Der Westen der Stadt (hier eine Ansicht vom Ihlinger Tor auf die Ihlinger Straße) ist teil eines Energie-Konzepts. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Energie: "Quartierskonzept": Mit Nahwärmeversorgung und Fotovoltaik-Anlagen soll die Stadt ihren eigenen Energiebedarf decken

Horb. Die Stadtverwaltung Horb plant seit Mitte des Jahres über das "Quartierskonzept Horber Weststadt" die zentrale Nahwärmeversorgung zu installieren sowie Strom auf privaten Dächern in der westlichen Kernstadt zu erzeugen. Dazu teilt die Stadtverwaltung Einzelheiten mit.

Strom und Wärme für die Horber Kernstadt: Im Mai diesen Jahres startete das Projekt "Quartierskonzept Horber Weststadt". Die Stadtverwaltung Horb beauftragte die Energieagentur in Horb mit dem zu 65 Prozent durch die KfW geförderten Projekt mit dem Ziel, eine zentrale Nahwärmeversorgung zu installieren, sowie Strom auf privaten Dächern zu erzeugen und im Quartier selbst zu verbrauchen.

 Über allem steht das Ziel der "Klimaneutralen Kommune Horb 2050": CO2-Einsparung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Noch vor den Sommerferien fand eine erste Anliegerversammlung zur groben Sondierung statt, seit Oktober sind Mitarbeiter der Stadtwerke und der Energieagentur vor Ort im Einsatz, um persönlich aufzuklären und für das Projekt zu werben. Hier bereiten wir die wichtigsten Informationen für Sie auf:

Wärme: Die Stadtwerke Horb investieren in eine Biomasse-Heizzentrale, die über Kraft-Wärme-Kopplung umweltfreundliche Wärme und zusätzlich Strom für die Weststadt produziert. Ein Spitzenlastkessel deckt Wärmespitzen ab – eine Versorgung ist somit jederzeit garantiert. Service, Wartung und Betrieb erfolgen seitens der Stadtwerke. Der Hauseigentümer muss sich lediglich um die internen Installationen kümmern. Anlieger der vorgesehenen Wärmetrassen können sich freiwillig durch Abschluss eines Wärmelieferungsvertrages an die Nahwärme anschließen.

Strom: Der Hauseigentümer stellt sein Dach für eine PV-Anlage zur Solarstromerzeugung zur Verfügung. Die Kosten tragen die Stadtwerke, der Eigentümer muss sich um nichts kümmern, erhält eine jährliche Miete und profitiert vor Ort von einem vergünstigten Strompreis. Der umweltfreundliche Strom wird über die Stadtwerke im Quartier verteilt.

 Die häufigsten Fragen und Antworten zu dem Thema

Jemand ist nur an Nahwärme beziehungsweise nur an dem Stromkonzept interessiert. Kann er trotzdem profitieren?

Beide Ansätze laufen parallel. Das heißt, der Interessent kann entweder nur Nahwärme abnehmen oder nur an Stromerzeugung beziehungsweise -abnahme teilhaben. Er kann sich jedoch auch für beide Varianten gemeinsam entscheiden.

Wie weiß ein Hauseigentümer, ob sein Dach für die Stromerzeugung geeignet ist?

Die Vorauswahl trifft ein Mitarbeiter der Stadtwerke, in einem zweiten Schritt der Fachunternehmer. Es werden nur Anlagen auf geeignete Dächer – also hinsichtlich Ausrichtung, Verschattung und Tragfähigkeit – gebaut.

Welche Vorteile hat ein Verbraucher, wenn er beim Stromkonzept mitmache?

Das Haus/die Immobilie gewinnt an Wert, und der Besitzer profitiert von günstigen und planbaren Energiepreisen. Zudem ist er auf Stand der Technik, durch die moderne PV-Anlage. Außerdem kann durch die Installation eine vollständige Erfüllung des EWärmeG möglich sein.

Wie lange ist der Kunde vertraglich gebunden?

Den Stromanbieter kann man nach zwölf Monaten wechseln. Für die Abnahme des Eigenstroms (sprich: dem auf meinem Dach erzeugten Stroms) verpflichtet man sich für 20 Jahre (Grundlage: Erneuerbare-Energien-Gesetz Deutschland).

Wie funktioniert das mit der Nahwärme?

Die Wärmeleitung wird bis zur Übergabestation, die in einem Raum innerhalb des Hauses montiert wird, gelegt. Die vorhandene Wärmeverteilung kann daran angeschlossen werden. Eine neue Regelung erlaubt die individuelle Einstellung von Nachtabsenkung, Heizzeiten je nach Wochentag und steuert die Warmwasseraufbereitung.

Mit welchen Wärmepreisen muss man rechnen?

Bei der Nahwärme gibt es einen  Grundpreis, der vergleichbar ist mit den jährlichen Wartungs- und Schornsteinfegerkosten, die eine konventionelle Heizung auch verursacht. Dieser Grundpreis beträgt 350 Euro zuzüglich der gesetzlichen Mehrwertsteuer pro Jahr.

 Der Wärmepreis beträgt 6,7 Cent pro kWh zuzüglich MwSt. Da die Abgaswärmeverluste und Systemverluste, die eine eigene Heizung systembedingt hat, entfallen, wird nur die Wärme bezahlt, die auch im Leitungsnetz ankommt. Daher entsprechen rund 3000 Liter Heizöl, das sind rund 30 000 kWh, in etwa 27 000 kWh Nahwärme.

Welche Vorteile haben Verbraucher, wenn sie in der Horber Weststadt Nahwärme beziehen?

Das Haus/die Immobilie gewinnt an Wert. Verbraucher profitieren von günstigen und planbaren Energiepreisen. Da die Nahwärme der Stadtwerke nachweislich die entsprechenden Anforderungen erfüllen wird, ist das EWärmeG zu 100 Prozent erfüllt.

Die Heizung im Haus funktioniert noch. Dennoch würde der Besitzer gerne in absehbarer Zeit Nahwärme beziehen. Geht das?

Man kann schon vorsorglich ein so genanntes "T-Stück" in die Trasse noch ohne Hausanschluss und Wärmeabnahme verlegen lassen. Erfolgt diese vertraglich vorgeregelt binnen der nächsten drei Jahre, fallen vorerst keine zusätzlichen Kosten an. Wenn die Abnahme erst in ungewisser Zukunft erfolgt, fallen schon beim Einbau Kosten für das "T-Stück" in Höhe von zirka 1500 bis 2000 Euro an.

Wie ist der weitere Ablauf geplant?

Strom: zeitnaher Termin mit (Haus-) Elektriker. Anliegerversammlung Anfang 2017 (mit verbindlichen Preisen und Infos). Erste Ausbaustufe Wärme: Sommer/Herbst 2017.

Gibt es weiteren Nutzen für Teilnehmer?

Die Stadtwerke wollen im Zuge der Trassenverlegung für moderne Datenübertragung Leerrohre für Glasfaser-Technik mitverlegt.