Fast schon Stadion-Stimmung herrschte in der Bildechinger Halle. Foto: Morlok

 "Fritzle" entschuldigt sich für rüpelhaftes Verhalten am ASV-Familientag in Bildechingen.

Horb-Bildechingen - Der Familientag, zu dem der ASV Bildechingen am Sonntag, 16. Juli, auf das Sportgelände hinter der Turn- und Festhalle eingeldaden hatte, war eigentlich ein voller Erfolg. – wäre da nicht der fußballerische Fauxpas des als Stargast engagierten VfB-Krokodils "Fritzle" gewesen. Jetzt kam "Fritzle" und entschuldigte sich.

Das geschah am Familientag: Das Maskottchen des Fußballbundesligisten aus der Landeshauptstadt sollte sich eigentlich mit den Kindern zu einem Gruppenfoto aufstellen, schnappte sich jedoch zuvor einen Ball, nahm Anlauf und drosch diesen in Elfmetermanier mitten in die Gruppe der wartenden Kinder. Dem fünfjährigen Mohamed direkt an den Kopf (wir berichteten). "Nur gut, dass dieser Kerle net plärrt. Wenn der hinfällt, der steht auf und rennt einfach weiter", wusste Vereinsvorsitzender Maier, über den Fünfjährigen zu berichten.

Als Maier das "Fritzle" zur Rede stellen wollte, hob dieser auch noch die Hand zur Schlagbewegung in Richtung ASV-Vorsitzenden. Dass man so einen Vorgang nicht unkommentiert stehen lassen konnte, war klar. Maier wandte sich per Mail an den VfB, schilderte die Situation und verwies flankierend zu seinen Schilderungen auf den Bericht des Schwarzwälder Boten.

Da auch wir die Situation in unserem Artikel "Sportplatz-Gaudi kommt bei Familien gut an" so darstellten, wie sie sich abgespielt hat, rief dies natürlich die Pressabteilung des VfB auf den Plan. Die vereinsinterne Pressestelle wollte den Vorfall kleinreden, sprach von einem Versehen und dass die Geschichte doch etwas aufgebauscht wurde. Sogar über eine Gegendarstellung in unserer Zeitung wurde von Seiten der Stuttgarter nachgedacht. "So was gibt es bei uns doch nicht – unser ›Fritzle‹ ist ein nettes Krokodil und kein Rüpel" und überhaupt wäre so etwas ja noch nie vorgekommen, wollten sich die VfB-Mitarbeiter aus der Affäre ziehen. Aber da hatten sie die Rechnung ohne die fleißigen Handynutzer unter den Eltern gemacht, denn von dieser Szene gibt es ein dreiminütiges Video, das auf der Facebook-Seite von "1250-Jahre-Bildechingen" den Vorgang exakt wiedergibt.

"Als ich ihnen den Link zum Video zugeschickt habe, haben mir die Stuttgarter nicht mehr geschrieben – ab dann haben sie angerufen und sich nur noch entschuldigt", freute sich Maier, der so beweisen konnte, dass sich der Vorfall exakt wie geschildert abgespielt hat.

Den Verantwortlichen in Stuttgart war die Sache richtig peinlich. Nicht nur wegen des Imageverlusts, sondern auch durch die unglücklichen Umstände, wie das Ganze passiert ist, und dass ausgerechnet der Sohn der einzigen Flüchtlingsfamilie, die in Bildechingen Zuflucht fand, den Ball an den Kopf bekam. Das alles brachte Betriebsamkeit in die Presseabteilung des VfB. Zuerst erließ man dem ASV die Anfahrtkosten für den "Fritzle-Auftritt", und selbst das "Fritzle" entschuldigte sich per Kommentar zum Video bei dem getroffenen Buben.

Und damit nicht genug. Am Dienstagnachmittag erschien das "Fritzle" – diesmal ein anderes aus der großen Krokodil-Herde – beim Training der ASV-Kinder. Unter großem Hallo betrat das Maskottchen die Turn- und Festhalle, und der kleine Mohamed wurde für ein paar Minuten zum Superstar. Man hatte für ihn extra ein VfB-Trikot mit der Nummer 10 und seinem Namen auf der Rückseite des Shirts angefertigt, und damit durfte er gemeinsam mit seinen Sportkameradinnen und -kameraden, die alle noch eine Vereinsfahne geschenkt bekamen, zusammen mit dem "Fritzle" für die vielen Fotografen posieren. Der Bub wusste gar nicht wie ihm geschah, freute sich dafür umso mehr.

"Das war eine super Reaktion von den VfB-Verantwortlichen", wertete der ASV-Vorstand diesen Privatbesuch vom "Fritzle". "Toll auch, dass die so zeitnah auf den Vorfall reagiert haben, denn Kinder vergessen schnell und hätten sich daher vielleicht nach den Sommerferien gewundert, dass der grüne Kerl schon wieder in Bildechingen ist. Der war doch erst vor Kurzem hier", so Maier.

In Bildechingen gibt es seit Dienstagnachmittag einige kleine VfB-Fans mehr, und selbst der Bub im BVB-Trikot wedelte stolz mit seiner geschenkten Fahne.

Ende gut – alles gut, kann man da nur sagen, doch die Erklärung der Begleitperson vom Dienstag, dass das "Fritzle" ja gar nicht in die Menge hätte schießen wollen, sondern den Ball per Kunstschuss über die wartenden Kinder befördern wollte, hätten man sich sparen können. Dumm gelaufen und toll ausgebügelt. Das reicht! Und das Einreisverbot für lebensgroße grüne Plüschkrokodile mit einer roten Kappe auf dem Kopf und einem VfB-Leibchen an ist zumindest für Bildechingen mit sofortiger Wirkung wieder aufgehoben.