Biobasierte Kunststoffe sind auf dem Vormarsch. Bekanntestes Produkt in der Region ist der "Grüne Dübel" von fischer. Doch der Ausbau dieses Wirtschaftszweiges wird momentan nicht so gefördert, wie man es sich in der Region erhofft hat. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Bio-Win kein Regio-Gewinner / Horbs Wirtschaftsförderer Blochwitz muss jetzt neue Fördergelder suchen

Von Jürgen Lück

Horb. Wird der Großen Kreisstadt mal wieder nichts gegönnt? Trotz großer Hoffnungen und positiver Vorzeichen fiel das Projekt BioWin, welches in der Kaserne stationiert werden soll, aus der RegioWin-Förderung raus.

Das Landwirtschaftsministerium sowie das Ministerium für Wirtschaft und Finanzen hatten den Wettbewerb, der mit 68 Millionen Euro, auch aus EU-Mitteln, dotiert ist ausgerufen. Gestern war die Bekanntgabe der Regio-Winner.

Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz: "Ich empfinde keine Enttäuschung, sondern ein Unverständnis, das in Enttäuschung endet."

Denn: Obwohl der Lenkungskreis der Region Nordschwarzwald das Horber Projekt eines Forschungs- und Entwicklungszentrums für biobasierte Kunststoffe in Horb selbst auf den ersten Platz gewählt hat, kommen Platz 2 und Platz 3 ins Förderprogramm! Das Horber Projetzt ist nicht mal auf der Nachrückerliste, falls die EU einige der vom Land ausgesuchten Projekte nicht akzeptieren sollte.

Platz 2 nennt sich "RegioHolz". Eine Initiative, die aus dem Netzwerk Holzmöbel der Städte Freudenstadt und Nagold hervorging. Die will Fachkräfte gewinnen durch die Vernetzung mit Unis und Hochschulen und will ein Holzhaus bauen. Das dürfte wahrscheinlich im Nationalpark stehen.

Obwohl eine "unabhängige Jury" aus Wissenschaft und Politik die Projekte für RegioWin auswählte, fällt aus Horber Sicht auf: Landwirtschaftsminister Alexander Bonde stammt aus Baiersbronn.

Der Promoter des Nationalparks hatte enormen Ärger mit der Holzindustrie auszustehen. Klaus Michael Rückert ist nicht nur Landrat des Landkreises, sondern auch Vorsitzender des Nationalpark-Rates.

Auch überraschend in das Förderprogramm gekommen: Das Zentrum für Präzisionstechnik in Pforzheim. Eine "industrielle Anlaufstelle mit dem Fokus auf klein- und mittelständische Unternehmen. Bietet umfassende wissenschaftliche und technologische Unterstützung bei der Entwicklung von hochpräzisen Produkten und Verfahren", so schreibt die Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald.

Genau das hatte das BioWin-Zentrum in Horb vor. Laut Blochwitz sollte es – vereinfacht gesagt – den 400 Unternehmen in der Region Nordschwarzwald, die sich mit Kunststoff-Verarbeitung beschäftigen, eine Zentrale geben, bei der sie die Produktion und Herstellung von Produkten unter wissenschaftlicher Begleitung der Dualen Hochschule und der Stuttgarter Uni die Verarbeitung von biobasierten Kunststoffen ausprobieren können. Bekanntestes Produkt aus biobasierten Kunststoffen ist der "Grüne Dübel" von fischer, der auch Landesvater Winfried Kretschmann bei seinem Besuch in Waldachtal begeisterte (wir berichteten).

Fakt ist: Pforzheims OB Gert Hager ist SPD-Parteifreund von Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid, dessen Ministerium neben dem Bonde-Ministerium für den ländlichen Raum den Regio-Win-Wettbewerb ausgeschrieben hat.

Doch jetzt ist es nichts für Horb mit den gut vier Millionen Euro Fördergeld. Noch schlimmer: Das Horber Projekt wurde von der Jury nicht einmal als Nachrücker nominiert. Dafür ist "Intermodale Mobilität" drauf – ein Projekt des Landkreises Calw.

Das heißt konkret, so Axel Blochwitz: "Wir sind jetzt auf uns allein gestellt. Wir versuchen jetzt, für unser BioWin-Projekt eine Förderzusage der Landesregierung zu bekommen. Und wir machen uns auf die Suche nach einem passenden EU-Förderprogramm."

Denn: Es gibt jede Menge Programme, mit denen das BioWin-Projekt gefördert werden könnte. Blochwitz will versuchen, ein für das Projekt passendes zu finden. Das könnte aber bis Ende des Jahres dauern.

Steffen Schoch, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, schreibt in seiner Pressemitteilung von "Unverständnis beim Kunststoffprojekt BioWin. Das ist ein bitterer Beigeschmack für die Region."

Es heißt weiter: "Bei beiden Projekten (auch bei Regio-Win, d. Red.) werden wir die Anmerkungen der Jury sehr genau analysieren, diese gegebenenfalls überarbeiten und die Umsetzungsmöglichkeiten auf anderen Wegen prüfen", betont Schoch.

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