Nicht nur kuschelig, sondern auch heiß ging es mit dem Hamburger Punkrock-Duo "Der Wahnsinn" zu, das bei "Rock gegen Gewalt" im Marmorwerk in Horb ganz spontan eingesprungen war. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: "Rock gegen Gewalt" im Marmorwerk: Individuelle Band-Stile mit deutschen Texten kommen gut an

Horb. "Wenn man mit seinem Hobby was Gutes tun kann, besser kann es nicht laufen", freut sich Jo von der Indie-Pop-Band Nora aus Reutlingen, die bei "Rock gegen Gewalt" im Marmorwerk in Horb auftrat.

Über 100 Besucher lockten die Organisatoren und das Marmorwerkteam in den kuscheligen Veranstaltungsraum. Ganz spontan hatte Christian Ott, Musikschuldirektor der Musikschule Lautpegel, eine Überraschung für die Besucher organisiert. Das Punkrock-Duo "Der Wahnsinn" aus der Hansestadt Hamburg schoben die Feier für den guten Zweck zwischen zwei Termine. "Wir waren gerade in der Schweiz", erklären Werther Wahnsinn und Steven, die bereits bei der zweiten Auflage "Rock gegen Gewalt" dabei waren. Mit Liedern wie "Hooligans" oder "Sarg" trafen sie beim Publikum voll ins Schwarze. Das Thema habe zugesagt und auch die Anlaufstelle, die dieses Mal unterstützt werde, sei in ihrem Sinn. Denn dieses Mal geht der Erlös aus "Rock gegen Gewalt" an "Pfunzkerle" nach Tübingen. Die Fachstelle für Jungen- und Männerarbeit haben sich die Organisatoren ausgesucht, weil ein sensibles Thema aufgegriffen werde. "Man hört ja sonst nur von Gewalt gegen Frauen", beschreibt Madeleine Wolf vom städtischen Jugendreferat. Gewalt sei in aller Munde und trotzdem ein Thema, das nicht oft genug angesprochen werden könnte. Aufkommen sollte dabei auch sexualisierte Gewalt gegen Männer oder Gewalt in Beziehungen, womit sich die Veranstalter dieses Mal auseinandersetzen. "Ich fand‘s persönlich interessant, weil es eben so selten ist", meint Gianluca Piras von der Indie-Pop-Band Nora aus Reutlingen. Deshalb hätten sich die fünf gleich bereiterklärt und Christian Ott zugesagt. Neben Gianluca Piras setzten Hannes Schneider, Jan Horst, Timo Winterling und Jo Schnitze ihren unvergleichlichen Sound um. "Wir sind wie Revolverheld, nur mit noch geilerem Sound", hatten sie zuvor versprochen, dann aber einen Mix aus Rock und Pop geboten. Passend dazu der Song "Neuland", obwohl die Reutlinger bereits seit 2005 gemeinsam auf der Bühne stehen. Wer englische Sounds suchte, war vergebens gekommen. "Wir haben mit englischen Liedern als Schülerband angefangen und sind dann aber auf unsere Muttersprache übergegangen, weil uns das irgendwie besser gefallen hat", beschreibt Jo. Somit kam auch der Bandname Nora auf, der allen gefallen habe. "Immer wieder haben uns Ältere angesprochen, ob wir Modern-Talking-Fans seien", nahm Jan Horst Bezug auf Thomas Anders Ex-Freundin Nora, von der die Fünf jedoch bei der Bandbenennung nichts wussten. "Uns gefällt der Name einfach", lachen sie und erklären, dass Nora auch eine Abkürzung wie "Nie ohne Rute angeln" sein könnte. Das Thema "Rock gegen Gewalt" hätte sie gleich angesprochen. "Wir kennen das ja alle: Nach der Disko schlagen sich noch welche, dabei kann man doch einfach einen coolen Abend verbringen und Gewalt bringt keinem was", so Jo. "Deshalb spielen wir für diesen Banner", unterstreicht Jan – und das machten alle Bands wie immer ehrenamtlich, denn der Reinerlös komme "Pfunzkerle" zugute. Als regionaler Headliner begeisterten Patrick, Kevin, Sanne, Matze, Pade und Lukas von "Barfuß" aus Pfalzgrafenweiler auf der Marmorwerk-Bühne. "Die machen deutschen Pop. Man kennt sie vor allem aus dem Freudenstädter Raum", kündigte sie Christian Ott an.

Und der Musikschuldirektor hatte nicht zu viel versprochen. Kuschelig ging es im Marmorwerk zu. "Wir hoffen, dass wir im November in der ehemaligen Kaserne feiern können", blickt Madeleine Wolf optimistisch in die Zukunft. Dann packen wieder alle Helfer, auch die Security, ehrenamtlich mit an, für die nächste Auflage mit einem Thema, das laut den Organisatoren nie an Aktualität verlieren werde: "Rock gegen Gewalt".