Sich einlassen auf das "Abenteuer mit Gott": In Talheim gab ein Musical Inspiration dazu. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Musical: "Emmanuel School of Mission" erinnert mit einem bewegten Bühnenstück an den Theologen Karl Leisner

Von Peter Morlok

Zum zweiten Mal besuchte die "Emmanuel School of Mission", kurz ESM, das Steinachtal. Die ESM Altötting bietet jungen Christen zwischen 18 und 30 Jahren die Möglichkeit, auf den Ruf der Kirche zu antworten.

Horb-Talheim. Junge Leute schenken Gott ein Ja(hr), um ein Fundament für ihr Leben zu legen. Sie wollen sich investieren, um die Missionare des 3. Jahrtausends zu werden. Missionare, die die Kirche braucht. In dieser Zeit leben die Studenten unter einem Dach, erhalten eine Grundausbildung in wichtigen philosophischen und theologischen Fragen, leben ein intensives Leben der Gemeinschaft und des Gebets und stellen sich in den Dienst der Evangelisation.

Während dieser Zeit in Altötting studieren sie zudem jährlich ein Musical ein, das sie auf verschiedenen Tourneen aufführen, um dadurch mit den Menschen in den Gemeinden Kontakte aufzubauen. Vor zwei Jahren waren sie mit "Guadalupe – wenn der Himmel eingreift" in Talheim zu Gast, und an diesem letzten April-Abend brachten sie die Lebensgeschichte des Theologen Karl Leisner sowie parallel die Geschichte von Opa Paul und dessen Kriegstrauma auf die Bühne der Steinachhalle. Veranstalter Pfarrer Noppenberger und sein Team freuten sich, auf eine nahezu voll besetzte Halle blicken zu können, und bevor es hieß "Bühne frei für die Darsteller und ihre Geschichte" stellte Noppenberger bei der Begrüßung der Besucher fest, dass es noch viele genauso schöne Dinge gibt wie das Maibaumaufstellen und das Feiern in den Mai hinein.

Laienschauspieler agieren fast schon professionell

Pfarrer Markus Zöll stellte zusammen mit einer argentinischen Studentin der ESM ihre Schule vor und die junge Dame wies darauf hin, dass alle Darsteller, die bei dieser Produktion mitwirken, Laien sind, und man möge deshalb mit ihrem Spiel barmherzig umgehen. Ein Wunsch, der selbst im Jahr der Barmherzigkeit überflüssig war, denn die zwölf Akteure brachten die beiden Handlungsstränge nahezu professionell auf die Bühne. Da war zum einen die Entwicklung des jungen Karl Leisner. Seine Suche nach dem rechten Weg, seine Zerrissenheit als er sich in ein Mädchen verliebte, sein Kampf gegen die Nazidiktatur und sein Leiden im KZ. Er war der einzige katholische Priester, der im Konzentrationslager die Priesterweihe empfing, doch die Schindereien, denen er sich im KZ stellen musste, überlebte er nicht. Doch fand er auch dort die Kraft der Freiheit im Glauben zu Gott.

Auf der anderen Seite der Bühne erlebten die Zuschauer, wie Opa Paul, der nach dem Tod seiner Frau bei der Tochter und deren Familie unterkam, sich immer mehr der eigenen Lebensgeschichte stellte. Er, der im Krieg "ein Nazi" war. Eine Wahrheit, mit der seine Familie nur schwer umgehen konnte, und nur durch die Unbefangenheit seiner zwölfjährigen Enkelin Anna bröckelte so nach und nach die Mauer des Schweigens und des Vertuschens, die sich nicht nur der Opa, sondern auch die anderen Familienmitglieder zum vermeintlichen eigenen Schutz aufgebaut hatten. Wer will schon ein Mädchen in der Clique, die einen Nazi zum Opa hat?

Viel wechselnde Lichtstimmungen, jede Menge Bühnennebel, schnell umzubauende Requisiten und zwei Bühnenbilder erlaubten eine durchgehende Handlung ohne Spannungsverluste und eine recht gut ausgesteuerte Tonanlage sorgte für das notwendige Musical-Feeling. Die live gesungenen Lieder, unter anderem ein Song über das berühmte Leisner-Zitat: "Segne, oh Höchster, meine Feinde" und die Spielfreude aller Akteure taten ihr Übriges, um den berühmten Funken überspringen zu lassen.

Die Besucher der Talheimer Aufführung erlebten trotz des sehr bewegenden Themas einen unterhaltsamen Abend und hatten zudem wieder die Gelegenheit, nach Ende der Vorstellung mit den Mitgliedern des gesamten Ensembles zu sprechen und mit ihnen Erfahrungen und Meinungen auszutauschen.