Frauenärztin Mussarrat Ammad hat zuletzt in Abu Dhabi praktiziert. Seit Kurzem ist sie in Horb im Einsatz und soll Archibald Fridrich nachfolgen. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Medizin: Die Frauenärztin Mussarrat Ammad soll Nachfolgerin von Archibald Fridrich am MVZ werden

Sie ist jung, erfahren und international geschult: Mussarrat Ammad soll die Nachfolge von Archibald Fridrich am Medizinischen Versorgungszentrum in Horb antreten.

Horb. Als sie den ersten Tag mit Archibald Fridrich arbeitete, war das schon eine Herausforderung. Allerdings nicht im fachlichen Bereich. "Sein Schwäbisch ist nicht so leicht zu verstehen für mich", sagt Mussarrat Ammad und schmunzelt. Und Ralf Heimbach, Geschäftsführer der Krankenhäuser Landkreis Freudenstaft gGmbH, ergänzt: "Herr Fridrich hat – so schlagfertig, wie er ist – um zwei Sprachkurse gebeten – für ihn und für Frau Ammad."

Auch bei Patientinnen musste die Frauenärztin diese Erfahrung machen. "Ich muss noch besser Schwäbisch lernen", sagt sie. Dabei klappt es mit dem Deutsch schon wirklich gut. "Ich habe einfach noch zu sehr einen englischen Akzent drin", sagt sie selbstkritisch.

Das hat einen guten Grund. In den vergangenen drei Jahren hat Ammad vor allem in englischer Sprache praktiziert. In Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, war sie an einem Krankenhaus tätig. "Dort gibt es keine Trennung zwischen Krankenhaus und privaten Praxen. Dort macht man beides zusammen", erzählt sie. Mussarrat Ammad ist 39 Jahre alt und in Pakistan geboren. Durch ihren Mann kam sie nach Deutschland. Sie hat unter anderem am Krankenhaus in Soest (Nordrhein-Westfalen), in Dortmund und in Düsseldorf gearbeitet.

Dann ging es ins Ausland. Unter anderem praktizierte sie in den USA, aber auch in Riad (Saudi-Arabien). Besonders Abu Dhabi gilt in der medizinischen Versorgung als weltweit angesehen. "Die medizinische Versorgung in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist hervorragend. Die Ärzte sind gewöhnlich Ausländer und sprechen Englisch. In den staatlichen Krankenhäusern und Ambulanzen ist die Notfallversorgung kostenlos", schreibt die Süddeutsche Zeitung.

Und warum jetzt Horb? "Ich habe in vielen großen Metropolen gearbeitet. Nun möchte ich gerne dort arbeiten, wo es ruhiger ist, wo mehr Natur ist." Ein großer Unterschied sei ihr gleich aufgefallen. "Hier ist gute Luft." In Abu Dhabi nicht? "Nein", schüttelt sie den Kopf und muss lachen. "Ganz und gar nicht."

Mit dem Wohlfühlen in Horb klappt es Stück für Stück besser. "Noch besser wird es für mich, wenn mein Mann nachkommt." Der arbeite derzeit in München und Abu Dhabi.

Doch wie kam es überhaupt zum Kontakt mit der KLF, die so dringend eine Nachfolge für Fridrich im Horber MVZ suchte? "Die Vermittlung lief über einen befreundeten Berater", berichtet KLF-Geschäftsführer Heimbach. Noch ist die 39-Jährige als Vertretung für Fridrich angestellt. Zunächst muss noch alles mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) geregelt werden. Heimbach bezeichnet das als "schleichenden Übergang". Fridrich hatte angeboten, nach dem Stabwechsel noch eine Weile als Vertretung zur Verfügung zu stehen. "Das ist gut möglich", sagt Heimbach. Auch befinde er sich gerade in Gesprächen mit der Frauenärztin Stefanie Zingerle, die sich in Empfingen niedergelassen hat. "Dass die Region nun zwei junge Frauenärztinnen hat, ist eine tolle Chance", sagt der KLF-Geschäftsführer.

Zingerle bestätigt auf Anfrage, dass es Gespräche mit der KLF über Urlaubsvertretungen und ambulantes Operieren in Horb gebe. "Ich sehe auch die Chance zum kollegialen Austausch mit einer modernen, jungen Kollegin", so Zingerle.

Mussarrat Ammad soll ihre Erfahrungen auch in Freudenstadt einbringen. Ihre Spezialgebiete seien Krebsbehandlungen und Erkrankungen am Gebärmutterhals. "Es macht Sinn, dass Operationen, die nicht ambulant in Horb gemacht werden können, von Frau Ammad dann in Freudenstadt durchgeführt werden." So könne sie als behandelnde Ärztin ihre Patientinnen weiterbetreuen, so Heimbach.

Positiver Nebeneffekt für die KLF: Die Patientinnen wandern nicht nach Tübingen ab. Es werde aber nicht daran gerüttelt, dass die neue Frauenärztin überwiegend in Horb arbeiten werde. "Das ist auch die Voraussetzung für die Kassenzulassung."

Aktuell kann sie schon einmal proben, wie es ist, alleine am MVZ in Horb im Einsatz zu sein. Archibald Fridrich macht gerade Urlaub.