Joachim Lipp aus Nordstetten erläuterte den fast 40 Besuchern am Tag des offenen Denkmals die schlimmen Geschehnisse beim Torwärter-Häusle Ende des 16. Jahrhunderts. Foto: Binder Foto: Schwarzwälder-Bote

Tag des offenen Denkmals in Betsaal und Torwärterhäusle / Interessante Einblicke in die Stadtgeschichte geboten

Von Alfred Binder

Horb. In Horb war am Sonntag nicht nur der Schlusstag des Stadtfestes Neckarblühen 2014, sondern auch der Tag des offenen Denkmals. Beim Kultur- und Museumsverein erfuhr man Wissenswertes über zwei große Naturkatastrophen, die Horb trafen.

In diesem Jahr waren es in ganz Deutschland über 7500 Denkmale, die ihre Türen für die Allgemeinheit öffneten. In der Neckarstadt beteiligten sich der Jüdische Betsaal am Dr.-Abraham-Schweizer-Platz (am Beginn der Fürstabt-Gerbert-Straße) und das Torwärter-Häusle am Ende der Altheimer Straße an dieser bundesweiten Aktion, die seit über 20 Jahren von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordiniert wird.

2003 renoviertes Torwärterhäusle für drei Stunden geöffnet

Die heutige Gedenkstätte und das Museum "Jüdischer Betsaal" war einst die Synagoge der Horber jüdischen Gemeinde, die im November 1938 zerstört wurde. Das Gebäude wurde wieder aufgebaut und diente als Wohnhaus bis etwa zur Jahrtausendwende. Im Jahr 2004 hatte das schützenswerte Haus der Träger- und Förderverein der ehemaligen Rexinger Synagoge erworben, um es als Gedenkstätte des ehemaligen Rabbinats Horb, das sich seinerzeit von Rottweil bis nach Tübingen erstreckte, zu sichern und es so vor dem sicheren Verfall zu retten.

Jetzt werden die Räumlichkeiten in den unteren zwei Geschossen zu wechselnden Ausstellungen genutzt. So konnten die Besucher am Sonntag die Doppelausstellung "Mein Herz gab ich dem Vaterland – jüdische Soldaten im ersten Weltkrieg" und "Die jüdische Volksschule in Rexingen" bestaunen.

Der Kultur- und Museumsverein hatte am Sonntag für drei Stunden das von seinen Mitgliedern in den Jahren 2003 und 2004 renovierte Torwärterhäusle aufgesperrt und neben den Hausführungen und den entsprechenden Erläuterungen dazu als besonderes Schmankerl eine Dokumentation über die Hochwasserkatastrophen der Jahre 1578 und 1584 aufgelegt.

Von Vereinsvorstand und Ober-Nachtwächter Joachim Lipp konnten an die 40 Besucher erfahren, wie die Katastrophen vor über 400 Jahren seinerzeit festgehalten wurden, nämlich: "Von einer grusamen Wassergüsi zuo Horw. Am 15. Tag Meyens ist zuo Horw, nütt wyt von Rotwyl vom Himmel herab ain Wolkenbruch gefallen, bei dem die Thorwärterin im Tal samt eim Kind und ihrem Heußlin hin genommen wurde". In unserer Samstagsausgabe hatten wir ausführlich über die Katastrophen und ihre Auswirkungen berichtet.