Hanns-Michael Langner (von links) und Manfred Bok vom Verein "Haus und Grund" mit dem Referenten Rüdiger Pleus. Foto: Müssigmann

Rüdiger Pleus spricht bei Hauptversammlung von "Haus & Grund" über geplantes Einkaufszentrum. Bok gibt Amt in einem Jahr ab.

Horb - Mit einem Vortrag zum geplanten Einkaufszentrum in Horb hat der Verein "Haus und Grund" den thematischen Schwerpunkt seiner Hauptversammlung gesetzt. Für Experte Rüdiger Pleus ist alles unter 10. 000 Quadratmeter kein richtiges Einkaufszentrum.

Rüdiger Pleus ist Beauftragter des Vorstands des German Council of Shopping Centers. Er ging bei der Sitzung im Adler in Dettingen der Frage nach: "Welche Voraussetzungen sind erforderlich, damit ein Einkaufszentrum heute und in der Zukunft erfolgreich betrieben werden kann?"

Für Pleus fängt die Attraktivität eines Einkaufszentrums bei 20.000 bis 30.000 Quadratmetern Fläche an. Die Pläne in Horb sehen eine Fläche von knapp 5000 Quadratmeter vor. Eine gute Verkehrsanbindung sei wichtig, was für den Horber Standort bejaht werden dürfte. Über den Erfolg entscheide am Ende der Mix der Händler und das Verhalten der Kunden.

Center muss gut in Stadt integriert sein

Pleus sagte, dass die Umsätze des Einkaufs im Internet deutlich stärker steige, als die Umsätze in tatsächlichen Geschäften. "Alles, was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert." Er nannte Zahlen einer Schuhhandelskette, die innerhalb von zwei Jahren 20 Prozent an Kunden eingebüßt hat. Zunehmend wird am Rechner eingekauft und nicht in Shoppingcentern. Entsteht ein neues Zentrum, müsse es gut in Stadt und Umfeld integriert werden, sagt Pleus. Er berichtet, dass an seinem Wohnort Ludwigsburg ein Einkaufszentrum, die Wilhelmsgalerie, in einem kaum belebten Stadtteil gebaut worden sei. In der Folge hätten sich weitere Geschäftsleute ermutigt gefühlt, ebenfalls zu investieren. "Heute ist dort viel los", sagt er.

Es scheint die Grundfrage zu sein: Muss in der Stadt erst mal viel los sein, damit man nachvollziehbar auf den Gedanken kommen kann, man hätte genügend Kunden für so ein Center? Oder muss erst mal das Center gebaut werden, damit dann wieder mehr Leute in die Stadt kommen?

Bok ist im Moment gegen das Shoppingcenter in Horb, weil er glaubt, es gebe zu wenig Kunden in der Stadt. Horb müsse als Wohnort wieder attraktiver werden. Wenn die Bevölkerungszahl durch Zuzug steige, könne auch ein Einkaufszentrum lohnenswert sein. Bok sagt: "Es heißt, im Einkaufszentrum bräuchte man 3000 Leute am Tag. Fahren Sie mal an einem Samstag durch Horb, da laufen keine 500!"

Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz, der als Privatperson bei der Versammlung war, sagt dazu aber: Wenn ein Investor in die Stadt komme, um den Kreislauf zu durchbrechen, in dem wenige Kunden die geringe Attraktivität der Stadt bedingen und andersherum, "dann sage ich doch nicht: Tu’s nicht!".

Bok will den Fokus der Entwicklung aber lieber auf die Innenstadt gelegt sehen: Dass in der Unterstadt etwa 16 Läden leerstünden, sei ein Skandal. Bok fordert die Stadt auf, in einem ersten Schritt eine Immobilienbörse einzurichten, in der interessierte Mieter das Angebot in der Stadt auf einen Blick erfassen könnten. Er fordert, dass ein Konzept für den innerstädtischen Handel aufgelegt wird. Er habe der Stadtverwaltung schon mehrfach angeboten, sich an einem Planungsprozess zu beteiligen. Dieses Angebot sei aber ungehört verhallt.

Im Verein Horb Aktiv kommen bereits Händler und einige Immobilienbesitzer zusammen. Citymanager Bernd Mathieu sagt, er höre das Angebot von Bok, gemeinsam an der Stadtentwicklung zu arbeiten, zum ersten Mal. Er sei aber offen dafür, eine versuchsweise Arbeitsgruppe zum Thema einzurichten, wenn Interesse der Immobilienbesitzer vorhanden ist.

 Ausblick

Vorsitzender Manfred Bok gab bekannt, dass er in einem Jahr sein Amt aus Altersgründen abgebe. Dann müsse ohnehin turnusgemäß neu gewählt werden. Bezüglich des Immobilienangebots in Horb sagte Bok, dass dringend Studentenwohnungen in der Nähe der Dualen Hochschule entstehen sollten. "Manche Studenten müssen in Glatt oder Hopfau wohnen, weil sie hier keine Wohnung finden." u Rückblick

Die Mitgliederzahl ist im vergangenen Jahr von 596 auf 586 gesunken, wird berichtet. Bok ärgert sich, dass einerseits durch die Änderung der Landesbauordnung höhere Investitionen für die Besitzer großer Immobilien nötig werden, gleichzeitig aber die Mietpreisbremse die Möglichkeit deckelt, Geld abzuschöpfen.

Kassenbericht

Der Kassierer Andreas Schneider berichtete von einem Jahrsüberschuss von 701,84 Euro. Damit erhöht sich das Guthaben des Eigentümervereins auf rund 10.900 Euro.

Mietrechtsänderungen

Rechtsanwalt Hanns-Michael Langner hat den Mitgliedern erklärt, wie sie neue Mieter vor Vertragsschluss belehren müssen, damit kein unbefristetes Widerrufsrecht des Mietvertrags zustande kommt.