Vernissage im Stubenschen Schlösschen. Die Hauptprotagonisten des Abends stehen im Nebenraum (von links): Hans Ginter, Marlis Weber-Raudenbusch, Albrecht und Ursel Bopp. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kreis der Horber Kunstfreunde trifft sich im Stubenschen Schlösschen zur Eröffnung der Ausstellung von Hans Ginter

Von Peter Morlok

Horb. Stell dir vor, es ist irgendwo eine Vernissage und niemand geht hin! In Horb unmöglich. Da muss man als Galerist nur ein wenig warten, dann geht die Tür auf und die, die sonst auch immer kommen, bevölkern plötzlich den Ausstellungsraum.

"Da wird’s einem ganz schummerig vom bloßen Hingucken"

So auch am Donnerstagabend, als Ursel und Albrecht Bopp 20 Minuten vor Ausstellungsbeginn noch ganz allein in ihrem "raum für kunst" standen und überlegten, was sie wohl machen würden, wenn niemand kommt. Aber in diese Verlegenheit wurden sie natürlich nicht gebracht. Sehen und gesehen werden ist wichtig, Sekt und Brezeln locken, das Plaudern mit Seinesgleichen strengt nicht wirklich an, Smalltalk reicht, und ab und zu ein anerkennendes Nicken in Richtung der ausgestellten Werke – das ist der Stoff, aus dem die Vernissagen sind.

Wenn dazu noch eine gewichtige Rede, möglichst gespickt mit vielen klug klingenden Fremdwörtern, in die Tiefen des künstlerischen Schaffens einführt, gehalten wird, der Künstler selbst bescheiden und im Hintergrund bleibt, dann kann man sogar auf einen klecksenden Bürgermeister, der während der Veranstaltung ein Bild malt (wie unlängst von Jan Zeitler vorgeschlagen) verzichten.

In Horb wird deshalb aus jeder Einladung zu solch einem künstlerischen Treffen ein Selbstläufer. Man kennt sich in der oft so zwiegespaltenen Künstlerkolonie, man begrüßt sich überschwänglich oder gar nicht, schaut über den Hornbrillenrand aneinander vorbei und tauscht auch mal eine Meinung über die eine oder andere Arbeit aus. Ebenfalls natürlich aus eigener Sicht, und somit allgemein verbindlich. "Da wird’s einem ganz schummerig vom bloßen Hingucken", so die Meinung einer Künstlerin aus dem Kreis, wogegen ein Horber Kunstkritiker pauschal bemerkte, dass ihm das Ganze gefällt.

Ach so, natürlich. Fast vergessen! Wir machten gerade einen kleinen Abstecher in die Vernissage, zu der die Bopps eingeladen hatten, die in ihrer gemütlichen Galerie im Stubenschen Schlössle, dem "Raum für Kunst", seit Donnerstag den Stuttgarter Künstler Hans Ginter noch bis Freitag, 7. November, ausstellen.

Wer sich selbst in Ruhe, außerhalb so einer geselligen Runde, über die Arbeiten des 70-jährigen Grafikers Hans Ginter einen Eindruck verschaffen oder wer unbedingt den "roten Punkt" auf ein Werk kleben möchte, kann über Telefon: 0162/8 40 41 70 oder per Mail: raumfkunst@aol.com jederzeit mit dem Galeristen Albrecht A. Bopp Kontakt aufnehmen, um einen individuellen Besichtigungstermin zu vereinbaren. Über den Künstler und seine Werke in dieser Ausstellung haben wir bereits berichtet.