Philipp Haag, Michael Zerhusen, Glenda Kreidler und Jan Zeitler (von links) bei der Vernissage zur Ausstellung "Dance of Life" Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Künstlerin Glenda Kreidler zeigt in 20 Werken ihren Tanz des Lebens / Ausstellung im Bürgerkulturhaus

Von Peter Morlok

Horb. Eine große Anzahl an Besuchern fand am Montagabend den Weg ins Horber Bürgerkulturhaus. Kein Wunder, denn nach drei Jahren stand wieder einmal eine Werkschau von Glenda Kreidler auf dem Programm.

Die inzwischen 78-jährige Künstlerin, die Bürgermeister Jan Zeitler als bedeutende Persönlichkeit in der Raumschaft und vor allem in der hiesigen Kunstszene bezeichnete, hat für diese Ausstellung, die den Titel "Dance of Life" trägt, die gemalte Essenz ihres Lebens von Weitingen nach Horb geschafft. In 20 – meist großformatigen – Arbeiten zeigt sie ihren Tanz des Lebens, den sie in ihrem künstlerischen und kreativen Geist noch immer zu tanzen scheint. Und zum Tanz gehört Musik. Man fand sie an diesem Eröffnungsabend der Ausstellung nicht nur in gemalter Form auf einigen Bildern des Rock ‘n‘ Roll-Zyklus, den Glenda Kreidler 2006 und 2007 malte, sondern sie wurde von Philipp Haag, einem jungen Profi-Akkordeonisten, der augenscheinlich von Apollon, dem Gott der Musik, hörbar lange gedrückt und geherzt wurde, wunderbar vorgetragen. Völlig in sich und seiner Welt aus Tönen und Klangfarben versunken spielte Haag an diesem Abend zwei Stücke von Astor Piazzolla, dem Mitbegründer des "Tango Nuevo" und passend zu seinen Fingern, die sichtbar nur so über die Tasten flogen, hatte er zwei weitere Titel parat, in denen der Flug zumindest im Titel vorkam. "Dance of the Flying Arrow", so der erste Titel, und etwas später nahm er seine Zuhörer noch mit auf einen Flug in Richtung jenseits der Zeit. (The Flight beyond the Time). Innovative, experimentell angelegte zeitgenössische Musik traf hier auf die grundsolide Basis des argentinischen Tangos. Und beide Stile standen am Ende der Darbietung als eine wunderbare Symbiose im Raum und in der Erinnerung der Premierengäste.

Der junge Akkordeonist zog seine Zuhörer so in seinen Bann, dass sie ihm in geradezu andächtiger Ruhe lauschten und die Akkorde bis zum letzten Ton genossen. Erst als dieser verklungen war, setzte der wohlverdiente Beifall ein. Die Zuhörer ließen auch diesen letzten Ton "leben" und zerklatschten ihn nicht.

Sich einlassen auf den "Tanz des Lebens"

Michael Zerhusen führte in die Ausstellung ein, jedoch über die Bilder und den Malstil von Glenda Kreidler noch etwas zu schreiben ist eigentlich unnötig. Sie hat ihren unverkennbaren Stil, ihre Handschrift gefunden und der Wiedererkennungswert ihrer Arbeiten ist hoch. Was sie besonders auszeichnet ist ihre schöpferische Kraft, die sie sich auch im hohen Alter erhalten konnte. Viele, auch die ganz neuen Bilder, sprühen vor Vitalität und kräftigen Farben, von Aussagen und Mythen. Sie kopiert nie, sondern lässt sich durch die vielfältigen Malstile treiben, ohne auch nur einen Augenblick ihre Ausbildung – sie ist von Haus aus Diplomgrafikerin – zu vergessen. Neben sehr viel gemalter Realität trifft bei ihr Kubismus wie selbstverständlich auf Surrealismus, die streng getrennt voneinander im Gesamtwerk eine friedliche Koexistenz eingehen. Gerade Linien, thematisch aufgeteilte Leinwand und unterschiedliche Farbkonstellationen verschmelzen zu einem Bild. Werke mit teils ganz eindeutigen Botschaften, aber auch Arbeiten voller Symbolik und Vielschichtigkeit.

Ein Paradebeispiel gerade des letztgenannten Genres ist ihre im Kreidler‘schen-Kubismus gehaltenen Erinnerung an den "Garten Gethsemane", in dem sie bei ihrer Reise ins Heilige Land vor zwei Jahren die spirituelle Kraft dieser heiligen Stätte für sich erahnte. Im gleichnamigen Bild sieht man in der Mitte einen vor seinen Peinigern knienden, in Ketten gelegten Jesus Christus. Rechts ein stilisierter Engel, der ihm in seinen schweren Stunden zur Seite stand und links die uralten Olivenbäume, von denen ihr ein alter Araber, der Wächter des Gartens, einen Zweig schenkte. Sie, die keiner Kirche angehört, drückt in diesem Bild ihren tiefempfundenen Glauben an ein höheres Wesen aus.

Wer sich auf den "Tanz des Lebens" in der vielschichtigen Betrachtungsweise der Künstlerin einlassen möchte, kann dies noch bis zum 8. November immer montags, mittwochs, freitags und sonntags von 14 Uhr bis 17 Uhr im Horber Bürgerkulturhaus auf dem oberen Markplatz tun.