Singer/Songwriter Matt Brown (rechts) und sein Kumpel Wylie Forster, der den Transportkoffer zur Bass-Drum unfunktioniert hatte, spielten im Gleis Süd. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Matt Brown und Wylie Forster verschlägt es aus Nashville in die schwäbische Provinz

Horb. Fast direkt aus der Welthauptstadt der Musik, aus der "Music City" Nashville/Tennessee, nach Horb verschlug es den Singer/Songwriter Matt Brown und seinen Kumpel, den Schlagzeuger Wylie Forster.

Beide sind auf Europa-Tournee und gaben nach ihrem Auftritt im März 2015 nun zum zweiten Mal ihre Visitenkarte im Gleis Süd ab. Es war für die beiden US-Amerikaner eine Art Härtetest, was Organisation und Equipment anbelangt. Für diesen Trip durch good old Germany und Österreich reisten sie mit leichtem Gepäck an. Während Wylie Forster sein gesamtes Schlagzeug (Hi-Hat, Snare und Tamburin) in einem alten Koffer untergebracht hatte, den er bei den Auftritten auch noch als Bass-Drum nutzte, verzichtete Matt Brown sogar auf seine geliebte "Stella", einen hellblauen Fender-Telecaster, und nutzte eine in Deutschland geliehene E-Gitarre. Auf eine eigene Anlage hatten die beiden US-Boys aus reiseökonomischen Gründen ebenfalls verzichtet, und deshalb müssen sie nun an den Auftrittsorten mit dem Vorlieb nehmen, was ihnen die Veranstalter anbieten. Da passt so mancher Stöpsel aus Übersee nicht in die deutsche Normbuchse. Bis dann noch zehn Gitarren-Trickpedale – vom Loop bis zum Hall – angeschlossen sind, vergeht dann doch etwas Zeit.

"Check, Check, Check – One, Two, Three" hören die Gleis-Süd-Besucher deshalb auch eine ganze Weile nach dem eigentlichen Konzertbeginn und wunderten sich doch, mit welcher Lässigkeit die beiden ihren Soundcheck machten, nachdem die Stöpsel dann irgendwann ihren richtigen Platz gefunden hatten und das Gesangsmikrofon mit viel Klebeband an einer Art Besenstiel befestigt war. Des Rätsels Lösung lag in dem Problem, dass die beiden ein schlechtes Schwäbisch sprechen. Denn das verschob die Auftrittszeit um eine ganze Stunde nach hinten. Sie verstanden 9 p.m. (21 Uhr) anstatt 8 p.m. (20 Uhr) und ließen sich entsprechend viel Zeit mit ihrer Soundbastelei.

Irgendwann war auch dieses Missverständnis aufgeklärt, der mobile CD-Laden war noch schnell aufgebaut, und mit dem Song "The Acrobat" stiegen die beiden in ihren Horb-Gig ein. Sie wählten ganz bewusst einen Song, den sie bestimmt schon 1000 Mal gespielt hatten, und den sie sicher auch nachts noch im Schlaf spielen können.

Ihr nächstes Stück war dafür ganz neu. Es war der Titel-Track ihrer neuesten CD. "Walk Into the Light" erzählt die Geschichte einer nächtlichen Autopanne. Nichts außer dem Scheinwerferlicht des Wagens ging mehr an der liegen gebliebenen Karre, und so durfte der Protagonist dieser Geschichte im Licht der Scheinwerferkegel seinen Weg gehen. Es ist ein Song, in dem Brown einige Reflexionen seines Lebens eingearbeitet hat. "All meine Lieder sind real", erzählt er im Gespräch vor dem Auftritt.

Brown, der aus einer Musikerfamilie stammt, überzeugt mit ganz feinem Gitarrenspiel und einer Stimme, die zwischen samtweich und rockig klingt. Er hat den sogenannten Wiedererkennungswert in der Stimme, die ihn aus der Masse heraushebt. Er weiß jedoch, dass dies allein im harten Musikbusiness nicht ausreicht, um ganz nach oben zu kommen. Die Musikbranche ist ein Haifischbecken, in dem man schneller vom Zeitgeschmack gefressen wird, als man neue Songs schreiben kann. Klar, er kommt aus der Stadt mit den meisten Tonstudios, den meisten arbeitslosen Musikern und den meisten Weltstars. Für ihn ist Nashville jeden Tag eine Inspiration und Anreiz, wie er verriet.

Für ihren Horber Gig hatten die beiden Musiker, die seit sechs Jahren zusammenarbeiten, einen Querschnitt durch die bisher in drei CDs und dem einen Longplayer veröffentlichten Titel im abgespeckten Reisegepäck. Trotz einiger Soundprobleme darf man zusammenfassen, dass dieser Auftritt für Freunde guter, handgemachter Musik ein echtes Höhepunkt war. Ein Gig, den sich weder das Stammpublikum dieser Eventreihe noch einige Musiker aus der Gegend entgehen ließen.