Auf Stadtrundfahrt im sommerlichen Barcelona: Wolfgang Kronenbitter erlebte drei Tage vor den Terroranschlägen die Sonnenseite der katalanischen Metropole. Rechts: Kronenbitter fotografierte auch eine Sehenswürdigkeit, die bei ihm heute nicht nur positive Erinnerungen auslöst. Die Terroristen wollten die weltberühmte Basilika Sagrada Familia in die Luft jagen. Fotos: Kronenbitter Foto: Schwarzwälder-Bote

Reisen: Eine Mittelmeerkreuzfahrt und die Zeit danach: Wolfgang Kronenbitter war drei Tage vor den Terroranschlägen in Barcelona

Auch glückliche Reisen können einen traurigen Nachklang bekommen. Besonders, wenn schöne Erinnerungen von etwas Schlimmem getrübt werden, das sich an genau dem Ort ereignet, der vor Kurzem noch Urlaubsfreude verströmte. So geht es gerade Wolfgang Kronenbitter.

Horb/Empfingen. "Wenn mich jemand fragt, wie mein Urlaub war, sage ich: toll! Aber wenn das Wort Barcelona fällt, dann kommt ein komisches Gefühl hoch." Auf diesen Nenner bringt Wolfgang Kronenbitter seine Urlaubserfahrung 2017. Horbs Rechts- und Ordnungs-Fachbereichsleiter ist in Sachen Reisen ein Berg-Typ, der den Urlaub am liebsten beim Skifahren oder Wandern verbringt.

Dieses Jahr sollte es aber eine Kreuzfahrt sein. Wolfgang Kronenbitter und seine Frau waren mit Freunden schon einmal auf Kreuzfahrt und hatten beschlossen, sich mal wieder diese Abwechslung zu den Reisen nach Südtirol oder Österreich zu gönnen. Und so schön wie sie es sich vorgestellt hatten, wurde die Reise dann auch. An Bord des Kreuzfahrtschiffs "Mein Schiff 5", das mit bis zu 2500 Passagieren Küstenstädte des Mittelmeeres ansteuert, genossen die Kronenbitters alle Vorzüge einer Kreuzfahrtreise. "Das Tolle daran ist: Wenn man abends ins Bett geht und morgens aufwacht ist man in einer anderen Stadt oder einem anderen Land. Es gibt keine Reisestrapazen, keine Staus", schildert Kronenbitter.

Ein ausgeruhtes Reisen – mit Kurs auf die Cote d`Azur, die Küsten von Monaco, Ibiza, Mallorca sowie Ziele in Italien und Spanien. Am 14. August, einem Montag, war ein Ausflug ans Land geboten. Dieses mal ging es nach Barcelona, die katalanische Hauptstadt im Nordosten der Iberischen Halbinsel zwischen der Mittelmeerküste und den Pyrenäen. Eine Stadtrundfahrt führte zu Antoni Gaudis unvollendeter Kirche Sagrada Familia, dem Placa Catalunya mit der Nobelmeile La Rambla und auch vorbei am Stadion Camp Nou des FC Barcelona.

"Was mir aufgefallen ist: An vielen Häusern hingen katalanische Flaggen. Das Thema Unabhängigkeit spielt in der Stadt wohl eine große Rolle." Ansonsten aber war die Stadt vier Tage vor den Anschlägen ganz auf Lebensfreude und Sommertourismus eingestellt.

Kronenbitter: "Es war Urlaubsstimmung. Kein Mensch hat an Terror gedacht." Dass alle Passagiere des Kreuzfahrtschiffs nach jeder Rückkehr von einem Landausflug beim Betreten des Schiffes auf mitgebrachte Gegenstände kontrolliert wurden und sogar bei jedem einzelnen eine Gesichtskontrolle gemacht wurde, stärkte sogar noch das Sicherheitsgefühl.

Ein Gefühl, das auf dem Schiff das unbeschwertes Reisen in fast familiärer Atmosphäre förderte. "Wir haben sogar vier Talheimer an Bord getroffen. So klein ist die Welt", erzählte Kronenbitter und zog das Resümee einer rundum gelungenen Reise mit Bilderbuchwetter.

Zurück daheim in Empfingen. Die Erinnerungen an die Traumreise sind noch lebendig. Doch dann hört Kronenbitter im Radio von den Terroranschlägen. Er hört, wie eine lebensfrohe Innenstadt zum Ort des Schreckens wurde und hat dabei noch die lebendigen Eindrücke der eigenen Reise vor Augen. "Ich stelle mir vor, wie schrecklich es sein muss, unter den Betroffenen zu sein." Noch etwas anderes wird dem Empfinger klar: Eine sichere und komfortable Art des Reisens mag zwar das Risiko senken – aber nicht beseitigen. "Ich nenne es das Glück, nicht zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein", sagt Kronenbitter.

Eine Kreuzfahrt wollen die Kronenbitters trotzdem wieder machen. Bis zur nächsten lassen sie sich aber noch Zeit. "Wir haben uns ohnehin gesagt, dass wir das nicht jedes Jahr machen." Trotzdem hat der Terror von Barcelona bei dem Ehepaar Spuren hinterlassen. Bei der Auswahl einer Kreuzfahrt werden sich die Kronenbitters künftig die Route genau anschauen. "Und wir werden an Land auch ganz sicher nicht mehr in jede belebte Straße gehen."