Vom Bühnenbild bis zur schauspielerischen Leistung: Die Altheimer "Krabbabühne" glänzt mit ihrem neuen Stück, dessen Premiere begeisterte. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Spaß am Theaterspielen bei der "Krabbabühne" geradezu greifbar: Premiere von "Rotkäppchen und der geldgierige Wolff" fast profihaft

Von Peter Morlok

Horb-Altheim. Die "Altheimer Krabbenbühne" hatte am Samstagabend Premiere mit ihrer neuesten Inszenierung: "Rotkäppchen und der geldgierige Wolff".

Der Titel erinnert zwar an das bekannte Märchen und in diesem deftigen Schwank sind Anspielungen darauf überall zu finden, doch bedienen sich die Altheimer-Laienschauspieler noch vieler anderer, köstlicher Stilmittel, die ein Volkstheater so herrlich amüsant und teilweise sogar urkomisch machen.

Es sind die kleinen Seitenhiebe auf das tatsächliche Leben, die geschickt eingestreuten Dialoge, die Situationskomik, die man erlebt haben muss. Kleinigkeiten, die so eine Aufführung prägen und die die Lust der Schauspieler aufs Theater geradezu greifbar transportieren.

Das Rotkäppchen agiert in diesem Stück in Punk-Klamotten und fährt mit dem Tretroller durch die Gegend, der Wolff ist ein berlinerisch-sächselnder Möchtegern-Geschäftsmann, der Polizist prahlerisch begriffsstutzig, der Ortsvorsteher und die zweite Frau von Kleinlandwirt Lambert Zweigle sind geldgierig bis ins Mark, und das Landstreicherpärchen Wenz und Storz tappen auf der Suche nach Ess- und vor allem Trinkbaren von einer vertrackten Situation in die andere.

Im Kern der Geschichte geht es darum, dass ein Chemiekonzern versucht, eine ländliche und ökologische Idylle zum Zweck der Errichtung eines obskuren Futtermittelwerkes in Bauland umzufunktionieren. Zuletzt steht diesem Plan bloß noch das kleine Anwesen einer Witwe inmitten dieser Landschaft im Weg. Unterstützt von ihrer Nichte, deren Verlobtem, dem etwas trotteligen Landarzt und anderen frohgemuten Helfern gelingt es der couragierten Oma, sich gegen Industrielobby, profilsüchtige Kommunalpolitiker und die geldgierige Schwiegertochter zu behaupten. Die beiden zufällig ins Geschehen geratenen Tippelbrüder verwirren, ohne es zu merken, die Situation zusätzlich so, dass das Gute einfach siegen muss.

Gleich in drei Bühnenbildern spielt diese abendfüllende Geschichte, bei der am Schluss im Bett der Oma die Träume von Reichtum und schnellem Geld wie Seifenblasen zerplatzen.

Neben dem fast schon profihaften Spiel der Akteure fiel besonders auf, dass die

"Altheimer Krabbenbühne" gerade bei der Bühnenausstattung nicht gespart hat – im Gegenteil, sie haben geklotzt. Wo gab es das schon mal, dass ein Verein auf zwei Bühnen gleichzeitig spielte. Die Altheimer machten es möglich. Der erste Akt spielte überwiegend in der Wohnküche der Zweigles. Dieses Bühnenbild war bis ins allerkleinste Detail perfekt ausgestattet, und wenn man es nicht besser gewusst hätte, man hätte sich wirklich als Gast in einer ländlichen Wohnküche der 1960-er Jahre gefühlt. Sogar ein orangerotes Wahlscheiben-Telefon aus jener Zeit stand bereit.

Nach einer ausgiebigen Pause verlegte das Ensemble den Spielort in die gegenüberliegende Hallenseite. Dort hatten sie einen kompletten Wald, in dem selbst meterhohe Tannen nicht fehlten, aufgebaut. Auch hier konnte sich das Auge des Betrachters kaum sattsehen. Ein kleiner Fuchs, der dem daneben stehende Hasen gute Nacht sagte, ein Zelt, das von einer recht korpulenten Dame bewohnt wurde, zumindest ließ sich bei der Größe der herumhängenden Dessous darauf schließen, waren nur zwei kleine Schmankerl von vielen. Echte Büsche und ein Bänkle für erschöpfte Omas und Landstreicher boten zudem geradezu eine Outdoor-Idylle in der Halle.

Das Finale aber, der Kampf um die heiß begehrte Unterschrift der Oma Querschläger, spielte sich in deren Schlafzimmer ab. Und auch bei diesem Szenenbild hat sich das Requisition-Team selbst übertroffen. Alles glaubhaft echt, besser geht’s nicht.

Wer die Premiere verpasst hat, der hat am Ostersonntag, 20. April, ab 20 Uhr sowie am Ostermontag ab 18 Uhr – Einlass jeweils eine Stunde vorher – nochmals Gelegenheit, sich beim nunmehr 30. Stück der "Altheimer Krabbenbühne" die Lachmuskeln zu verbiegen.