Chef Mevlüt Kabalar wehrt sich gegen den Schächtungs-Vorwurf und will nun anzeige erstatten. Foto: Hopp

"Murat Lamm"-Chef Mevlüt Kabalar wehrt sich gegen Vorwurf des ULH-Stadtrats und will Anzeige erstatten.

Horb - Jetzt kracht es richtig! Der ULH-Gemeinderat Martin Raible hat im Kultur- und Sozialausschuss "Murat Lamm" illegale Schlachtung vorgeworfen. Dessen Chef Mevlüt Kabalar will Raible jetzt verklagen.

Der Tierschutzverein stellte am Dienstagabend im Kultur- und Sozialausschuss seine Arbeit vor. Raible sagt dann: "Schön, dass es in Horb einen Verein gibt, der sich um das Tierwohl kümmert. Was sagt der Verein dazu, dass es auf dem Hohenberg ein Geschäft gibt, in dem Fleisch tierrechtswidrig geschächtet und unwissentlich an Kinder und Erwachsene verkauft wird?"

Beatrice Buchmann, Vorsitzende des Tierschutzvereins: "Das Schächten kann wegen der muslimischen Seite nicht verboten werden – da haben wir fast keine Chance. Wir als Tierschützer haben Info-Stände und Aufklärung gegen das Schächten gemacht. Wir kommen da nicht weiter."

Stadtoberhaupt Rosenberger will von Raible wissen, wo das auf dem Hohenberg gemacht wird: "Dann werden wir innerhalb von Minuten Anzeige erstatten." Raible nennt einen Firmen-Namen: "Murat Lamm."

Rosenberger: "Damit lehnen Sie sich sehr weit aus dem Fenster. Sie sagen, auf dem Hohenberg wird rechtswidrig geschächtet. Es kann auch sein, dass Sie mit einer Retourkutsche rechnen müssen – mit einer Anzeige wegen Beleidigung." Raible fügt noch hinzu, dass die Schlachtung offenbar in Gärtringen ist: "Es gibt eine Unterabteilung der Firma in Gärtringen, wo geschächtet wird."

Michael Keßler, Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion und selbst Landwirt: "Wir haben den Betrieb selbst besichtigt. Die Schlachtmethoden sind genau überwacht. Die Schlachtung in Gärtringen findet nach den allgemein gültigen Regeln statt. In Horb wird das Fleisch lediglich verarbeitet. Verbotene Schächtung gibt es da nicht."

Raible drängt noch einmal darauf, dass Anzeige seitens der Stadt gestellt wird. Rosenberger dazu: "Wir wissen, dass es bei Murat Lamm sehr strenge Kontrollen gibt."

Der Tag danach. Mevlüt Kabalar, Chef von Murat-Lamm sagt: "Wir haben von dem Vorwurf schon gleich nach der Sitzung erfahren. Ich habe schon meine Anwälte eingeschaltet. Weiß Herr Raible überhaupt, wovon er redet?"

Kabalar weiter: "Wir schlachten in Gärtringen nach der EU-Norm. Wir bezeichnen unser Fleisch als Halal. Das heißt: Die Tiere werden so wie in Deutschland geschlachtet. Erst betäubt. Dann wird es ausgeblutet. Als Halal kann das Fleisch deshalb bezeichnet werden, weil der muslimische Metzger vorher das vorgeschriebene Gebet spricht."

Rosenberger sagt gestern: "Wir haben keine Anzeige erstattet. Aus den ersten Worten von Herrn Raible ging hervor, dass auf dem Hohenberg illegal geschächtet wird. Das ist natürlich illegal und eine Anzeige wert. Als sich dann herausstellte, dass er die Firma Murat Lamm meint, welche ihren Sitz in Heiligenfeld hat und die Fakten rund um die Schlachtung schon in der Sitzung geklärt wurden, haben wir darauf verzichtet. Weil sich der Ort der Schlachtung gar nicht in Horb befindet, sehen wir es zusätzlich auch nicht notwendig an, dort einzugreifen. Ich gebe dem Chef von Murat Lamm den Rat, wenn er mich fragt, sich gegen diese Behauptung der illegalen Schlachtung zu wehren. Das ist rufschädigend."

Das macht der Chef von Murat Lamm, der in Horb das in Gärtringen geschlachtete Fleisch unter anderem in Döner-Spieße verarbeitet und laut eigenen Angaben einen Marktanteil von 50 Prozent in Deutschland hat, jetzt auch. Kabalar: "Meine drei Anwälte sind schon bereit."

Martin Raible sagt gestern: "Von meiner Seite war es ja zuerst nur eine harmlose Frage an den Tierschutzverein, die Frau Buchmann klar beantwortete: ›Wir lehnen die Schächtung grundsätzlich ab." Dann hat der OB ein Fass aufgemacht. Die Sache mit der vermutlich aussichtslosen Anzeige hat er angefangen."

Die Schlachtung von Murat Lamm liegt im Landkreis Böblingen. Amtsleiter Wilhelm Hornauer vom dortigen Landkreis: "In Gärtringen lässt die Firma durch einen Dienstleister schlachten. Ein amtlicher Tierarzt ist bei jeder Schlachtung vor Ort. Uns liegen keine Hinweise vor, dass hier Tiere illegal geschächtet wurden. Wenn das so wäre, würden mir mit aller Härte dagegen vorgehen."

Viola Falkenried, zuständige Amtstierärztin des Landkreises Böblingen: "Die Firma Murat Lamm wirbt auf ihrer Homepage für eine Halal-Schlachtung. Nach mitteleuropäischen Maßstäben bedeutet das, dass das Tier vor dem Schlachten betäubt wird und noch nicht tot ist. Wer traditionell schächten will, muss hier in Deutschland eine Ausnahmegenehmigung stellen. Im Landkreis Böblingen hat es solch einen Antrag auf Schächtung bisher nie gegeben."

Der Chef von Murat Lamm dazu: "Wir schlachten unser Fleisch nach EU-Recht. Wir importieren auch kein Fleisch, welches geschächtet wurde. Jeden Tag ist das Veterinäramt hier in Horb – unangekündigt. Wir wissen nie, wann die kommen. Im Koran steht, dass das Tier bei der Schlachtung nicht leiden soll. Daran halten wir uns selbstverständlich."