Die MGG-Filmcrew: Sie drehten gemeinsam den Film "Datteln, die vom Himmel fallen" Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Ramadan: Filmcrew des Horber Martin-Gerbert-Gymnasiums stellt ihren Film "Datteln, die vom Himmel fallen" vor

Seit Jahren begeistert der Neigungskurs Bildende Kunst am Martin-Gerbert- Gymnasium Horb mit den Ergebnissen seines Video-Workshops. Dieses Mal haben sich die Schüler an ein besonderes Thema gewagt: Ramadan.

Horb. Immer neuen thematischen Herausforderungen stellen sich die Schüler, die unter Leitung von Kunsterzieherin Christine Dette und dem Tübinger Filmemacher Harald Weiß diese Video-Projekte realisieren.

Jetzt war Premiere der neuesten Arbeit. Die Filmcrew stellte ihr Werk – einen Imagefilm von fünf Minuten Dauer – mit dem spannenden Titel "Datteln, die vom Himmel fallen" vor. Im Film selbst geht es um den islamischen Fastenmonat Ramadan. Eigentlich hatten sich die acht teilnehmenden Schüler als Oberbegriff für ihre Projektarbeit die Integration in ihrer Gesamtheit vorgestellt, doch schnell kristallisierte sich das letztendliche Filmthema heraus.

Da die Zeit des Ramadan genau in die Zeit des Video-Workshops fiel und sich im Neigungskurs drei muslimische Schülerinnen an die Fastenvorschriften hielten, war man quasi hautnah am Thema dran. Der Oberbegriff Integration blieb so bestehen, doch der Ramadan ist eine Facette davon, den sich das Filmteam herausgriff. Die muslimischen Schülerinnen filmten zuhause das tägliche Fastenbrechen und interviewten Verwandte und Bekannte.

In der Schule wurden später einzelne Riten zur Einleitung und zum Ende des täglichen Fastens in stark ästhetisierter Gestaltung vor der Kamera nachvollzogen und gedreht. Dazu gehörten auch Bilder des Sonnenauf- und untergangs, der die Zeit des Fastens vorgibt, die in Langzeitbelichtungen bei Nordstetten gedreht wurden.

Mehr als interessant beim diesjährigen Beitrag war nicht nur der Filmtitel, sondern auch der Schnitt und die Bildführung. Bei den Interviews und den Wortbeiträgen im eigentlichen Film fiel auf, dass hier sehr viel Wert auf den sogenannten "Goldenen Schnitt" gelegt wurde, der vorgibt, dass man das gezeigte Objekt nicht exakt in der Mitte des Bildes platziert, sondern ihm rechts oder links noch etwas Platz lässt.

Auch der Sinn des Ramadans wird hinterfragt

Auch die Bildschnitte an sich schienen im ersten Moment verwirrend. Was hat Kartoffel schälen mit Askese zu tun, was ein kleiner Salzhaufen mit Fastenbrechen? Und überhaupt: Warum fallen in diesem Beitrag Datteln vom Himmel und warum lief des Öfteren der Wasserhahn? Bruchstückhafte Aussagen wie "ich fühl mich hinterher frei und sauber" oder "das würde ich nie schaffen", aber auch die Feststellung "ja, das gilt auch fürs Wassertrinken" führten zwar beim genaueren Hinhören zum Kern der Story, doch die "Dattel, Salz, Wasser"-Metapher war noch nicht gelöst. "Nach Sonnenuntergang darf erst wieder gegessen und getrunken werden – meist beginnt man mit Datteln, etwas Salz und Wasser", klärte in der Fragerunde nach der Filmvorführung eine der muslimischen Schülerinnen auf.

Natürlich wurde auch der Sinn des Ramadans hinterfragt. Und auch dieses Ergebnis ist, wie das gesamte Projekt, recht bemerkenswert. Harald Weiß schreibt in seiner Hinführung zum Film: "Sinn und Bedeutung des Ramadan sind nichts rein Islamspezifisches, sondern etwas Interreligiöses, etwas, das sich auch beispielsweise im Christentum und in religionsähnlichen Strömungen findet. Es geht um die Erfahrung der Selbstdisziplinierung, der Achtsamkeit, der Askese, der Reinigung, der Konzentration auf das Wesentliche. Nicht das Trennende sollte Thema des Filmes sein, sondern das Verbindende; nicht die islamspezifischen Besonderheiten des Ramadan sollten thematisiert werden, sondern dessen interreligiöse Elemente. Die Aussage des Films sollte sein: Ramadan ist etwas für jeden Menschen und für alle Religionen."

Dass dem Neigungskurs in diesem Jahr ein kleines Meisterwerk gelang, unterstreicht auch die Tatsache, dass der Beitrag aus über 100 Filme als Wettbewerbsbeitrag für den Jugendfilmpreis Baden-Württemberg ausgewählt wurde. Der Jugendfilmpreis wird am 4. Dezember, im Rahmen der Preisverleihung der Filmschau Baden-Württemberg, an den Nachwuchs in neun Kategorien verliehen. Die MGG-Filmemacher haben gute Chancen einen der BW-Oskars mit nach Horb zu bringen.

War und ist der eigentlich Filmbeitrag künstlerisch wertvoll, so war der Abspann, der "Outtake", besonders lustig. "Als ich klein war, hat meine Mutter mit uns zu Hause so etwas Ähnliches auch mal gemacht. Aber das lag nicht an der Religion, sondern eher daran, dass sie keinen Bock zum kochen hatte", wusste hier ein Schüler über seine deutschen Ramadan-Erfahrungen zu berichten.

Am Projekt waren folgende Akteure beteiligt: Almira und Ilayda Alkan, Asli Büyükköse, Lara Gessert, Franziska Herrmann, Jenny Koch, Lars Krause und Tim Straubinger. Unterstützt wurden sie von Christine Dette und Harald Weiß.