Hier sitzt er in einem Café in Schweden, doch dieses Jahr entscheidet Holger Zimmermann mit Familie spontan, wohin es in Urlaub geht. Es muss keine weite Reise sein – den Zimmermanns gefällt es auch rund um Horb. Foto: Zimmermann Foto: Schwarzwälder-Bote

Sommerinterview: Holger Zimmermann setzt bei Reisen auf spontane Entscheidung / Firmenumzug in Neckararkaden steht bevor

Holger Zimmermann, in Horb bekannt als Unternehmer, "Projektmensch" und Mitinitiator des Minirock-Festivals, nutzt den Urlaub zum Entspannen – aber neue Ideen sind stets willkommen. Wie er seinen Urlaub am liebsten hat, erzählt er dem Schwarzwälder Boten.

Wohin geht es in diesem Jahr in den Urlaub?

Wir haben noch keine Ahnung und wollen das dieses Jahr ganz spontan entscheiden. Es gab heuer das erste Mal seit vielen Jahren keinen Ort, der uns so richtig angezogen hat. Insofern könnte es gut eine Reise mit dem Camper durch Deutschland und angrenzende Länder werden. Wer weiß?

Inwiefern hat die politisch unsichere Situation in vielen Teilen der Welt die Wahl Ihres Urlaubsortes beeinflusst?

Es war jetzt kein bewusster Gegenstand unserer Gespräche und Überlegungen. Ich denke jedoch, dass es unterbewusst wohl eine Rolle spielt, weil bestimmte Gebiete von vorneherein gar nicht erst in den Fokus kamen.

Wie können Sie an Ihrem Urlaubsort am besten abschalten?

Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich so richtig abschalten will. Dafür liebe ich es viel zu sehr, die Gedanken fliegen zu lassen. Das gelingt mir am besten in einem schönen Café mit Ausblick und im Idealfall viel Natur drum herum. Dann kann es schon mal vorkommen, dass ich da einen ganzen Tag verbringe und einfach nur bin. Alternativ nehme ich mir die Thermoskanne mit und setze mich mit Frau und Kindern irgendwo in die Berge und starre Löcher in die Luft, führe gute Gespräche oder beobachte mit den jungen Zimmermännern die Natur. Das tut einfach nur gut.

Sind Sie eher der Strand-, Pool- oder der Bergtyp?

Wenn ich zwischen diesen drei Rubriken wählen muss, wähle ich die Berge. Ich liebe den Ausblick und die Ruhe. Das Wandern hat etwas Meditatives. An Strand und Pool wird mir schnell zu heiß. Zumindest in meiner Vorstellung. Wobei ich einer Portion Wassersport auch mal wieder etwas abgewinnen könnte, wenn ich gerade so drüber nachdenke. Auf einem Surfbrett bin ich das letzte Mal vor rund 25 Jahren gestanden.

Ist Ihr Handy ausgeschaltet?

Ich lösche meinen Mail-Account und sonstige Apps, die ich nur geschäftlich nutze, vor dem Urlaub. Damit fällt es mir leichter, mich nicht ablenken zu lassen. Auf die Karten-Apps und all die Lesequellen wie Blogs und Bücher will ich nicht verzichten. Das Lesen und Gedanken-fliegen-lassen gehören für mich zu einem guten Urlaub dazu.

Welche Apps und Funktionen des Telefons sind für Sie auch im Urlaub unverzichtbar?

Unverzichtbar ist zum Glück keine davon. Es kann gut sein, dass ich im Urlaub nicht mehr weiß, wo ich das Smartphone hingelegt habe. Allerdings erst wieder, seit ich wieder mehr mit meiner Kamera fotografiere. Es gab eine Zeit, da hatte ich dafür oft das Telefon benutzt, und ruckzuck habe ich mich erwischt, wie ich "kurz mal" bei Twitter reingeschaut habe. Völlig unnötig, wenn man gerade in einer herrlichen Landschaft steht.

Welche Themen bewegen Sie derzeit so, dass sie sich auch an den freien Tagen damit beschäftigen werden?

Zum Glück gibt es im Moment kein Thema, das unbedingt und ganz dringend Aufmerksamkeit erfordert. Allerdings liebe ich es, mich gedanklich mit unseren Projekten und unserem Unternehmen auseinanderzusetzen. Befreit von den Terminen des Alltags kommen oft gute Gedanken und Ideen. Schon einige erfolgreiche Dinge haben wir Urlaubsüberlegungen zu verdanken. Unter anderem die Idee zur Projektmensch-Masterclass, die wir kommendes Jahr starten wollen, hat ihren Ursprung in Übersee.

Was lesen Sie in diesem Urlaub?

Ich verfahre nach dem Motto "Jedes Buch hat seine Zeit". Ich markiere mir online Bücher, die ich spannend finde, und lade sie mir dann herunter, wenn der richtige Moment gekommen ist. Oder kaufe sie schon mal auf Vorrat, etwa falls es keine elektronische Ausgabe geben sollte. Dann stapeln sie sich auf und immer wieder auch mal neben meinem Nachttisch. Die Entscheidung fällt dann just in dem Moment, in dem ich Lust habe, zu lesen. Oder ein Buch ruft dann nach mir. "Als ich aufwachte, war so sehr Montag, dass es weh tat" von Mikko Rimminen liegt schon eine Weile auf dem Stapel und spricht mich an. Das könnte es werden.  

Treiben Sie Sport im Urlaub?

Wenn es sich ergibt, dann gerne. Die eine oder andere Radtour vielleicht? Oder mit dem Kanu auf den See? Ich habe nach langer Pause vergangenes Jahr wieder damit begonnen, Handball zu spielen. Da würde mir ein bisschen mehr Kondition sehr gut tun. Vielleicht nehme ich das zum Anlass, um ein bisschen mehr Bewegung in den Urlaub zu bringen. Es darf jedoch nicht zum Zwang werden, sonst werde ich schnell zum Sportmuffel.

Welche Reise würden Sie gerne wiederholen?

Keine. Alle Reisen, die wir bisher gemacht haben, waren sehr schön und genau richtig, wie sie waren. Ich würde vielleicht ein Gebiet gerne wieder besuchen, dann aber eine andere Route nehmen. Ich denke, ich kann bei uns die ganze Familie als Kanada-Fans bezeichnen. Da werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit mal wieder hinfliegen, dann jedoch eher gen Osten. Im Westen und in der Region um Toronto waren wir bereits. Wobei die Rocky Mountains immer eine Reise wert sind.

Und wohin würde Ihre Traumreise gehen?

Vor Jahren hätte ich da spontan "Patagonien" geantwortet. Inzwischen ist die Liste länger geworden, und mindestens Island sowie Neuseeland stehen noch mit drauf. Es gibt so viele schöne Orte auf dieser Welt, und eigentlich ist mein Traum, viele davon gemeinsam mit meiner Familie zu sehen und den Menschen, die dort leben, begegnen zu dürfen.

Wann haben Sie letztes Mal Urlaub zu Hause gemacht?

Erst dieses Jahr, in den Pfingstferien. Wir haben es sehr genossen. Sowohl unsere Terrasse und die lauen Abende dort wie auch die Tagesausflüge in verschiedenste Richtungen. Wobei die Kinder es auch geliebt haben, einfach mit den Nachbarskindern zu spielen. Die beiden hätten sicherlich nichts dagegen, wenn wir das bald wiederholen würden. Wir müssten uns dann jedoch mit den Nachbarn abstimmen, wann wer in den Urlaub darf. Ob die da mitmachen würden?

Welches ist Ihr Lieblingsort im Kreis Freudenstadt, an dem Sie Ihre Seele baumeln lassen?

Von Ahldorf aus sind es nur ein paar Minuten bis zum Kloster Kirchberg. Dort lasse ich gerne die Seele baumeln. Wenn es ein Ort im Landkreis sein muss, dann würde ich wieder die heimische Terrasse wählen. Wir haben einen herrlichen Ausblick, der der Seele ebenso guttut. Abseits der heimischen Terrasse ist es der Schliffkopf, der mich immer wieder anzieht und zu einem Spaziergang verführt.

Was ist Ihr Lieblings-Eis?

Ein gemischtes Eis mit Sahne. Aber bitte nur Stracciatella, Schoko und Vanille.

Und was legen Sie im Sommer am liebsten auf den Grill?

Am liebsten ein schönes Rinderfilet und dazu ein paar Pilze. Dann brauche ich nur noch einen frischen Salat sowie ein bisschen Kräuterbutter, und die Welt ist in Ordnung. Allerdings, das muss ich zugeben, grille ich öfter Schweinefleisch und frage mich gerade warum eigentlich.

Müssen Anzug und Krawatte auch bei 35 Grad sein? Wie halten Sie es mit der Kleiderordnung?

Nein, Anzug und Krawatte trage ich fast nie. In meinem Beruf gilt es, Barrieren abzubauen. Da sind Anzug und Krawatte eher weniger dienlich. Da brauche ich mich bei 35 Grad nur insofern umstellen, dass die Jeans durch eine Hose mit dünnerem Stoff ersetzt wird.

Was steht bei Ihnen nach den Ferien als wichtigstes Projekt an?

Es sind zwei Projekte, die mir nach den Ferien besonders am Herzen liegen: Da ist zum einen "projektraum42", unsere Co-Working- und Workshopräume in den Neckararkaden, zum anderen wollen wir eine "Projektmensch-Masterclass für Projektführung" als offenes Angebot für Unternehmen aufbauen, die dann im Frühjahr 2018 starten soll. Wobei beide Vorhaben Hand in Hand gehen, denn für die Masterclass wollen wir vorwiegend auch die eigenen Räumlichkeiten nutzen. Die werden schließlich eigens für diesen Zweck gemacht. Derzeit stehen die Auswahl der Möblierung und die technische Ausstattung der Räume im Fokus. Vermutlich direkt nach den Ferien werden wir dann entscheiden, welchen Raum wir wie ausstatten werden. Auf diesen Moment freue ich mich sehr.